Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.Der Hesperus- oder Venusstern wird leider bei seinem Durchgang Ihrer verehrtesten Gattin und Ihrer wegen lass' ich jezt oft abends Richter 479. An Christian Otto. [Hof, 9. Dez. 1796]Lieber Christian! Ich bringe dir vom Richter drüben eine Luise, die20 480. An Christian Otto. [Hof, 12. Dez. 1796]30Wenn es dich nicht genierte, möcht ich dich wohl um die L[itteratur] Der Heſperus- oder Venusſtern wird leider bei ſeinem Durchgang Ihrer verehrteſten Gattin und Ihrer wegen laſſ’ ich jezt oft abends Richter 479. An Chriſtian Otto. [Hof, 9. Dez. 1796]Lieber Chriſtian! Ich bringe dir vom Richter drüben eine Luiſe, die20 480. An Chriſtian Otto. [Hof, 12. Dez. 1796]30Wenn es dich nicht genierte, möcht ich dich wohl um die L[itteratur] <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0294" n="279"/> <p>Der <hi rendition="#g">Heſperus-</hi> oder Venusſtern wird leider bei ſeinem Durchgang<lb/> durch die Sonne von <hi rendition="#aq">Weimar</hi> die Geſtalt eines Fleckens annehmen;<lb/> aber da er (bei der nahen 2<hi rendition="#sup">ten</hi> Auflage) als Luzifer unten wieder herauf-<lb/> kommen ſol, oder da er (in einer andern Metapher) einen verklärten<lb/> Körper vom Verleger erhalten ſol: ſo wär’ es gut, wenn ich in den<lb n="5"/> verklärten Leib auch eine verklärte Seele ſezen könte. — — Und daher<lb/> wünſcht’ ich ſo herzlich, Sie würfen die Seele in Ihr Purgatorium —<lb/> und ſchrieben mir hernach das Übrige.</p><lb/> <p>Ihrer verehrteſten Gattin und Ihrer wegen laſſ’ ich jezt oft abends<lb/> eine halbe Stunde ſpäter Licht in die Stube bringen, um mir in der<lb n="10"/> Dämmerung — dieſer beſten Grundierung, dieſem Herbſtdufte der<lb/> kolorierenden Phantaſie — die glänzenden Abende bei Ihnen, die<lb/> zurükgewichen, und die erleuchtete warme Stunde auszumalen, worin<lb/> ich wieder Sie und die würdigſte Freundin Ihrer Seele, überglüklich<lb/> vor mir ſehe. O leben Sie beide unausſprechlich beglükt und — was<lb n="15"/> auf der Erde faſt noch ſchwerer iſt — beruhigt! —</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>479. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 9. Dez. 1796]</hi> </dateline><lb/> <p>Lieber Chriſtian! Ich bringe dir vom Richter drüben eine Luiſe, die<lb n="20"/> viel kleiner iſt als ich und recht ſchön grün und die dich gewis nicht ſo oft<lb/> ärgern wird als ich. Und du ſolſt heute recht fröhlich ſein, hat er ge-<lb/> ſagt, und auch morgen und übermorgen und immer immerfort, und<lb/> auch zu Weihnachten — Ach ich hab alles vergeſſen — Und auch recht<note place="right"><ref target="1922_Bd2_280">[280]</ref></note><lb/> geſund und wohl: damit dein Albrecht eine rechte Freude hat, wenn er<lb n="25"/> dich anſieht, und meine Friderike, und auch der Richter, wenn er<lb/> rüber komt. Ach ſei immerfort ſo froh und geſund wie unſere Mama<lb/> droben iſt. Weiter weis ich nichts mehr.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>480. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 12. Dez. 1796]</hi> </dateline> <lb n="30"/> <p>Wenn es dich nicht genierte, möcht ich dich wohl um die <hi rendition="#aq">L[itteratur]<lb/> Zeitung</hi> bitten: um 11 kehrt ſie zurük. — Es wird mir eine ſeltſame<lb/> exzentriſche Korreſpondenz zu Theil.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [279/0294]
Der Heſperus- oder Venusſtern wird leider bei ſeinem Durchgang
durch die Sonne von Weimar die Geſtalt eines Fleckens annehmen;
aber da er (bei der nahen 2ten Auflage) als Luzifer unten wieder herauf-
kommen ſol, oder da er (in einer andern Metapher) einen verklärten
Körper vom Verleger erhalten ſol: ſo wär’ es gut, wenn ich in den 5
verklärten Leib auch eine verklärte Seele ſezen könte. — — Und daher
wünſcht’ ich ſo herzlich, Sie würfen die Seele in Ihr Purgatorium —
und ſchrieben mir hernach das Übrige.
Ihrer verehrteſten Gattin und Ihrer wegen laſſ’ ich jezt oft abends
eine halbe Stunde ſpäter Licht in die Stube bringen, um mir in der 10
Dämmerung — dieſer beſten Grundierung, dieſem Herbſtdufte der
kolorierenden Phantaſie — die glänzenden Abende bei Ihnen, die
zurükgewichen, und die erleuchtete warme Stunde auszumalen, worin
ich wieder Sie und die würdigſte Freundin Ihrer Seele, überglüklich
vor mir ſehe. O leben Sie beide unausſprechlich beglükt und — was 15
auf der Erde faſt noch ſchwerer iſt — beruhigt! —
Richter
479. An Chriſtian Otto.
[Hof, 9. Dez. 1796]
Lieber Chriſtian! Ich bringe dir vom Richter drüben eine Luiſe, die 20
viel kleiner iſt als ich und recht ſchön grün und die dich gewis nicht ſo oft
ärgern wird als ich. Und du ſolſt heute recht fröhlich ſein, hat er ge-
ſagt, und auch morgen und übermorgen und immer immerfort, und
auch zu Weihnachten — Ach ich hab alles vergeſſen — Und auch recht
geſund und wohl: damit dein Albrecht eine rechte Freude hat, wenn er 25
dich anſieht, und meine Friderike, und auch der Richter, wenn er
rüber komt. Ach ſei immerfort ſo froh und geſund wie unſere Mama
droben iſt. Weiter weis ich nichts mehr.
[280]
480. An Chriſtian Otto.
[Hof, 12. Dez. 1796] 30
Wenn es dich nicht genierte, möcht ich dich wohl um die L[itteratur]
Zeitung bitten: um 11 kehrt ſie zurük. — Es wird mir eine ſeltſame
exzentriſche Korreſpondenz zu Theil.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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