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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

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Sie in Paris gewesen; bis ich Sie über nähere Fakta ausfrage und
Ihnen auf die Haut gehe. -- Himmel! und meine seelige Emma
dazu! -- Es sol gut gehen. -- Warum nehmen denn die Menschen so
vielen Abschied und machen Wesens dabei und kommen doch wieder
zusammen, ohne daß einer von beiden mehr mit Tod als Post ab-5
gegangen?

Einen neuen Spiz finden Sie auch; von dem aber nicht zu hoffen
ist, daß er Sie wie der vorige sogleich bei dem Arme nehmen wird
mit den Zähnen, um Sie aus Liebe zu fressen. Der Hund von einem
Hund ist leider ein Lam, und ich mus ihn hezen.10

Auf Ihren lezten langen Brief, der mir gewis so viel Freude ge-
macht als Ihnen selber, antworte mündlich. Ich wolt' aber, er wäre
noch um länger und unfrankierter gewesen.

Zwei Arme mehr greifen nun bei mir nach Ihnen, nämlich 6. Der
Himmel schenk' Ihnen Gesundheit. Denn warlich den Rest kan sich15
jeder selber schaffen, es müste tol zugehen. etc.

R.
360. An Hohnbaum in Rodach.
[Kopie]

Ob Sie gleich meinen 1/2 [?] Charfreitag durch E[inen] Grün-[235]20
donnerstag aufhoben und meine Sorge durch 1 Wort: so war jene
doch nicht so gros als mein Vertrauen vorher oder meine Sorge
jezt -- Ich bitte Sie um Verzeihung der Nothwendigkeit -- Leben
Sie froh, auch auf der Osterkanzel.

361. An Jacobi.25

Bruder! Ich werfe mir ordentlich mein Schweigen auf deines auf
meinen Lezten vom 13. August vor. Warlich ich hatte den Vorsaz, gar
nichts von dir zu hoffen und zu fodern wegen deiner Kränklichkeit, bis
ich in Weimar bei Herder deren Heilung oder vielmehr Interim --30
denn der nordische Winter ist gewis der Eisbär deiner Süd-Nerven
geworden -- und die schöne holde Verbindung durch die beiden Hände
deiner Tochter erfuhr und las (mit der einen nahm sie deine, mit der
andern H[erders] Hand) und dan nachsan. Fals du mir antwortest,
so thu' es zugleich auch auf den vorigen Brief. Auch kouvertiere deinen35

14*

Sie in Paris geweſen; bis ich Sie über nähere Fakta ausfrage und
Ihnen auf die Haut gehe. — Himmel! und meine ſeelige Emma
dazu! — Es ſol gut gehen. — Warum nehmen denn die Menſchen ſo
vielen Abſchied und machen Weſens dabei und kommen doch wieder
zuſammen, ohne daß einer von beiden mehr mit Tod als Poſt ab-5
gegangen?

Einen neuen Spiz finden Sie auch; von dem aber nicht zu hoffen
iſt, daß er Sie wie der vorige ſogleich bei dem Arme nehmen wird
mit den Zähnen, um Sie aus Liebe zu freſſen. Der Hund von einem
Hund iſt leider ein Lam, und ich mus ihn hezen.10

Auf Ihren lezten langen Brief, der mir gewis ſo viel Freude ge-
macht als Ihnen ſelber, antworte mündlich. Ich wolt’ aber, er wäre
noch um länger und unfrankierter geweſen.

Zwei Arme mehr greifen nun bei mir nach Ihnen, nämlich 6. Der
Himmel ſchenk’ Ihnen Geſundheit. Denn warlich den Reſt kan ſich15
jeder ſelber ſchaffen, es müſte tol zugehen. ꝛc.

R.
360. An Hohnbaum in Rodach.
[Kopie]

Ob Sie gleich meinen ½ [?] Charfreitag durch E[inen] Grün-[235]20
donnerſtag aufhoben und meine Sorge durch 1 Wort: ſo war jene
doch nicht ſo gros als mein Vertrauen vorher oder meine Sorge
jezt — Ich bitte Sie um Verzeihung der Nothwendigkeit — Leben
Sie froh, auch auf der Oſterkanzel.

361. An Jacobi.25

Bruder! Ich werfe mir ordentlich mein Schweigen auf deines auf
meinen Lezten vom 13. Auguſt vor. Warlich ich hatte den Vorſaz, gar
nichts von dir zu hoffen und zu fodern wegen deiner Kränklichkeit, bis
ich in Weimar bei Herder deren Heilung oder vielmehr Interim —30
denn der nordiſche Winter iſt gewis der Eisbär deiner Süd-Nerven
geworden — und die ſchöne holde Verbindung durch die beiden Hände
deiner Tochter erfuhr und las (mit der einen nahm ſie deine, mit der
andern H[erders] Hand) und dan nachſan. Fals du mir antworteſt,
ſo thu’ es zugleich auch auf den vorigen Brief. Auch kouvertiere deinen35

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[211/0218] Sie in Paris geweſen; bis ich Sie über nähere Fakta ausfrage und Ihnen auf die Haut gehe. — Himmel! und meine ſeelige Emma dazu! — Es ſol gut gehen. — Warum nehmen denn die Menſchen ſo vielen Abſchied und machen Weſens dabei und kommen doch wieder zuſammen, ohne daß einer von beiden mehr mit Tod als Poſt ab- 5 gegangen? Einen neuen Spiz finden Sie auch; von dem aber nicht zu hoffen iſt, daß er Sie wie der vorige ſogleich bei dem Arme nehmen wird mit den Zähnen, um Sie aus Liebe zu freſſen. Der Hund von einem Hund iſt leider ein Lam, und ich mus ihn hezen. 10 Auf Ihren lezten langen Brief, der mir gewis ſo viel Freude ge- macht als Ihnen ſelber, antworte mündlich. Ich wolt’ aber, er wäre noch um [FORMEL] länger und unfrankierter geweſen. Zwei Arme mehr greifen nun bei mir nach Ihnen, nämlich 6. Der Himmel ſchenk’ Ihnen Geſundheit. Denn warlich den Reſt kan ſich 15 jeder ſelber ſchaffen, es müſte tol zugehen. ꝛc. R. 360. An Hohnbaum in Rodach. [Meiningen, 8. oder 9. April 1803] Ob Sie gleich meinen ½ [?] Charfreitag durch E[inen] Grün- 20 donnerſtag aufhoben und meine Sorge durch 1 Wort: ſo war jene doch nicht ſo gros als mein Vertrauen vorher oder meine Sorge jezt — Ich bitte Sie um Verzeihung der Nothwendigkeit — Leben Sie froh, auch auf der Oſterkanzel. [235] 361. An Jacobi. 25 Meiningen d. 18. Febr. 1803. Bruder! Ich werfe mir ordentlich mein Schweigen auf deines auf meinen Lezten vom 13. Auguſt vor. Warlich ich hatte den Vorſaz, gar nichts von dir zu hoffen und zu fodern wegen deiner Kränklichkeit, bis ich in Weimar bei Herder deren Heilung oder vielmehr Interim — 30 denn der nordiſche Winter iſt gewis der Eisbär deiner Süd-Nerven geworden — und die ſchöne holde Verbindung durch die beiden Hände deiner Tochter erfuhr und las (mit der einen nahm ſie deine, mit der andern H[erders] Hand) und dan nachſan. Fals du mir antworteſt, ſo thu’ es zugleich auch auf den vorigen Brief. Auch kouvertiere deinen 35 14*

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/218>, abgerufen am 08.05.2024.