Eben hat mir der Buchhändler mein Buch bis zur Hälfte abgedrukt zur Korrektur geschikt -- und noch 50 preuss. rtl. in 50 Stücken. Die Hälfte von 100 rtl. hatt ich verlangt ohne zu wissen auf was für rtl.5 ausgehandelt war. Jezt kan ich doch meinen Reise-Apparat und meinen Anzug früher besorgen als die Erde ihren fertig hat. Ich komme schon abends eine Minute.
*72. An Christian Otto.
[Hof, 11. März 1795]10
Ich wil dir meine gröste Freude über deine vortreflichen Blätter erst nächstens schreiben. Ich wolte, der heutige Vormittag hätte sich in zwei Tage zerfället, weil das doppelte Vergnügen Einen anfüllet bis zum Erschöpfen.
R.15
73. An Schreinert in Leipzig.
[Kopie][Hof, 15. (?) März 1795]
Ich sehne mich oft nach Ebenen, Nächten etc. zurük, über die alle sich nun das dicke Gewölk der Vergangenheit lagert. Wenn ich einmal nach Leipzig zurükfliege -- weil das Schiksal nicht mehr aus einem20 Nebel auf meines scheint, sondern aus einem reinen Blau -- so ist mein erster Gang -- mein erstes Haus die 3 Rosen -- zur 4ten Rose der Freundschaft und ich sage unter der betäubten Umarmung: habe Dank, daß du deinen alten Freund nicht vergessen hast.
74. An Amöne Herold.[51]25
Hof. d. 15 März 95.
Ihre schönen Briefe -- besonders der nicht an mich gehörige -- zwingen mich ordentlich, heute mein Arbeits-Gewühl mit einem Ver- gnügen zu unterbrechen, ich meine mit einem Brief an Sie. Warum sol ich nicht, was ich kan beitragen, die Tazen die der Zufal in Ihre30 Seele schlägt, aus der Wunde zu ziehen, weniger um Ihre trüben als Ihre hassenden Stunden wegzunehmen? -- Einer Person, die (wenige Züge abgerechnet) einen so wolwollenden, gelinden, er- weichenden Brief vol stiller und vergebender Schmerzen schreibt wie
71. An Chriſtian Otto.
[Hof, 11. März 1795]
Eben hat mir der Buchhändler mein Buch bis zur Hälfte abgedrukt zur Korrektur geſchikt — und noch 50 preuſſ. rtl. in 50 Stücken. Die Hälfte von 100 rtl. hatt ich verlangt ohne zu wiſſen auf was für rtl.5 ausgehandelt war. Jezt kan ich doch meinen Reiſe-Apparat und meinen Anzug früher beſorgen als die Erde ihren fertig hat. Ich komme ſchon abends eine Minute.
*72. An Chriſtian Otto.
[Hof, 11. März 1795]10
Ich wil dir meine gröſte Freude über deine vortreflichen Blätter erſt nächſtens ſchreiben. Ich wolte, der heutige Vormittag hätte ſich in zwei Tage zerfället, weil das doppelte Vergnügen Einen anfüllet bis zum Erſchöpfen.
R.15
73. An Schreinert in Leipzig.
[Kopie][Hof, 15. (?) März 1795]
Ich ſehne mich oft nach Ebenen, Nächten ꝛc. zurük, über die alle ſich nun das dicke Gewölk der Vergangenheit lagert. Wenn ich einmal nach Leipzig zurükfliege — weil das Schikſal nicht mehr aus einem20 Nebel auf meines ſcheint, ſondern aus einem reinen Blau — ſo iſt mein erſter Gang — mein erſtes Haus die 3 Roſen — zur 4ten Roſe der Freundſchaft und ich ſage unter der betäubten Umarmung: habe Dank, daß du deinen alten Freund nicht vergeſſen haſt.
74. An Amöne Herold.[51]25
Hof. d. 15 März 95.
Ihre ſchönen Briefe — beſonders der nicht an mich gehörige — zwingen mich ordentlich, heute mein Arbeits-Gewühl mit einem Ver- gnügen zu unterbrechen, ich meine mit einem Brief an Sie. Warum ſol ich nicht, was ich kan beitragen, die Tazen die der Zufal in Ihre30 Seele ſchlägt, aus der Wunde zu ziehen, weniger um Ihre trüben als Ihre haſſenden Stunden wegzunehmen? — Einer Perſon, die (wenige Züge abgerechnet) einen ſo wolwollenden, gelinden, er- weichenden Brief vol ſtiller und vergebender Schmerzen ſchreibt wie
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71. An Chriſtian Otto.
[Hof, 11. März 1795]
Eben hat mir der Buchhändler mein Buch bis zur Hälfte abgedrukt
zur Korrektur geſchikt — und noch 50 preuſſ. rtl. in 50 Stücken. Die
Hälfte von 100 rtl. hatt ich verlangt ohne zu wiſſen auf was für rtl. 5
ausgehandelt war. Jezt kan ich doch meinen Reiſe-Apparat und
meinen Anzug früher beſorgen als die Erde ihren fertig hat. Ich
komme ſchon abends eine Minute.
*72. An Chriſtian Otto.
[Hof, 11. März 1795] 10
Ich wil dir meine gröſte Freude über deine vortreflichen Blätter erſt
nächſtens ſchreiben. Ich wolte, der heutige Vormittag hätte ſich in
zwei Tage zerfället, weil das doppelte Vergnügen Einen anfüllet bis
zum Erſchöpfen.
R. 15
73. An Schreinert in Leipzig.
[Hof, 15. (?) März 1795]
Ich ſehne mich oft nach Ebenen, Nächten ꝛc. zurük, über die alle ſich
nun das dicke Gewölk der Vergangenheit lagert. Wenn ich einmal
nach Leipzig zurükfliege — weil das Schikſal nicht mehr aus einem 20
Nebel auf meines ſcheint, ſondern aus einem reinen Blau — ſo iſt
mein erſter Gang — mein erſtes Haus die 3 Roſen — zur 4ten Roſe der
Freundſchaft und ich ſage unter der betäubten Umarmung: habe
Dank, daß du deinen alten Freund nicht vergeſſen haſt.
74. An Amöne Herold. 25
Hof. d. 15 März 95.
Ihre ſchönen Briefe — beſonders der nicht an mich gehörige —
zwingen mich ordentlich, heute mein Arbeits-Gewühl mit einem Ver-
gnügen zu unterbrechen, ich meine mit einem Brief an Sie. Warum
ſol ich nicht, was ich kan beitragen, die Tazen die der Zufal in Ihre 30
Seele ſchlägt, aus der Wunde zu ziehen, weniger um Ihre trüben
als Ihre haſſenden Stunden wegzunehmen? — Einer Perſon, die
(wenige Züge abgerechnet) einen ſo wolwollenden, gelinden, er-
weichenden Brief vol ſtiller und vergebender Schmerzen ſchreibt wie
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/66>, abgerufen am 30.07.2024.
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