komt Ihr Paquet und Thieriots Pak. Eine Plage wolt' ich Ihnen durch O. ersparen --
2. Thieriot. Zufälligkeiten der O[ster]Messe besonders wünscht' ich von Ihnen aufgesezt, da ich (ernsthaft) meine kritischen Abhandlungen in Kunst-Vorlesungen in Leipzig einkleide --5
[279] 1. Emanuel. Herlich und spashaft aber war Th[ieriots] historische Breite; mir ist er schon lächerlich, wenn er gut erzählt, geschweige --
2. Thieriot. Wenn Sie verliebt sind: so wird Ihr Ton-Leben, wo die wenige Luft bisher wieder in Aether verran, sich nach langem Beseelen endlich verkörpern --10
1. Emanuel. In den Wechsel sah ich mit Lust. Sobald Cotta mir in diesem Monat Geld schikt, bekommen Sie Ihre Wechsel-rata gegen Zinsen v. 1. Okt. zurük; und auch -- gegen Rechnung -- das Bier- Schmerzengeld. Sie büssen ja sonst ewige Zinsen ein. Was ich an Meusel für Sie auszahle, werde aufnotieren und abschreiben. War-15 lich man solte, wenn von Beglücken die Rede ist, lieber Hemden als Bücher machen aus lumpigen Hemden; und zumal Chemisetten, d. h. dicht für das Herz mit dem Herzen arbeiten. Eiligst schreib ich. Ich sehe sehr auf Antwort auf -- und auf Fässer. Schon seit 5 Jahren wünsch' ich mir zu wissen, was ein leidlicher Rausch ist; aber stets20 fehlt mir Stof und Muth. R.
2. Liebster Thieriot (denn die andern Thieriots in Paris, Voltaire und Leipzig kenn' ich schlecht) Warum fahren Sie schon im Wolfs- monat aus Bayreuth, da Sie da kaum ein paarmal angekommen sind? Sie könten ja wöchentlich da ankommen und einpassieren. --25 Thümmel ist aus Paris zurük. Es wird Sie interessieren, daß (denn er komt frisch von Ort und Stelle) in Belgien 50 Kanonierböte be- fehligt, 12 aber erst fertig waren und daß man noch am Landen zweifelt. Ich hab' Ihnen vielleicht noch nicht geschrieben, daß mein Kopist Halter mich versichert hat, daß die Franzosen sich algemein vor dem30 Kanal und vor dem Englischen Ufer (vor der Insel selber gar nicht) bis zum Entlaufen fürchten. Ich wünschte, Ihre politischen curiosa mit mehreren ähnlichen*) erwiedern zu können; aber was mir nicht die politischen Zeitungen sagen -- und diese lesen Sie selber fast
*) Einen Sauigel bracht' ich neulich von der Festung nach Hause -- Spizens35 Toben, Beissen, Ansezen, Zurükfahren, mein Lachen -- -- Thieriot, Sie haben das Herz, das es verdient, dergl. gesehen zu haben.
komt Ihr Paquet und Thieriots Pak. Eine Plage wolt’ ich Ihnen durch O. erſparen —
2. Thieriot. Zufälligkeiten der O[ſter]Meſſe beſonders wünſcht’ ich von Ihnen aufgeſezt, da ich (ernſthaft) meine kritiſchen Abhandlungen in Kunſt-Vorleſungen in Leipzig einkleide —5
[279] 1. Emanuel. Herlich und ſpashaft aber war Th[ieriots] hiſtoriſche Breite; mir iſt er ſchon lächerlich, wenn er gut erzählt, geſchweige —
2. Thieriot. Wenn Sie verliebt ſind: ſo wird Ihr Ton-Leben, wo die wenige Luft bisher wieder in Aether verran, ſich nach langem Beſeelen endlich verkörpern —10
1. Emanuel. In den Wechſel ſah ich mit Luſt. Sobald Cotta mir in dieſem Monat Geld ſchikt, bekommen Sie Ihre Wechſel-rata gegen Zinſen v. 1. Okt. zurük; und auch — gegen Rechnung — das Bier- Schmerzengeld. Sie büſſen ja ſonſt ewige Zinſen ein. Was ich an Meusel für Sie auszahle, werde aufnotieren und abſchreiben. War-15 lich man ſolte, wenn von Beglücken die Rede iſt, lieber Hemden als Bücher machen aus lumpigen Hemden; und zumal Chemiſetten, d. h. dicht für das Herz mit dem Herzen arbeiten. Eiligſt ſchreib ich. Ich ſehe ſehr auf Antwort auf — und auf Fäſſer. Schon ſeit 5 Jahren wünſch’ ich mir zu wiſſen, was ein leidlicher Rauſch iſt; aber ſtets20 fehlt mir Stof und Muth. R.
2. Liebſter Thieriot (denn die andern Thieriots in Paris, Voltaire und Leipzig kenn’ ich ſchlecht) Warum fahren Sie ſchon im Wolfs- monat aus Bayreuth, da Sie da kaum ein paarmal angekommen ſind? Sie könten ja wöchentlich da ankommen und einpaſſieren. —25 Thümmel iſt aus Paris zurük. Es wird Sie intereſſieren, daß (denn er komt friſch von Ort und Stelle) in Belgien 50 Kanonierböte be- fehligt, 12 aber erſt fertig waren und daß man noch am Landen zweifelt. Ich hab’ Ihnen vielleicht noch nicht geſchrieben, daß mein Kopiſt Halter mich verſichert hat, daß die Franzoſen ſich algemein vor dem30 Kanal und vor dem Engliſchen Ufer (vor der Inſel ſelber gar nicht) bis zum Entlaufen fürchten. Ich wünſchte, Ihre politiſchen curiosa mit mehreren ähnlichen*) erwiedern zu können; aber was mir nicht die politiſchen Zeitungen ſagen — und dieſe leſen Sie ſelber faſt
*) Einen Sauigel bracht’ ich neulich von der Feſtung nach Hauſe — Spizens35 Toben, Beiſſen, Anſezen, Zurükfahren, mein Lachen — — Thieriot, Sie haben das Herz, das es verdient, dergl. geſehen zu haben.
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von Ihnen aufgeſezt, da ich (ernſthaft) meine kritiſchen Abhandlungen
in Kunſt-Vorleſungen in Leipzig einkleide — 5
1. Emanuel. Herlich und ſpashaft aber war Th[ieriots] hiſtoriſche
Breite; mir iſt er ſchon lächerlich, wenn er gut erzählt, geſchweige —
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2. Thieriot. Wenn Sie verliebt ſind: ſo wird Ihr Ton-Leben, wo
die wenige Luft bisher wieder in Aether verran, ſich nach langem
Beſeelen endlich verkörpern — 10
1. Emanuel. In den Wechſel ſah ich mit Luſt. Sobald Cotta mir
in dieſem Monat Geld ſchikt, bekommen Sie Ihre Wechſel-rata gegen
Zinſen v. 1. Okt. zurük; und auch — gegen Rechnung — das Bier-
Schmerzengeld. Sie büſſen ja ſonſt ewige Zinſen ein. Was ich an
Meusel für Sie auszahle, werde aufnotieren und abſchreiben. War- 15
lich man ſolte, wenn von Beglücken die Rede iſt, lieber Hemden als
Bücher machen aus lumpigen Hemden; und zumal Chemiſetten, d. h.
dicht für das Herz mit dem Herzen arbeiten. Eiligſt ſchreib ich. Ich
ſehe ſehr auf Antwort auf — und auf Fäſſer. Schon ſeit 5 Jahren
wünſch’ ich mir zu wiſſen, was ein leidlicher Rauſch iſt; aber ſtets 20
fehlt mir Stof und Muth. R.
2. Liebſter Thieriot (denn die andern Thieriots in Paris, Voltaire
und Leipzig kenn’ ich ſchlecht) Warum fahren Sie ſchon im Wolfs-
monat aus Bayreuth, da Sie da kaum ein paarmal angekommen
ſind? Sie könten ja wöchentlich da ankommen und einpaſſieren. — 25
Thümmel iſt aus Paris zurük. Es wird Sie intereſſieren, daß (denn
er komt friſch von Ort und Stelle) in Belgien 50 Kanonierböte be-
fehligt, 12 aber erſt fertig waren und daß man noch am Landen zweifelt.
Ich hab’ Ihnen vielleicht noch nicht geſchrieben, daß mein Kopiſt
Halter mich verſichert hat, daß die Franzoſen ſich algemein vor dem 30
Kanal und vor dem Engliſchen Ufer (vor der Inſel ſelber gar nicht)
bis zum Entlaufen fürchten. Ich wünſchte, Ihre politiſchen curiosa
mit mehreren ähnlichen *) erwiedern zu können; aber was mir nicht
die politiſchen Zeitungen ſagen — und dieſe leſen Sie ſelber faſt
*) Einen Sauigel bracht’ ich neulich von der Feſtung nach Hauſe — Spizens 35
Toben, Beiſſen, Anſezen, Zurükfahren, mein Lachen — — Thieriot, Sie haben
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/262>, abgerufen am 16.02.2025.
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