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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

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Ich danke Ihnen für Ihre Frage und für Ihre Anerbietungen und
für Ihre Versicherungen, und wünsche, daß Sie von meinen oben
schrof hingestelten Säzen keine Auslegung machen, die nicht mit
meinem Danke harmoniert.

Jean Paul Fr. Richter5

N. S. Daher wünscht' ich, daß Sie sich sogar "die grönländischen
Prozesse" zedieren liessen, damit alle meine alten Satiren unter neuen
in Einer Samlung ständen. Das ist aber nur ein Wunsch, und keine
Bitte und keine Hofnung.

668. An Christian Otto.10

Du wirst bei der Wiederkunft ein grosses Paquet Briefe durch-
zuwaten haben. -- Den Johannis möcht ich wohl in 8 Tagen wieder
haben, um Herdern zu antworten. -- Morgen geh' ich: kanst du mir
nicht die L[itteratur] Zeitung geben? -- Und kanst du mir nicht praeter15
propter
deine Visitte ankündigen? Vergis das Boheimer Geld nicht. --
Ausser den Horen hab ich nichts nach Bayreuth.

[356]669. An Christian Otto.

Mit 15 rtl. und mit Hülfe andern -- Geldes gedenk ich drüben viel20
zu thun. Der Teufel ist wieder in meine Dinte gefahren und macht sie
zum weis scheinenden Heuchler.

670. An Emilie von Berlepsch in Franzensbad.

Gute Emilie! So nenn' ich Sie künftig: schon in meiner Kindheit25
klang der Name Emilie meinem Herzen weissagend-schön. -- Ich
sezte eilig voraus, daß Sie bei mir die moralische Unmöglichkeit vor-
aussezten, gegen mein Ehren-Wort -- das ich meinem blossen Worte
weit vorziehe -- oder gegen irgend eine freundliche Erwartung eines
Menschen (geschweige eines geliebten) zu handeln: sonst hätt' ich30
weder durch mein Schweigen noch durch den zurükgefoderten Rok
Ihre liebenden Irthümer verdoppelt.

Ich danke Ihnen für Ihre Frage und für Ihre Anerbietungen und
für Ihre Verſicherungen, und wünſche, daß Sie von meinen oben
ſchrof hingeſtelten Säzen keine Auslegung machen, die nicht mit
meinem Danke harmoniert.

Jean Paul Fr. Richter5

N. S. Daher wünſcht’ ich, daß Sie ſich ſogar „die grönländiſchen
Prozeſſe“ zedieren lieſſen, damit alle meine alten Satiren unter neuen
in Einer Samlung ſtänden. Das iſt aber nur ein Wunſch, und keine
Bitte und keine Hofnung.

668. An Chriſtian Otto.10

Du wirſt bei der Wiederkunft ein groſſes Paquet Briefe durch-
zuwaten haben. — Den Johannis möcht ich wohl in 8 Tagen wieder
haben, um Herdern zu antworten. — Morgen geh’ ich: kanſt du mir
nicht die L[itteratur] Zeitung geben? — Und kanſt du mir nicht praeter15
propter
deine Viſitte ankündigen? Vergis das Boheimer Geld nicht. —
Auſſer den Horen hab ich nichts nach Bayreuth.

[356]669. An Chriſtian Otto.

Mit 15 rtl. und mit Hülfe andern — Geldes gedenk ich drüben viel20
zu thun. Der Teufel iſt wieder in meine Dinte gefahren und macht ſie
zum weis ſcheinenden Heuchler.

670. An Emilie von Berlepſch in Franzensbad.

Gute Emilie! So nenn’ ich Sie künftig: ſchon in meiner Kindheit25
klang der Name Emilie meinem Herzen weiſſagend-ſchön. — Ich
ſezte eilig voraus, daß Sie bei mir die moraliſche Unmöglichkeit vor-
ausſezten, gegen mein Ehren-Wort — das ich meinem bloſſen Worte
weit vorziehe — oder gegen irgend eine freundliche Erwartung eines
Menſchen (geſchweige eines geliebten) zu handeln: ſonſt hätt’ ich30
weder durch mein Schweigen noch durch den zurükgefoderten Rok
Ihre liebenden Irthümer verdoppelt.

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[354/0371] Ich danke Ihnen für Ihre Frage und für Ihre Anerbietungen und für Ihre Verſicherungen, und wünſche, daß Sie von meinen oben ſchrof hingeſtelten Säzen keine Auslegung machen, die nicht mit meinem Danke harmoniert. Jean Paul Fr. Richter 5 N. S. Daher wünſcht’ ich, daß Sie ſich ſogar „die grönländiſchen Prozeſſe“ zedieren lieſſen, damit alle meine alten Satiren unter neuen in Einer Samlung ſtänden. Das iſt aber nur ein Wunſch, und keine Bitte und keine Hofnung. 668. An Chriſtian Otto. 10 [Hof, 24. Juli 1797] Du wirſt bei der Wiederkunft ein groſſes Paquet Briefe durch- zuwaten haben. — Den Johannis möcht ich wohl in 8 Tagen wieder haben, um Herdern zu antworten. — Morgen geh’ ich: kanſt du mir nicht die L[itteratur] Zeitung geben? — Und kanſt du mir nicht praeter 15 propter deine Viſitte ankündigen? Vergis das Boheimer Geld nicht. — Auſſer den Horen hab ich nichts nach Bayreuth. 669. An Chriſtian Otto. [Hof, 24. Juli 1797] Mit 15 rtl. und mit Hülfe andern — Geldes gedenk ich drüben viel 20 zu thun. Der Teufel iſt wieder in meine Dinte gefahren und macht ſie zum weis ſcheinenden Heuchler. 670. An Emilie von Berlepſch in Franzensbad. Hof d. 30 Jul. 97 [Sonntag]. Gute Emilie! So nenn’ ich Sie künftig: ſchon in meiner Kindheit 25 klang der Name Emilie meinem Herzen weiſſagend-ſchön. — Ich ſezte eilig voraus, daß Sie bei mir die moraliſche Unmöglichkeit vor- ausſezten, gegen mein Ehren-Wort — das ich meinem bloſſen Worte weit vorziehe — oder gegen irgend eine freundliche Erwartung eines Menſchen (geſchweige eines geliebten) zu handeln: ſonſt hätt’ ich 30 weder durch mein Schweigen noch durch den zurükgefoderten Rok Ihre liebenden Irthümer verdoppelt.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/371>, abgerufen am 27.04.2024.