Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.des Lebens in Leipzig mit Ihnen und den Ihrigen standen bisher als O ich möchte, nach den Stunden des Schmerzes, der der Natur ein5 Zu meinem Danke für Ihre Nachricht hab ich nichts zu sezen als Dieses Blat geht mit einem schon zweiten Brief an Jacobi.15 Geben Sie mir aber jezt Nachrichten von häufigern Freuden als so Und nun leben Sie seelig fort, Theuerster! Und Sie, unvergesliche Jean Paul Fr. Richter 170. An Jens Peter Baggesen in Eutin.25 [Kopie][Weimar, 9. Dez. 1798]Ihr Brief, den ich mit noch weniger Verdienst wie ein Loos mit viel des Lebens in Leipzig mit Ihnen und den Ihrigen ſtanden bisher als O ich möchte, nach den Stunden des Schmerzes, der der Natur ein5 Zu meinem Danke für Ihre Nachricht hab ich nichts zu ſezen als Dieſes Blat geht mit einem ſchon zweiten Brief an Jacobi.15 Geben Sie mir aber jezt Nachrichten von häufigern Freuden als ſo Und nun leben Sie ſeelig fort, Theuerſter! Und Sie, unvergesliche Jean Paul Fr. Richter 170. An Jens Peter Baggeſen in Eutin.25 [Kopie][Weimar, 9. Dez. 1798]Ihr Brief, den ich mit noch weniger Verdienſt wie ein Loos mit viel <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0144" n="134"/> des Lebens in Leipzig mit Ihnen und den Ihrigen ſtanden bisher als<lb/> eine fortgerükte Abendröthe in — <hi rendition="#g">Norden</hi> gemalt, und ich ſah oft<lb/> nach dieſer Aurora der Erinnerung; aber jezt trit Ihre freudige Nach-<lb/> richt wie eine junge Sonne aus der ſtillen Wolke.</p><lb/> <p>O ich möchte, nach den Stunden des Schmerzes, der der Natur ein<lb n="5"/> Menſchenleben abkauft, in die entzükten Augen des Vaters und der<lb/> Mutter geblicket haben! Sie waren nicht trocken. — O weiche ſanfte<lb/> Auguſte! wie gönn’ ich deinem ſtillen Herzen den heiligen Himmel, den<lb/> es hat und giebt, und den neuen Geliebten, den es weinend an ſich<lb/> drükt! —<lb n="10"/> </p> <p>Zu meinem Danke für Ihre Nachricht hab ich nichts zu ſezen als<lb/> meinen Wunſch, ein Zeuge zu ſein, wovon aber die Erfüllung mehr<lb/> von mir zu erwarten iſt als von Ihnen. Ach käm’ ich einmal! Ich habe<lb/> in dieſem Holſtein ſo viel!</p><lb/> <p>Dieſes Blat geht mit einem ſchon zweiten Brief an Jacobi.<lb n="15"/> </p> <p>Geben Sie mir aber jezt Nachrichten von häufigern Freuden als ſo<lb/> groſſe ſein können! Ihr zweiter Erſtgeborner wird, ſo wie nur (wenn<lb/> ich ſo ſeltſam vergleichen darf) die erſte Perle der Kleopatra zergieng,<lb/> die zweite aber als Schmuk an der Venus Urania im Pantheon blieb,<lb/> er wird und ſol bleiben und tröſten und erinnern und immer erfreuen.<lb n="20"/> </p> <p>Und nun leben Sie ſeelig fort, Theuerſter! Und Sie, unvergesliche<lb/> Auguſte! Und Sie, ihre Seelenſchweſter! Und nichts Gutes vergehe in<lb/> und um uns! —</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>170. An <hi rendition="#g">Jens Peter Baggeſen in Eutin.</hi><lb n="25"/> </head> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 9. Dez. 1798]</hi> </dateline><lb/> <p>Ihr Brief, den ich mit noch weniger Verdienſt wie ein Loos mit viel<lb/> Gewinſt zog, weil ich gar nicht in die Lotterie geſezt hatte. Ihren<lb/> ganzen Brief gäb’ ich für ein Buch von Ihnen. — naskalte ſchlaffe<lb/> Erde — unſer Siz auf umkreiſenden Terzienweiſern ſo dün, vom<lb n="30"/> Terzienmeſſer herunterfallen. — Einen (wohlth.) Gebrauch machen<lb/> noch keine genieſſ. Briefe aus ſo wenig als <hi rendition="#aq">petit soupées</hi> für Freunde<lb/> Wohlth[aten]. Ichs-Cervant[es]. Tri- oder quadrinomiſche Wurzel<lb/> der monatlichen Potenz wird noch einige Zeit ohne Treiben im Beet<lb/> fortwachſen. Ihr Wort „Hölle meines Lebens“ iſt nicht recht, wenn<lb n="35"/> Sie es nicht in der Bedeutung der Germanen brauchen, die unter Hölle<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [134/0144]
des Lebens in Leipzig mit Ihnen und den Ihrigen ſtanden bisher als
eine fortgerükte Abendröthe in — Norden gemalt, und ich ſah oft
nach dieſer Aurora der Erinnerung; aber jezt trit Ihre freudige Nach-
richt wie eine junge Sonne aus der ſtillen Wolke.
O ich möchte, nach den Stunden des Schmerzes, der der Natur ein 5
Menſchenleben abkauft, in die entzükten Augen des Vaters und der
Mutter geblicket haben! Sie waren nicht trocken. — O weiche ſanfte
Auguſte! wie gönn’ ich deinem ſtillen Herzen den heiligen Himmel, den
es hat und giebt, und den neuen Geliebten, den es weinend an ſich
drükt! — 10
Zu meinem Danke für Ihre Nachricht hab ich nichts zu ſezen als
meinen Wunſch, ein Zeuge zu ſein, wovon aber die Erfüllung mehr
von mir zu erwarten iſt als von Ihnen. Ach käm’ ich einmal! Ich habe
in dieſem Holſtein ſo viel!
Dieſes Blat geht mit einem ſchon zweiten Brief an Jacobi. 15
Geben Sie mir aber jezt Nachrichten von häufigern Freuden als ſo
groſſe ſein können! Ihr zweiter Erſtgeborner wird, ſo wie nur (wenn
ich ſo ſeltſam vergleichen darf) die erſte Perle der Kleopatra zergieng,
die zweite aber als Schmuk an der Venus Urania im Pantheon blieb,
er wird und ſol bleiben und tröſten und erinnern und immer erfreuen. 20
Und nun leben Sie ſeelig fort, Theuerſter! Und Sie, unvergesliche
Auguſte! Und Sie, ihre Seelenſchweſter! Und nichts Gutes vergehe in
und um uns! —
Jean Paul Fr. Richter
170. An Jens Peter Baggeſen in Eutin. 25
[Weimar, 9. Dez. 1798]
Ihr Brief, den ich mit noch weniger Verdienſt wie ein Loos mit viel
Gewinſt zog, weil ich gar nicht in die Lotterie geſezt hatte. Ihren
ganzen Brief gäb’ ich für ein Buch von Ihnen. — naskalte ſchlaffe
Erde — unſer Siz auf umkreiſenden Terzienweiſern ſo dün, vom 30
Terzienmeſſer herunterfallen. — Einen (wohlth.) Gebrauch machen
noch keine genieſſ. Briefe aus ſo wenig als petit soupées für Freunde
Wohlth[aten]. Ichs-Cervant[es]. Tri- oder quadrinomiſche Wurzel
der monatlichen Potenz wird noch einige Zeit ohne Treiben im Beet
fortwachſen. Ihr Wort „Hölle meines Lebens“ iſt nicht recht, wenn 35
Sie es nicht in der Bedeutung der Germanen brauchen, die unter Hölle
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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