Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

Bild:
<< vorherige Seite

Auch bitt' ich Sie, unter den Anfang, oder wenn es zu spät ist, unter
das Ende des Aufsazes dieses zu sezen: "geschrieben im Juny 1799."

Ist der Leipziger junge Man bei Ihnen und Sie zufrieden?

Leben Sie wohl!

J. P. F. Richter5
493. An Böttiger.

Ich sende Ihnen die meres rivales mit der Bitte um alle Theile
zurük; ich dankte Gott, einmal aus der deutschen romantischen Tabagie
in ein französisches boudoir zu kommen. -- Gestern war ich bei dem10
alten Oberons-Barden; und war -- ob ich gleich wider Vermuthen
Dlle Brentano fand -- doch recht froh alda. Heute ist W[ieland] bei
der Herzogin. Addio!

R.
*494. An Jacobi.15

Mein pythagoräischer Heinrich! Den Aufsaz für das Taschenbuch
wird dir Perthes mit diesem Brief schicken. Ich habe mit Begeisterung
daran geschaffen; und er könte eine poetische Arbeit werden, wenn ich
nicht der Muse durch die Fruchtkörbe, die ich ihr auf den Kopf packe,20
die Taille verdürbe. -- Du hast jezt über viel zu urtheilen, darüber --
über den Titan -- über den Clavis -- und über mich wegen Folgendem:

Im Herbste zieh' ich für den Winter nach Berlin, wo mich von der
Königin an, die gewis mehr Unterthanen hat als Unterthaninnen, bis
[383]zu diesen, die auf dem Theater jene machen, alles recht liebend auf-25
genommen. Warlich ein Romanskribent fährt gut.

Berlin hat den besondern Vorzug -- den 100 Städte nicht haben --
daß man darin seinem Heinrich Jakobi näher ist als in Weimar. So
rück' ich immer näher deiner Brust.

Meine Heirath wird nichts; ich kan dir das lange Räthsel nicht30
(heute) lösen, nur sagen: "Caroline ist edel, Herder betete sie an bei
dem ersten Sehen -- die Familie willigte ein -- ich schied mich -- aber
wir schreiben uns fort." --

Zu etwas Froherem! Schreibe mir von Baggesen. -- Sei so gut,
den Wohnort auf das Briefgen an die Moltke zu schreiben, das ich35

Auch bitt’ ich Sie, unter den Anfang, oder wenn es zu ſpät iſt, unter
das Ende des Aufſazes dieſes zu ſezen: „geſchrieben im Juny 1799.“

Iſt der Leipziger junge Man bei Ihnen und Sie zufrieden?

Leben Sie wohl!

J. P. F. Richter5
493. An Böttiger.

Ich ſende Ihnen die meres rivales mit der Bitte um alle Theile
zurük; ich dankte Gott, einmal aus der deutſchen romantiſchen Tabagie
in ein franzöſiſches boudoir zu kommen. — Geſtern war ich bei dem10
alten Oberons-Barden; und war — ob ich gleich wider Vermuthen
Dlle Brentano fand — doch recht froh alda. Heute iſt W[ieland] bei
der Herzogin. Addio!

R.
*494. An Jacobi.15

Mein pythagoräiſcher Heinrich! Den Aufſaz für das Taſchenbuch
wird dir Perthes mit dieſem Brief ſchicken. Ich habe mit Begeiſterung
daran geſchaffen; und er könte eine poetiſche Arbeit werden, wenn ich
nicht der Muſe durch die Fruchtkörbe, die ich ihr auf den Kopf packe,20
die Taille verdürbe. — Du haſt jezt über viel zu urtheilen, darüber —
über den Titan — über den Clavis — und über mich wegen Folgendem:

Im Herbſte zieh’ ich für den Winter nach Berlin, wo mich von der
Königin an, die gewis mehr Unterthanen hat als Unterthaninnen, bis
[383]zu dieſen, die auf dem Theater jene machen, alles recht liebend auf-25
genommen. Warlich ein Romanſkribent fährt gut.

Berlin hat den beſondern Vorzug — den 100 Städte nicht haben —
daß man darin ſeinem Heinrich Jakobi näher iſt als in Weimar. So
rück’ ich immer näher deiner Bruſt.

Meine Heirath wird nichts; ich kan dir das lange Räthſel nicht30
(heute) löſen, nur ſagen: „Caroline iſt edel, Herder betete ſie an bei
dem erſten Sehen — die Familie willigte ein — ich ſchied mich — aber
wir ſchreiben uns fort.“ —

Zu etwas Froherem! Schreibe mir von Baggeſen. — Sei ſo gut,
den Wohnort auf das Briefgen an die Moltke zu ſchreiben, das ich35

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <pb facs="#f0376" n="356"/>
        <p>Auch bitt&#x2019; ich Sie, unter den Anfang, oder wenn es zu &#x017F;pät i&#x017F;t, unter<lb/>
das Ende des Auf&#x017F;azes die&#x017F;es zu &#x017F;ezen: &#x201E;ge&#x017F;chrieben im Juny 1799.&#x201C;</p><lb/>
        <p>I&#x017F;t der Leipziger junge Man bei Ihnen und Sie zufrieden?</p><lb/>
        <p>Leben Sie wohl!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> <lb n="5"/>
          </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>493. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 27. Juli 1800]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ich &#x017F;ende Ihnen die <hi rendition="#aq">meres rivales</hi> mit der Bitte um alle Theile<lb/>
zurük; ich dankte Gott, einmal aus der deut&#x017F;chen romanti&#x017F;chen Tabagie<lb/>
in ein franzö&#x017F;i&#x017F;ches <hi rendition="#aq">boudoir</hi> zu kommen. &#x2014; Ge&#x017F;tern war ich bei dem<lb n="10"/>
alten Oberons-Barden; und war &#x2014; ob ich gleich wider Vermuthen<lb/><hi rendition="#aq">Dlle Brentano</hi> fand &#x2014; doch recht froh alda. Heute i&#x017F;t W[ieland] bei<lb/>
der Herzogin. Addio!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*494. An <hi rendition="#g">Jacobi.</hi><lb n="15"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar</hi> d. 27 Jul. 1800.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Mein pythagoräi&#x017F;cher Heinrich! Den Auf&#x017F;az für das Ta&#x017F;chenbuch<lb/>
wird dir Perthes mit die&#x017F;em Brief &#x017F;chicken. Ich habe mit Begei&#x017F;terung<lb/>
daran ge&#x017F;chaffen; und er könte eine poeti&#x017F;che Arbeit werden, wenn ich<lb/>
nicht der Mu&#x017F;e durch die Fruchtkörbe, die ich ihr auf den Kopf packe,<lb n="20"/>
die Taille verdürbe. &#x2014; Du ha&#x017F;t jezt über viel zu urtheilen, darüber &#x2014;<lb/>
über den Titan &#x2014; über den <hi rendition="#aq">Clavis</hi> &#x2014; und über mich wegen Folgendem:</p><lb/>
        <p>Im Herb&#x017F;te zieh&#x2019; ich für den Winter nach Berlin, wo mich von der<lb/>
Königin an, die gewis mehr Unterthanen hat als Unterthaninnen, bis<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd3_383">[383]</ref></note>zu die&#x017F;en, die auf dem Theater jene machen, alles recht liebend auf-<lb n="25"/>
genommen. Warlich ein Roman&#x017F;kribent fährt gut.</p><lb/>
        <p>Berlin hat den be&#x017F;ondern Vorzug &#x2014; den 100 Städte nicht haben &#x2014;<lb/>
daß man darin &#x017F;einem Heinrich Jakobi näher i&#x017F;t als in Weimar. So<lb/>
rück&#x2019; ich immer näher deiner Bru&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Meine Heirath wird nichts; ich kan dir das lange Räth&#x017F;el nicht<lb n="30"/>
(heute) lö&#x017F;en, nur &#x017F;agen: &#x201E;<hi rendition="#aq">Caroline</hi> i&#x017F;t edel, Herder betete &#x017F;ie an bei<lb/>
dem er&#x017F;ten Sehen &#x2014; die Familie willigte ein &#x2014; ich &#x017F;chied mich &#x2014; aber<lb/>
wir &#x017F;chreiben uns fort.&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
        <p>Zu etwas Froherem! Schreibe mir von Bagge&#x017F;en. &#x2014; Sei &#x017F;o gut,<lb/>
den Wohnort auf das Briefgen an die Moltke zu &#x017F;chreiben, das ich<lb n="35"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[356/0376] Auch bitt’ ich Sie, unter den Anfang, oder wenn es zu ſpät iſt, unter das Ende des Aufſazes dieſes zu ſezen: „geſchrieben im Juny 1799.“ Iſt der Leipziger junge Man bei Ihnen und Sie zufrieden? Leben Sie wohl! J. P. F. Richter 5 493. An Böttiger. [Weimar, 27. Juli 1800] Ich ſende Ihnen die meres rivales mit der Bitte um alle Theile zurük; ich dankte Gott, einmal aus der deutſchen romantiſchen Tabagie in ein franzöſiſches boudoir zu kommen. — Geſtern war ich bei dem 10 alten Oberons-Barden; und war — ob ich gleich wider Vermuthen Dlle Brentano fand — doch recht froh alda. Heute iſt W[ieland] bei der Herzogin. Addio! R. *494. An Jacobi. 15 Weimar d. 27 Jul. 1800. Mein pythagoräiſcher Heinrich! Den Aufſaz für das Taſchenbuch wird dir Perthes mit dieſem Brief ſchicken. Ich habe mit Begeiſterung daran geſchaffen; und er könte eine poetiſche Arbeit werden, wenn ich nicht der Muſe durch die Fruchtkörbe, die ich ihr auf den Kopf packe, 20 die Taille verdürbe. — Du haſt jezt über viel zu urtheilen, darüber — über den Titan — über den Clavis — und über mich wegen Folgendem: Im Herbſte zieh’ ich für den Winter nach Berlin, wo mich von der Königin an, die gewis mehr Unterthanen hat als Unterthaninnen, bis zu dieſen, die auf dem Theater jene machen, alles recht liebend auf- 25 genommen. Warlich ein Romanſkribent fährt gut. [383] Berlin hat den beſondern Vorzug — den 100 Städte nicht haben — daß man darin ſeinem Heinrich Jakobi näher iſt als in Weimar. So rück’ ich immer näher deiner Bruſt. Meine Heirath wird nichts; ich kan dir das lange Räthſel nicht 30 (heute) löſen, nur ſagen: „Caroline iſt edel, Herder betete ſie an bei dem erſten Sehen — die Familie willigte ein — ich ſchied mich — aber wir ſchreiben uns fort.“ — Zu etwas Froherem! Schreibe mir von Baggeſen. — Sei ſo gut, den Wohnort auf das Briefgen an die Moltke zu ſchreiben, das ich 35

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/376
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/376>, abgerufen am 10.05.2024.