von mir meines Orts an Ort und Stelle gebracht werden. Jezt wird nur eilig geschrieben, eine Avis-Fregatte für Thieriot zugerüstet. Auch kreuzten sich unsere Blätter -- denn v. 15. M[ärz] gieng ein Paquet an Sie ab, dessen Retour sehr erwarte --; und im Kreuzen weis keiner, wer zuerst daran sol. Sie denken daher noch nach, ich -- wie5 zu sehen -- nicht mehr.
Ich habe hier die göttingische Zeitung nicht und weis also nicht, was Sie mein "Auflesen" nennen. Die Sache mit den Eisensteinen aus dem Mond stand schon (aber aus Chladni) seit 11/2 J[ahren] in den Exzerpten. --10
Meiner E. wurden am Tage wo mir vor 40 J[ahren] das Leben von 40 J[ahren] eingeimpft wurde, (3/4 J. noch mehr) die Pocken eingeimpft, 21. M[ärz]. -- Das Bier lies ich gegen alle Regel so- gleich und mit der Hefe füllen; denn ohne diese brauset nichts keines. Himmel, wie es schäumt! -- Im Mai vom 1ten bis 31ten ziehen wir15 nach Coburg. -- Otto werd ich mit dem Titan meine Antwort schicken (sobald ich ihn auf gutem Papier habe). Eignes Schweigen auf fremde Antwort belohnet sich dadurch, daß man unterdessen das fremde besser trägt. Aber O. verliert das, daß ich alle ins Novitäten- register gesezte Confituren nun eine nach der andern Ihnen vorseze,20 so daß ich ihm dan nach 3 Monaten nicht mehr aufzutischen habe -- er müste denn s[elber] kommen -- als nach 1/3 M. -- Leben Sie wohl, [234]mein Alter. Frau, grüss' ihn! Er verdient das und dich. Höre, Frau!
R.
innig grüße ich Sie! C.
Ich wil doch durch Sie meinem Rendanten einen Frühling, roman-25 tische Wonnen, höhere Himmel schicken, 10 rtl. nämlich.
359. An Thieriot.
Meiningen [6. ?] April 1803.
Bestes Thieriotlein! Mit Freuden hör' ich Ihre Annäherung, die wahrscheinlich den vorigen Meining[er] April und sogar die Lektüre30 wiederholen wird; denn der Titan 36 Aushänge-Bogen stark ist schon da und ohne Frage das Beste meiner Poesie. "Sapperment, sag' ich, solt' ich ihn denn gemacht haben?" Inzwischen glaub' ichs selber halb und halb. -- In jedem Fal sehen wir Sie in Coburg: was sollen Sie hören und -- erzählen! Die ersten Tage werden Sie thun als wären35
von mir meines Orts an Ort und Stelle gebracht werden. Jezt wird nur eilig geſchrieben, eine Avis-Fregatte für Thieriot zugerüſtet. Auch kreuzten ſich unſere Blätter — denn v. 15. M[ärz] gieng ein Paquet an Sie ab, deſſen Retour ſehr erwarte —; und im Kreuzen weis keiner, wer zuerſt daran ſol. Sie denken daher noch nach, ich — wie5 zu ſehen — nicht mehr.
Ich habe hier die göttingiſche Zeitung nicht und weis alſo nicht, was Sie mein „Aufleſen“ nennen. Die Sache mit den Eiſenſteinen aus dem Mond ſtand ſchon (aber aus Chladni) ſeit 1½ J[ahren] in den Exzerpten. —10
Meiner E. wurden am Tage wo mir vor 40 J[ahren] das Leben von 40 J[ahren] eingeimpft wurde, (¾ J. noch mehr) die Pocken eingeimpft, 21. M[ärz]. — Das Bier lies ich gegen alle Regel ſo- gleich und mit der Hefe füllen; denn ohne dieſe brauſet nichts 〈keines〉. Himmel, wie es ſchäumt! — Im Mai vom 1ten bis 31ten ziehen wir15 nach Coburg. — Otto werd ich mit dem Titan meine Antwort ſchicken (ſobald ich ihn auf gutem Papier habe). Eignes Schweigen auf fremde Antwort belohnet ſich dadurch, daß man unterdeſſen das fremde beſſer trägt. Aber O. verliert das, daß ich alle ins Novitäten- regiſter geſezte Confituren nun eine nach der andern Ihnen vorſeze,20 ſo daß ich ihm dan nach 3 Monaten nicht mehr aufzutiſchen habe — er müſte denn ſ[elber] kommen — als nach ⅓ M. — Leben Sie wohl, [234]mein Alter. Frau, grüſſ’ ihn! Er verdient das und dich. Höre, Frau!
R.
innig grüße ich Sie! C.
Ich wil doch durch Sie meinem Rendanten einen Frühling, roman-25 tiſche Wonnen, höhere Himmel ſchicken, 10 rtl. nämlich.
359. An Thieriot.
Meiningen [6. ?] April 1803.
Beſtes Thieriotlein! Mit Freuden hör’ ich Ihre Annäherung, die wahrſcheinlich den vorigen Meining[er] April und ſogar die Lektüre30 wiederholen wird; denn der Titan 36 Aushänge-Bogen ſtark iſt ſchon da und ohne Frage das Beſte meiner Poeſie. „Sapperment, ſag’ ich, ſolt’ ich ihn denn gemacht haben?“ Inzwiſchen glaub’ ichs ſelber halb und halb. — In jedem Fal ſehen wir Sie in Coburg: was ſollen Sie hören und — erzählen! Die erſten Tage werden Sie thun als wären35
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von mir meines Orts an Ort und Stelle gebracht werden. Jezt wird
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kreuzten ſich unſere Blätter — denn v. 15. M[ärz] gieng ein Paquet
an Sie ab, deſſen Retour ſehr erwarte —; und im Kreuzen weis
keiner, wer zuerſt daran ſol. Sie denken daher noch nach, ich — wie 5
zu ſehen — nicht mehr.
Ich habe hier die göttingiſche Zeitung nicht und weis alſo nicht,
was Sie mein „Aufleſen“ nennen. Die Sache mit den Eiſenſteinen
aus dem Mond ſtand ſchon (aber aus Chladni) ſeit 1½ J[ahren] in
den Exzerpten. — 10
Meiner E. wurden am Tage wo mir vor 40 J[ahren] das Leben
von 40 J[ahren] eingeimpft wurde, (¾ J. noch mehr) die Pocken
eingeimpft, 21. M[ärz]. — Das Bier lies ich gegen alle Regel ſo-
gleich und mit der Hefe füllen; denn ohne dieſe brauſet nichts 〈keines〉.
Himmel, wie es ſchäumt! — Im Mai vom 1ten bis 31ten ziehen wir 15
nach Coburg. — Otto werd ich mit dem Titan meine Antwort
ſchicken (ſobald ich ihn auf gutem Papier habe). Eignes Schweigen
auf fremde Antwort belohnet ſich dadurch, daß man unterdeſſen das
fremde beſſer trägt. Aber O. verliert das, daß ich alle ins Novitäten-
regiſter geſezte Confituren nun eine nach der andern Ihnen vorſeze, 20
ſo daß ich ihm dan nach 3 Monaten nicht mehr aufzutiſchen habe —
er müſte denn ſ[elber] kommen — als nach ⅓ M. — Leben Sie wohl,
mein Alter. Frau, grüſſ’ ihn! Er verdient das und dich. Höre, Frau!
[234]R.
innig grüße ich Sie! C.
Ich wil doch durch Sie meinem Rendanten einen Frühling, roman- 25
tiſche Wonnen, höhere Himmel ſchicken, 10 rtl. nämlich.
359. An Thieriot.
Meiningen [6. ?] April 1803.
Beſtes Thieriotlein! Mit Freuden hör’ ich Ihre Annäherung, die
wahrſcheinlich den vorigen Meining[er] April und ſogar die Lektüre 30
wiederholen wird; denn der Titan 36 Aushänge-Bogen ſtark iſt ſchon
da und ohne Frage das Beſte meiner Poeſie. „Sapperment, ſag’ ich,
ſolt’ ich ihn denn gemacht haben?“ Inzwiſchen glaub’ ichs ſelber halb
und halb. — In jedem Fal ſehen wir Sie in Coburg: was ſollen Sie
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/217>, abgerufen am 16.02.2025.
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