Folgen hat. Blau wird weder der heutige noch morgige Tag; und würd' ers nur auf 4 Stunden, so hätten wir wegen des tiefen Quek- silbers, und der jezigen Schwüle sogar unter dem Gewölke, ein Ge- witter und mithin Regen darnach. Übrigens ist heute an Regen nicht zu denken: die Pracht der Wiesen, die poetisch zu reden ordentlich grosse5 Pomadebüchsen sind, ist unbeschreiblich. -- Du fragst heute, ob ich dabei sein wil? Nein, ausgenommen in dem Falle, daß, da du und G[eorg] Getränke geben, ich auch an dieser Rechnung, die nicht in der des Wirthes steht, mein Drittel (metallisch) beitragen darf, weil G. neulich auf dem Berge mit Winken und sonst mit den Minen Re-10 flexionen macht, die mir verbieten, etwas von ihm gratis anzunehmen, obwohl von seinem Vater, der mir deswegen wahrscheinlich immer etwas restieret.
640. An Christian Otto.
[Hof, 11. Juni 1797. Sonntag]15
Damit ihr mehr zum Lesen habt als ich, leih ich euch mein Exemplar. -- Ich lebe jezt mit dem Jubelsenior weniger in Feindschaft als vor dem Druk. -- Wenn du kanst, suche mir auf 1 Uhr den Alwil heraus.
641. An Christian Otto.
[Hof, 11. Juni 1797]20
Sei so gut und schicke mir das Paquet, wenn es eingebunden ist, ganz -- und im andern Falle nur das an die Kalb gehörige, weil ich mein verdamtes Gesicht beizufügen neben meinem eilenden gestikten Bruder vergessen.
[344]642. An Friedrich von Oertel in Leipzig.25
Hof d. 13 Jun. 97.
Wirst du meinen Brief vielleicht schon unter oder in dem Himmel von Belgershain erbrechen? Wirst du schon, von nichts als Liebe um- geben, ruhig sein und wird dein glükliches Auge auf nichts mehr fallen als auf die grosse Natur, die das Sehnen nährt, und auf die schöne30 Gestalt, die es stilt, auf 2 Frühlinge auf einmal? -- Mein ganzes Herz wünscht, daß es dir schon so sei.
Dein Urtheil über das Campaner Thal ist das von Otto, wiewohl ihr beide den Zauber des Originals zu sehr auf die Rechnung des
Folgen hat. Blau wird weder der heutige noch morgige Tag; und würd’ ers nur auf 4 Stunden, ſo hätten wir wegen des tiefen Quek- ſilbers, und der jezigen Schwüle ſogar unter dem Gewölke, ein Ge- witter und mithin Regen darnach. Übrigens iſt heute an Regen nicht zu denken: die Pracht der Wieſen, die poetiſch zu reden ordentlich groſſe5 Pomadebüchſen ſind, iſt unbeſchreiblich. — Du fragſt heute, ob ich dabei ſein wil? Nein, ausgenommen in dem Falle, daß, da du und G[eorg] Getränke geben, ich auch an dieſer Rechnung, die nicht in der des Wirthes ſteht, mein Drittel (metalliſch) beitragen darf, weil G. neulich auf dem Berge mit Winken und ſonſt mit den Minen Re-10 flexionen macht, die mir verbieten, etwas von ihm gratis anzunehmen, obwohl von ſeinem Vater, der mir deswegen wahrſcheinlich immer etwas reſtieret.
640. An Chriſtian Otto.
[Hof, 11. Juni 1797. Sonntag]15
Damit ihr mehr zum Leſen habt als ich, leih ich euch mein Exemplar. — Ich lebe jezt mit dem Jubelſenior weniger in Feindſchaft als vor dem Druk. — Wenn du kanſt, ſuche mir auf 1 Uhr den Alwil heraus.
641. An Chriſtian Otto.
[Hof, 11. Juni 1797]20
Sei ſo gut und ſchicke mir das Paquet, wenn es eingebunden iſt, ganz — und im andern Falle nur das an die Kalb gehörige, weil ich mein verdamtes Geſicht beizufügen neben meinem eilenden geſtikten Bruder vergeſſen.
[344]642. An Friedrich von Oertel in Leipzig.25
Hof d. 13 Jun. 97.
Wirſt du meinen Brief vielleicht ſchon unter oder in dem Himmel von Belgershain erbrechen? Wirſt du ſchon, von nichts als Liebe um- geben, ruhig ſein und wird dein glükliches Auge auf nichts mehr fallen als auf die groſſe Natur, die das Sehnen nährt, und auf die ſchöne30 Geſtalt, die es ſtilt, auf 2 Frühlinge auf einmal? — Mein ganzes Herz wünſcht, daß es dir ſchon ſo ſei.
Dein Urtheil über das Campaner Thal iſt das von Otto, wiewohl ihr beide den Zauber des Originals zu ſehr auf die Rechnung des
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Folgen hat. Blau wird weder der heutige noch morgige Tag; und
würd’ ers nur auf 4 Stunden, ſo hätten wir wegen des tiefen Quek-
ſilbers, und der jezigen Schwüle ſogar unter dem Gewölke, ein Ge-
witter und mithin Regen darnach. Übrigens iſt heute an Regen nicht zu
denken: die Pracht der Wieſen, die poetiſch zu reden ordentlich groſſe 5
Pomadebüchſen ſind, iſt unbeſchreiblich. — Du fragſt heute, ob ich
dabei ſein wil? Nein, ausgenommen in dem Falle, daß, da du und
G[eorg] Getränke geben, ich auch an dieſer Rechnung, die nicht in der
des Wirthes ſteht, mein Drittel (metalliſch) beitragen darf, weil G.
neulich auf dem Berge mit Winken und ſonſt mit den Minen Re- 10
flexionen macht, die mir verbieten, etwas von ihm gratis anzunehmen,
obwohl von ſeinem Vater, der mir deswegen wahrſcheinlich immer
etwas reſtieret.
640. An Chriſtian Otto.
[Hof, 11. Juni 1797. Sonntag] 15
Damit ihr mehr zum Leſen habt als ich, leih ich euch mein Exemplar.
— Ich lebe jezt mit dem Jubelſenior weniger in Feindſchaft als vor
dem Druk. — Wenn du kanſt, ſuche mir auf 1 Uhr den Alwil heraus.
641. An Chriſtian Otto.
[Hof, 11. Juni 1797] 20
Sei ſo gut und ſchicke mir das Paquet, wenn es eingebunden iſt,
ganz — und im andern Falle nur das an die Kalb gehörige, weil ich
mein verdamtes Geſicht beizufügen neben meinem eilenden geſtikten
Bruder vergeſſen.
642. An Friedrich von Oertel in Leipzig. 25
Hof d. 13 Jun. 97.
Wirſt du meinen Brief vielleicht ſchon unter oder in dem Himmel
von Belgershain erbrechen? Wirſt du ſchon, von nichts als Liebe um-
geben, ruhig ſein und wird dein glükliches Auge auf nichts mehr fallen
als auf die groſſe Natur, die das Sehnen nährt, und auf die ſchöne 30
Geſtalt, die es ſtilt, auf 2 Frühlinge auf einmal? — Mein ganzes Herz
wünſcht, daß es dir ſchon ſo ſei.
Dein Urtheil über das Campaner Thal iſt das von Otto, wiewohl
ihr beide den Zauber des Originals zu ſehr auf die Rechnung des
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/358>, abgerufen am 16.02.2025.
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