Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

Bild:
<< vorherige Seite
475. An Christian Otto.

Anbei übermache meine neuesten opuscula rariora, die leider troz
meines Contra-Befehls vom Buchbinder geschlagen wurden als wär
er ein Rezensent. Das Verzeichnis der Errata erhielt ich erst heute5
samt den 16 rtl. von Berlin. Du soltest das Verzeichnis, in dem selber
ein neuer Drukfehler ist, neben dich unter dem Lesen hinlegen.

476. An Matzdorff in Berlin.
[Kopie]

(im Febr. schick' ich den Hesperus) -- Meine Sorglosigkeit um alle10
äuss[ere] grande parure und investit[ura] per pallium und alle
Nähschulen.

477. An Charlotte von Kalb in Weimar.
[Kopie]

Ihr Brief brachte mir Ihr Kanapee und eine unsrer Abendstunden15
dazu in meine Stube, einen Mai in den Dezember. Sie werden am
Einwohner einen grössern Jakobiner, der seinen innern Freistaat
sichert, finden als am Gast -- daß ein armer Freund so reich ist wie
sein reicher, weil beide nur 1 Herz und 1 Kasse haben; aber ich glaube
auch, daß der Freund nur sein Brod, nicht sein Schaugericht theilen20
müsse und daß ich zwar Subsidiengelder in meinen Fasttagen aber
nicht zu meinen Freudenfesten fodern dürfe. -- Erst im Titan spielet
meine biographische Truppe wieder auf dem kalten Montblanc der
vornehmen Welt.

[279]478. An Herder.25

Ich danke dem Himmel, daß ich wieder etwas geschrieben habe: den
drei Vögeln, die wieder aus dem Hekkasten meines Museums fliegen,
kan ich meinen Brief wie Brieftauben an Sie Unvergeslichsten und
Geliebtesten, anbinden. Ach ich suchte vergeblich im Michaelis30
Meskatalog den Ersaz Ihrer Gegenwart in einer neuen Kolonie Ihrer
litterarischen Nachwelt! Warum votieren Sie nicht lieber jede Woche
2mal auf dem Parnas oder im philosophischen Lehrsaal als im
Konsistorium?

475. An Chriſtian Otto.

Anbei übermache meine neueſten opuscula rariora, die leider troz
meines Contra-Befehls vom Buchbinder geſchlagen wurden als wär
er ein Rezenſent. Das Verzeichnis der Errata erhielt ich erſt heute5
ſamt den 16 rtl. von Berlin. Du ſolteſt das Verzeichnis, in dem ſelber
ein neuer Drukfehler iſt, neben dich unter dem Leſen hinlegen.

476. An Matzdorff in Berlin.
[Kopie]

(im Febr. ſchick’ ich den Hesperus) — Meine Sorgloſigkeit um alle10
äuſſ[ere] grande parure und investit[ura] per pallium und alle
Nähſchulen.

477. An Charlotte von Kalb in Weimar.
[Kopie]

Ihr Brief brachte mir Ihr Kanapee und eine unſrer Abendſtunden15
dazu in meine Stube, einen Mai in den Dezember. Sie werden am
Einwohner einen gröſſern Jakobiner, der ſeinen innern Freiſtaat
ſichert, finden als am Gaſt — daß ein armer Freund ſo reich iſt wie
ſein reicher, weil beide nur 1 Herz und 1 Kaſſe haben; aber ich glaube
auch, daß der Freund nur ſein Brod, nicht ſein Schaugericht theilen20
müſſe und daß ich zwar Subſidiengelder in meinen Faſttagen aber
nicht zu meinen Freudenfeſten fodern dürfe. — Erſt im Titan ſpielet
meine biographiſche Truppe wieder auf dem kalten Montblanc der
vornehmen Welt.

[279]478. An Herder.25

Ich danke dem Himmel, daß ich wieder etwas geſchrieben habe: den
drei Vögeln, die wieder aus dem Hekkaſten meines Muſeums fliegen,
kan ich meinen Brief wie Brieftauben an Sie Unvergeslichſten und
Geliebteſten, anbinden. Ach ich ſuchte vergeblich im Michaelis30
Meskatalog den Erſaz Ihrer Gegenwart in einer neuen Kolonie Ihrer
litterariſchen Nachwelt! Warum votieren Sie nicht lieber jede Woche
2mal auf dem Parnas oder im philoſophiſchen Lehrſaal als im
Konſiſtorium?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0293" n="278"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>475. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 3. Dez. 1796]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Anbei übermache meine neue&#x017F;ten <hi rendition="#aq">opuscula rariora,</hi> die leider troz<lb/>
meines Contra-Befehls vom Buchbinder <hi rendition="#g">ge&#x017F;chlagen</hi> wurden als wär<lb/>
er ein Rezen&#x017F;ent. Das Verzeichnis der <hi rendition="#aq">Errata</hi> erhielt ich er&#x017F;t heute<lb n="5"/>
&#x017F;amt den 16 rtl. von Berlin. Du &#x017F;olte&#x017F;t das Verzeichnis, in dem &#x017F;elber<lb/>
ein neuer Drukfehler i&#x017F;t, neben dich unter dem Le&#x017F;en hinlegen.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>476. An <hi rendition="#g">Matzdorff in Berlin.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 5. Dez. 1796]</hi> </dateline><lb/>
        <p>(im Febr. &#x017F;chick&#x2019; ich den <hi rendition="#aq">Hesperus)</hi> &#x2014; Meine Sorglo&#x017F;igkeit um alle<lb n="10"/>
äu&#x017F;&#x017F;[ere] <hi rendition="#aq">grande parure</hi> und <hi rendition="#aq">investit[ura] per pallium</hi> und alle<lb/>
Näh&#x017F;chulen.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>477. An <hi rendition="#g">Charlotte von Kalb in Weimar.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 5. Dez. 1796]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ihr Brief brachte mir Ihr Kanapee und eine un&#x017F;rer Abend&#x017F;tunden<lb n="15"/>
dazu in meine Stube, einen Mai in den Dezember. Sie werden am<lb/>
Einwohner einen grö&#x017F;&#x017F;ern Jakobiner, der &#x017F;einen innern Frei&#x017F;taat<lb/>
&#x017F;ichert, finden als am Ga&#x017F;t &#x2014; daß ein armer Freund &#x017F;o reich i&#x017F;t wie<lb/>
&#x017F;ein reicher, weil beide nur 1 Herz und 1 Ka&#x017F;&#x017F;e haben; aber ich glaube<lb/>
auch, daß der Freund nur &#x017F;ein Brod, nicht &#x017F;ein Schaugericht theilen<lb n="20"/>&#x017F;&#x017F;e und daß ich zwar Sub&#x017F;idiengelder in meinen Fa&#x017F;ttagen aber<lb/>
nicht zu meinen Freudenfe&#x017F;ten fodern dürfe. &#x2014; Er&#x017F;t im Titan &#x017F;pielet<lb/>
meine biographi&#x017F;che Truppe wieder auf dem kalten Montblanc der<lb/>
vornehmen Welt.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head><note place="left"><ref target="1922_Bd2_279">[279]</ref></note>478. An <hi rendition="#g">Herder.</hi><lb n="25"/></head>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof. d. 5 Decemb.</hi> 1796.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ich danke dem Himmel, daß ich wieder etwas ge&#x017F;chrieben habe: den<lb/>
drei Vögeln, die wieder aus dem Hekka&#x017F;ten meines Mu&#x017F;eums fliegen,<lb/>
kan ich meinen Brief wie Brieftauben an Sie Unvergeslich&#x017F;ten und<lb/>
Geliebte&#x017F;ten, anbinden. Ach ich &#x017F;uchte vergeblich im Michaelis<lb n="30"/>
Meskatalog den Er&#x017F;az Ihrer Gegenwart in einer neuen Kolonie Ihrer<lb/>
litterari&#x017F;chen Nachwelt! Warum votieren Sie nicht lieber jede Woche<lb/>
2mal auf dem Parnas oder im philo&#x017F;ophi&#x017F;chen Lehr&#x017F;aal als im<lb/>
Kon&#x017F;i&#x017F;torium?</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0293] 475. An Chriſtian Otto. [Hof, 3. Dez. 1796] Anbei übermache meine neueſten opuscula rariora, die leider troz meines Contra-Befehls vom Buchbinder geſchlagen wurden als wär er ein Rezenſent. Das Verzeichnis der Errata erhielt ich erſt heute 5 ſamt den 16 rtl. von Berlin. Du ſolteſt das Verzeichnis, in dem ſelber ein neuer Drukfehler iſt, neben dich unter dem Leſen hinlegen. 476. An Matzdorff in Berlin. [Hof, 5. Dez. 1796] (im Febr. ſchick’ ich den Hesperus) — Meine Sorgloſigkeit um alle 10 äuſſ[ere] grande parure und investit[ura] per pallium und alle Nähſchulen. 477. An Charlotte von Kalb in Weimar. [Hof, 5. Dez. 1796] Ihr Brief brachte mir Ihr Kanapee und eine unſrer Abendſtunden 15 dazu in meine Stube, einen Mai in den Dezember. Sie werden am Einwohner einen gröſſern Jakobiner, der ſeinen innern Freiſtaat ſichert, finden als am Gaſt — daß ein armer Freund ſo reich iſt wie ſein reicher, weil beide nur 1 Herz und 1 Kaſſe haben; aber ich glaube auch, daß der Freund nur ſein Brod, nicht ſein Schaugericht theilen 20 müſſe und daß ich zwar Subſidiengelder in meinen Faſttagen aber nicht zu meinen Freudenfeſten fodern dürfe. — Erſt im Titan ſpielet meine biographiſche Truppe wieder auf dem kalten Montblanc der vornehmen Welt. 478. An Herder. 25 Hof. d. 5 Decemb. 1796. Ich danke dem Himmel, daß ich wieder etwas geſchrieben habe: den drei Vögeln, die wieder aus dem Hekkaſten meines Muſeums fliegen, kan ich meinen Brief wie Brieftauben an Sie Unvergeslichſten und Geliebteſten, anbinden. Ach ich ſuchte vergeblich im Michaelis 30 Meskatalog den Erſaz Ihrer Gegenwart in einer neuen Kolonie Ihrer litterariſchen Nachwelt! Warum votieren Sie nicht lieber jede Woche 2mal auf dem Parnas oder im philoſophiſchen Lehrſaal als im Konſiſtorium?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/293
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/293>, abgerufen am 02.05.2024.