Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.Ich habe Schellings Weltseele mit viel Vergnügen und Erbossung Ich werde stets gelassen bei so etwas bleiben; aber das verstatte d. 21. März. Vergieb, so wie das schnelle Schreiben, den schnellen Schlus meines Schreibe bald, mein Bruder und geniesse eines milden Frühlings!25 J. P. F. Richter 227. An M. A. von Thümmel in Gotha.30 [Kopie][Weimar, 21. (?) März 1799]Ich wolte, Sie machten die Reise um die Welt auf dem gelehrten Ich habe Schellings Weltſeele mit viel Vergnügen und Erboſſung Ich werde ſtets gelaſſen bei ſo etwas bleiben; aber das verſtatte d. 21. März. Vergieb, ſo wie das ſchnelle Schreiben, den ſchnellen Schlus meines Schreibe bald, mein Bruder und genieſſe eines milden Frühlings!25 J. P. F. Richter 227. An M. A. von Thümmel in Gotha.30 [Kopie][Weimar, 21. (?) März 1799]Ich wolte, Sie machten die Reiſe um die Welt auf dem gelehrten <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0181" n="167"/> <p>Ich habe Schellings Weltſeele mit viel Vergnügen und Erboſſung<lb/> geleſen, jenes über den Scharfſin, dieſe über das Ende und über die<lb/> mechaniſche oder atomiſtiſche Philoſophie, die in jeder Minute über<lb/> die atomiſtiſche Phyſik klagt. Er hat heraus, was das Leben iſt.<lb/> 1) Erſtlich beſteht es darin, daß das algemeine Leben ſtat der geraden<lb n="5"/> Linie einen Kreis beſchreiben mus; dadurch wird aus dem ungeheuern<lb/> Meer etwas individuelles und beſtimtes ausgehoben 2) dieſer Kreis<lb/> beſteht darin, daß das aus bloſſen chemiſchen (Des- und Oxydazions-)<lb/> Prozeſſen beſtehende negative (oder todte und mechaniſche) Lebens-<lb/> prinzip vom poſitiven glüklicher Weiſe angetroffen und <hi rendition="#g">belebt</hi> werde;<lb n="10"/> dan gehts. Das poſitive, worauf ich durch das ganze Buch hofte,<lb/> weis er nicht weiter anzugeben als daß es im Algemeinen überal ſize<note place="right"><ref target="1922_Bd3_185">[185]</ref></note><lb/> und blos bei glüklichen Anläſſen ſich als Vieh ꝛc. zeige. Und ſo durch<lb/> die Aſſumpzion eines algemeinen vagabunden Lebens wird jedem<lb/> Vernünftigen das örtliche klar genug.<lb n="15"/> </p><lb/> <p>Ich werde ſtets gelaſſen bei ſo etwas bleiben; aber das verſtatte<lb/> mir, darüber des Teufels zu werden — Ich bitte dich ſehr, mir über<lb/> den „Brief an meinen Sohn Hans Paul über die Philoſophie“ ſo wie<lb/> über die Abhandlung über das Träumen in meinem künftigen Buche,<lb/> dein Urtheil zu ſagen.<lb n="20"/> </p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 21. März.</hi> </dateline><lb/> <p>Vergieb, ſo wie das ſchnelle Schreiben, den ſchnellen Schlus meines<lb/> durch die Luſtreiſe nach <hi rendition="#aq">Gotha</hi> ſo lange unterbrochnen Briefs. Ich kan<lb/> dir meine Verwiklung in Briefe und Bücher nicht ſtark genug ſagen.</p><lb/> <p>Schreibe bald, mein Bruder und genieſſe eines milden Frühlings!<lb n="25"/> Geſtern beſchlos ich mein 36<hi rendition="#sup">tes</hi> Lebensjahr; und mein reichſtes, denn<lb/> es gab mir dich. Und jedes künftige laſſe dich mir! Lebe froh du Guter!<lb/><hi rendition="#aq">Herder</hi> grüſſet dich und die Deinigen herzlich wie ich.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>227. An M. A. <hi rendition="#g">von Thümmel in Gotha.</hi><lb n="30"/> </head> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 21. (?) März 1799]</hi> </dateline><lb/> <p>Ich wolte, Sie machten die Reiſe um die Welt auf dem gelehrten<lb/> Weltmeer aus Dinte. Seine zufälligen Venusſterne treten zu einem<lb/> Sternbild zuſammen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [167/0181]
Ich habe Schellings Weltſeele mit viel Vergnügen und Erboſſung
geleſen, jenes über den Scharfſin, dieſe über das Ende und über die
mechaniſche oder atomiſtiſche Philoſophie, die in jeder Minute über
die atomiſtiſche Phyſik klagt. Er hat heraus, was das Leben iſt.
1) Erſtlich beſteht es darin, daß das algemeine Leben ſtat der geraden 5
Linie einen Kreis beſchreiben mus; dadurch wird aus dem ungeheuern
Meer etwas individuelles und beſtimtes ausgehoben 2) dieſer Kreis
beſteht darin, daß das aus bloſſen chemiſchen (Des- und Oxydazions-)
Prozeſſen beſtehende negative (oder todte und mechaniſche) Lebens-
prinzip vom poſitiven glüklicher Weiſe angetroffen und belebt werde; 10
dan gehts. Das poſitive, worauf ich durch das ganze Buch hofte,
weis er nicht weiter anzugeben als daß es im Algemeinen überal ſize
und blos bei glüklichen Anläſſen ſich als Vieh ꝛc. zeige. Und ſo durch
die Aſſumpzion eines algemeinen vagabunden Lebens wird jedem
Vernünftigen das örtliche klar genug. 15
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Ich werde ſtets gelaſſen bei ſo etwas bleiben; aber das verſtatte
mir, darüber des Teufels zu werden — Ich bitte dich ſehr, mir über
den „Brief an meinen Sohn Hans Paul über die Philoſophie“ ſo wie
über die Abhandlung über das Träumen in meinem künftigen Buche,
dein Urtheil zu ſagen. 20
d. 21. März.
Vergieb, ſo wie das ſchnelle Schreiben, den ſchnellen Schlus meines
durch die Luſtreiſe nach Gotha ſo lange unterbrochnen Briefs. Ich kan
dir meine Verwiklung in Briefe und Bücher nicht ſtark genug ſagen.
Schreibe bald, mein Bruder und genieſſe eines milden Frühlings! 25
Geſtern beſchlos ich mein 36tes Lebensjahr; und mein reichſtes, denn
es gab mir dich. Und jedes künftige laſſe dich mir! Lebe froh du Guter!
Herder grüſſet dich und die Deinigen herzlich wie ich.
J. P. F. Richter
227. An M. A. von Thümmel in Gotha. 30
[Weimar, 21. (?) März 1799]
Ich wolte, Sie machten die Reiſe um die Welt auf dem gelehrten
Weltmeer aus Dinte. Seine zufälligen Venusſterne treten zu einem
Sternbild zuſammen.
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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