Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.ihr so seit 3/4 Jahr lang schuldig bin. Auch gieb auf die Post einen Schellings transßendentaler Idealismus ist ein Meisterstük von d. 30. Jul. Nim mit diesem Briefgen vorlieb; der Aufsaz ist ein längeres. Die Fichte ist sehr zornig über den Clavis; aber nach Herders Ausdruk Ich sehne mich unendlich nach deiner Rede, nach den Nachrichten Grüsse deine Liebenden. Richter 495. An Gräfin Moltke.[384] [Kopie][Weimar, 30. Juli 1800]Wären Sie in Amerika, so schrieb' ich nicht; da ich aber nach25 496. An Böttiger.30 [Weimar, Ende Juli oder 1. Aug. 1800]Vielen Dank für Alles! Herdern, bitt' ich Sie, verhehlen Sie das ihr ſo ſeit ¾ Jahr lang ſchuldig bin. Auch gieb auf die Poſt einen Schellings transſzendentaler Idealiſmus iſt ein Meiſterſtük von d. 30. Jul. Nim mit dieſem Briefgen vorlieb; der Aufſaz iſt ein längeres. Die Fichte iſt ſehr zornig über den Clavis; aber nach Herders Ausdruk Ich ſehne mich unendlich nach deiner Rede, nach den Nachrichten Grüſſe deine Liebenden. Richter 495. An Gräfin Moltke.[384] [Kopie][Weimar, 30. Juli 1800]Wären Sie in Amerika, ſo ſchrieb’ ich nicht; da ich aber nach25 496. An Böttiger.30 [Weimar, Ende Juli oder 1. Aug. 1800]Vielen Dank für Alles! Herdern, bitt’ ich Sie, verhehlen Sie das <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0377" n="357"/> ihr ſo ſeit ¾ Jahr lang ſchuldig bin. Auch gieb auf die Poſt einen<lb/> Brief an mich von dir. Guter, du ſchweigſt meinem Herzen zu lange.<lb/> Aus Berlin ſchrieb ich dir auch. —</p><lb/> <p>Schellings transſzendentaler Idealiſmus iſt ein Meiſterſtük von<lb/> Scharfſin, das man mit eben ſo viel Freude als Erboſſung lieſet;<lb n="5"/> leztere darüber, weil er ſich die Evakuazion und Schöpfung des Wirk-<lb/> lichen immer leichter macht, je zuſammengeſezter er es findet, z. B.<lb/> die Organiſazion. Du muſt es leſen. Herder iſt trübe über die Zeit,<lb/> über Weimar, ſich und alles. Seine Sehnſucht ſtrebt nach einem<lb/> akademiſchen Amte, wo er ſein Altarlicht vor Jünglingen leuchten<lb n="10"/> laſſen kan. Der Graf Münſter ſagte mir von deiner Verbindung mit<lb/> dem neuen Kieler Kanzler — mache das „Und ſo weiter“. —</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 30. Jul.</hi> </dateline><lb/> <p>Nim mit dieſem Briefgen vorlieb; der Aufſaz iſt ein längeres. Die<lb/> Luſtzeit in Berlin hat mir viel Arbeitstage aufgehäuft.<lb n="15"/> </p><lb/> <p>Fichte iſt ſehr zornig über den <hi rendition="#aq">Clavis;</hi> aber nach Herders Ausdruk<lb/> fand der <hi rendition="#aq">Clavis</hi> viele Löcher in Jena.</p><lb/> <p>Ich ſehne mich unendlich nach deiner Rede, nach den Nachrichten<lb/> deiner Geſundheit und deines Lebens. Liebe mich fort und lebe wohl,<lb/> mein Heinrich!<lb n="20"/> </p><lb/> <p>Grüſſe deine Liebenden.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>495. An <hi rendition="#g">Gräfin Moltke.</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd3_384">[384]</ref></note></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 30. Juli 1800]</hi> </dateline><lb/> <p>Wären Sie in Amerika, ſo ſchrieb’ ich nicht; da ich aber nach<lb n="25"/> <hi rendition="#aq">B[erlin]</hi> gehe und alſo jezt nähere Hofnung habe Sie zu ſehen: ſo<lb/> wag’ ichs meinen Wunſch der Leipziger Tage durch Schreiben wieder<lb/> reger zu machen — das Nachträumen des Leipziger 3tägigen Trau-<lb/> mes. Das Leben geb’ Ihnen ſeine Abende nie ohne Abendſterne.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>496. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi><lb n="30"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, Ende Juli oder 1. Aug. 1800]</hi> </dateline><lb/> <p>Vielen Dank für Alles! <hi rendition="#aq">Herdern,</hi> bitt’ ich Sie, verhehlen Sie das<lb/> giftige Mancherlei, eine ganze Monſtranz vol vergifteter Hoſtien,<lb/> von Rezenſionen, fremden alten Angriffen und einem widerrechtlich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [357/0377]
ihr ſo ſeit ¾ Jahr lang ſchuldig bin. Auch gieb auf die Poſt einen
Brief an mich von dir. Guter, du ſchweigſt meinem Herzen zu lange.
Aus Berlin ſchrieb ich dir auch. —
Schellings transſzendentaler Idealiſmus iſt ein Meiſterſtük von
Scharfſin, das man mit eben ſo viel Freude als Erboſſung lieſet; 5
leztere darüber, weil er ſich die Evakuazion und Schöpfung des Wirk-
lichen immer leichter macht, je zuſammengeſezter er es findet, z. B.
die Organiſazion. Du muſt es leſen. Herder iſt trübe über die Zeit,
über Weimar, ſich und alles. Seine Sehnſucht ſtrebt nach einem
akademiſchen Amte, wo er ſein Altarlicht vor Jünglingen leuchten 10
laſſen kan. Der Graf Münſter ſagte mir von deiner Verbindung mit
dem neuen Kieler Kanzler — mache das „Und ſo weiter“. —
d. 30. Jul.
Nim mit dieſem Briefgen vorlieb; der Aufſaz iſt ein längeres. Die
Luſtzeit in Berlin hat mir viel Arbeitstage aufgehäuft. 15
Fichte iſt ſehr zornig über den Clavis; aber nach Herders Ausdruk
fand der Clavis viele Löcher in Jena.
Ich ſehne mich unendlich nach deiner Rede, nach den Nachrichten
deiner Geſundheit und deines Lebens. Liebe mich fort und lebe wohl,
mein Heinrich! 20
Grüſſe deine Liebenden.
Richter
495. An Gräfin Moltke.
[Weimar, 30. Juli 1800]
Wären Sie in Amerika, ſo ſchrieb’ ich nicht; da ich aber nach 25
B[erlin] gehe und alſo jezt nähere Hofnung habe Sie zu ſehen: ſo
wag’ ichs meinen Wunſch der Leipziger Tage durch Schreiben wieder
reger zu machen — das Nachträumen des Leipziger 3tägigen Trau-
mes. Das Leben geb’ Ihnen ſeine Abende nie ohne Abendſterne.
496. An Böttiger. 30
[Weimar, Ende Juli oder 1. Aug. 1800]
Vielen Dank für Alles! Herdern, bitt’ ich Sie, verhehlen Sie das
giftige Mancherlei, eine ganze Monſtranz vol vergifteter Hoſtien,
von Rezenſionen, fremden alten Angriffen und einem widerrechtlich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |