Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.275. An Christian Otto. [Hof, 1. April 1796]Ich danke dir für die Marschroute: mögest du und das Schiksal N. S. Gestern schlief ich nach dem Wein, und schrieb nach dem 276. An Emanuel.[168] Hof d. 2 Apr. 1796.Mein Emanuel, Ich kan Ihnen kein Stilschweigen vorwerfen, weil ich sonst erst Die Bayreuther Hosen lehrten mich zum erstenmale, daß es -- Otto schikt Ihnen in einigen Tagen einen Brief. Bitten Sie doch 275. An Chriſtian Otto. [Hof, 1. April 1796]Ich danke dir für die Marſchroute: mögeſt du und das Schikſal N. S. Geſtern ſchlief ich nach dem Wein, und ſchrieb nach dem 276. An Emanuel.[168] Hof d. 2 Apr. 1796.Mein Emanuel, Ich kan Ihnen kein Stilſchweigen vorwerfen, weil ich ſonſt erſt Die Bayreuther Hoſen lehrten mich zum erſtenmale, daß es — Otto ſchikt Ihnen in einigen Tagen einen Brief. Bitten Sie doch <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0184" n="171"/> <div type="letter" n="1"> <head>275. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 1. April 1796]</hi> </dateline><lb/> <p>Ich danke dir für die Marſchroute: mögeſt du und das Schikſal<lb/> mich nicht in dieſen 1 Apr. ſchicken. Das mit den 2 Mägden hätt’ ich<lb/> ohnedas geſagt. Ich frage noch heute und ſteck’ einen pr. Thaler ein,<lb n="5"/> der noch immer als mein Repräſentant beim Hanikel [?] zur Miethe<lb/> ſizt. Kluge Leute legen ein breites Papier vor ſich zum Billet und<lb/> ſchneiden dan den folgenden leeren Raum ungeſehen ab.</p><lb/> <postscript> <p>N. S. Geſtern ſchlief ich nach dem Wein, und ſchrieb nach dem<lb/> Schlaf bis 8¾ Uhr und ſchlief bis heute.<lb n="10"/> </p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>276. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd2_168">[168]</ref></note></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof</hi> d. 2 Apr. 1796.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Mein Emanuel,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Ich kan Ihnen kein Stilſchweigen vorwerfen, weil ich ſonſt erſt<lb/> meines retten müſte. Mir iſt als ſäh’ ich Ihr Angeſicht erſt durch<lb n="15"/> 30 Schleier von Monaten oder Meilen. Ich ſehne mich recht nach<lb/> einer Zeile von Ihnen. Ich habe beinahe jezt nichts in der Hand als die<lb/> Feder: in 4 Wochen bekommen Sie wieder ein Buch betitelt: „<hi rendition="#aq">Jean<lb/> Paul’</hi>s biographiſche Beluſtigungen unter der Gehirnſchaale einer<lb/> Rieſin.“ — Nach der Volendung der Blumenſtücke und der Be-<lb n="20"/> luſtigungen ſol mein Seelenſchabbes kommen und ich wil weniger und<lb/> blos an meinem Haupt-Werke: der Titan, auf das ich meine halbe<lb/> Seele aufſpare, arbeiten. Aber ich kan mich kaum zwingen, 1 Tag<lb/> Ferien zu halten: es überfält mich eine drängende Bruthize und ich mus<lb/> wieder über meine Eier.<lb n="25"/> </p> <p>Die Bayreuther Hoſen lehrten mich zum erſtenmale, daß es —<lb/> ſchlechte giebt: nämlich alle meine vorigen taugten nichts, aber ich<lb/> wuſt’ es nicht bis ich die beſten anzog. Der Schneider ſol ſeinen<lb/> Triumphbogen gar ausbauen, nämlich die Weſte und das Kleid noch:<lb/> ich bitte Sie — indem ich Ihnen recht ſehr für die vergangne und<lb n="30"/> künftige Mühe danke — mir einige Muſter von feinen Tüchern<lb/> (rothe und ſchwarze nicht) und von ſeidnen Weſten Zeugen zur Wahl<lb/> zu ſenden.</p><lb/> <p>Otto ſchikt Ihnen in einigen Tagen einen Brief. Bitten Sie doch<lb/> H. <hi rendition="#aq">Ellrodt,</hi> daß er mich nur mit fünf Zeilen überführt, daß er noch<lb n="35"/> — iſt. Ihr lieben Bayreuther vergeſſet mich ja ganz! Ihre Briefe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [171/0184]
275. An Chriſtian Otto.
[Hof, 1. April 1796]
Ich danke dir für die Marſchroute: mögeſt du und das Schikſal
mich nicht in dieſen 1 Apr. ſchicken. Das mit den 2 Mägden hätt’ ich
ohnedas geſagt. Ich frage noch heute und ſteck’ einen pr. Thaler ein, 5
der noch immer als mein Repräſentant beim Hanikel [?] zur Miethe
ſizt. Kluge Leute legen ein breites Papier vor ſich zum Billet und
ſchneiden dan den folgenden leeren Raum ungeſehen ab.
N. S. Geſtern ſchlief ich nach dem Wein, und ſchrieb nach dem
Schlaf bis 8¾ Uhr und ſchlief bis heute. 10
276. An Emanuel.
Hof d. 2 Apr. 1796.
Mein Emanuel,
Ich kan Ihnen kein Stilſchweigen vorwerfen, weil ich ſonſt erſt
meines retten müſte. Mir iſt als ſäh’ ich Ihr Angeſicht erſt durch 15
30 Schleier von Monaten oder Meilen. Ich ſehne mich recht nach
einer Zeile von Ihnen. Ich habe beinahe jezt nichts in der Hand als die
Feder: in 4 Wochen bekommen Sie wieder ein Buch betitelt: „Jean
Paul’s biographiſche Beluſtigungen unter der Gehirnſchaale einer
Rieſin.“ — Nach der Volendung der Blumenſtücke und der Be- 20
luſtigungen ſol mein Seelenſchabbes kommen und ich wil weniger und
blos an meinem Haupt-Werke: der Titan, auf das ich meine halbe
Seele aufſpare, arbeiten. Aber ich kan mich kaum zwingen, 1 Tag
Ferien zu halten: es überfält mich eine drängende Bruthize und ich mus
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Die Bayreuther Hoſen lehrten mich zum erſtenmale, daß es —
ſchlechte giebt: nämlich alle meine vorigen taugten nichts, aber ich
wuſt’ es nicht bis ich die beſten anzog. Der Schneider ſol ſeinen
Triumphbogen gar ausbauen, nämlich die Weſte und das Kleid noch:
ich bitte Sie — indem ich Ihnen recht ſehr für die vergangne und 30
künftige Mühe danke — mir einige Muſter von feinen Tüchern
(rothe und ſchwarze nicht) und von ſeidnen Weſten Zeugen zur Wahl
zu ſenden.
Otto ſchikt Ihnen in einigen Tagen einen Brief. Bitten Sie doch
H. Ellrodt, daß er mich nur mit fünf Zeilen überführt, daß er noch 35
— iſt. Ihr lieben Bayreuther vergeſſet mich ja ganz! Ihre Briefe
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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