solte ein ganz anderes und sonderbareres Werk daraus geworden sein. -- Von Bayreuth bekam ich heute 100 fl. -- Sei so gut und wähle das Aus- stat des Unter-Streichens, da ich oft beim lezten Lesen über- sehe.
171. An Buchhändler Lübeck in Bayreuth.5
[Kopie][Hof, 6. Okt. 1795]
Drukschnizer -- ich wünsche, daß Ihnen bei dem theilweisen Er- langen der 200fl. Ihre Pünktlichkeit durch Nachahmung derselben be- lohnt werde. Ich drehe nicht das Ixionsrad litterarischer Arbeiten sondern bin gar darauf geflochten -- das schöne italienische Wetter --10 Die Feder ins Dintenfas zurüklegen.
172. An Dr. Ellrodt in Bayreuth.
[Kopie][Hof, 6. Okt. 1795]
Ich solte ein Titel Rath sein, der den Fürsten Titel fabriziert. Ein sonderbarer Titel isoliert und individualisiert. -- Ich treibe vielleicht15 noch eine Herbstblume aus meinem Sumpfboden heraus. -- Er [Lübeck] ist schon (ob ich gleich erst 4 Verleger gehabt) der 3te recht- schaffene, den ich kennen lerne -- bitten Sie [Emanuel], er sol, wenn er nach Hof fährt, einer bewusten Person Hände und Füsse binden und [sie] in den Kutschkasten werfen lassen, wo es am tiefsten [?] und wo20 Wagenklappen -- und diesen Arrestanten sol er nach Hof fahren und vor meiner Thür abladen wie ein Findelkind, ich werde hinausspringen[109] und die Hand des Gefangnen erfassen und sagen: wie wol thut es mir nach einer so langen Unsichtbarkeit, daß ich einmal mündlich und um- armend und nicht blos mit Dinte sagen kan, ich bin Ihr Freund.25
173. An Emanuel.
Hof. d. 6 Okt. 95.
Mein lieber, guter, bester, und recht von Herzen Geliebter!
Ihr Schweigen ist eine lange Strafpredigt auf meines. -- Wenn ich30 jemand -- besonders ein Mädgen -- mehr lieben wolte als sonst: so sucht' ich mich an beiden zu versündigen: meine Reue machte dan die Liebe unendlich zärter und heisser. Fast solt ich nach dem Gefühle, wo-
8 Jean Paul Briefe. II.
ſolte ein ganz anderes und ſonderbareres Werk daraus geworden ſein. — Von Bayreuth bekam ich heute 100 fl. — Sei ſo gut und wähle das Aus- ſtat des Unter-Streichens, da ich oft beim lezten Leſen über- ſehe.
171. An Buchhändler Lübeck in Bayreuth.5
[Kopie][Hof, 6. Okt. 1795]
Drukſchnizer — ich wünſche, daß Ihnen bei dem theilweiſen Er- langen der 200fl. Ihre Pünktlichkeit durch Nachahmung derſelben be- lohnt werde. Ich drehe nicht das Ixionsrad litterariſcher Arbeiten ſondern bin gar darauf geflochten — das ſchöne italieniſche Wetter —10 Die Feder ins Dintenfas zurüklegen.
172. An Dr. Ellrodt in Bayreuth.
[Kopie][Hof, 6. Okt. 1795]
Ich ſolte ein Titel Rath ſein, der den Fürſten Titel fabriziert. Ein ſonderbarer Titel iſoliert und individualiſiert. — Ich treibe vielleicht15 noch eine Herbſtblume aus meinem Sumpfboden heraus. — Er [Lübeck] iſt ſchon (ob ich gleich erſt 4 Verleger gehabt) der 3te recht- ſchaffene, den ich kennen lerne — bitten Sie [Emanuel], er ſol, wenn er nach Hof fährt, einer bewuſten Perſon Hände und Füſſe binden und [ſie] in den Kutſchkaſten werfen laſſen, wo es am tiefſten [?] und wo20 Wagenklappen — und dieſen Arreſtanten ſol er nach Hof fahren und vor meiner Thür abladen wie ein Findelkind, ich werde hinausſpringen[109] und die Hand des Gefangnen erfaſſen und ſagen: wie wol thut es mir nach einer ſo langen Unſichtbarkeit, daß ich einmal mündlich und um- armend und nicht blos mit Dinte ſagen kan, ich bin Ihr Freund.25
173. An Emanuel.
Hof. d. 6 Okt. 95.
Mein lieber, guter, beſter, und recht von Herzen Geliebter!
Ihr Schweigen iſt eine lange Strafpredigt auf meines. — Wenn ich30 jemand — beſonders ein Mädgen — mehr lieben wolte als ſonſt: ſo ſucht’ ich mich an beiden zu verſündigen: meine Reue machte dan die Liebe unendlich zärter und heiſſer. Faſt ſolt ich nach dem Gefühle, wo-
8 Jean Paul Briefe. II.
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ſolte ein ganz anderes und ſonderbareres Werk daraus geworden ſein.
— Von Bayreuth bekam ich heute 100 fl. — Sei ſo gut und wähle das
Aus- ſtat des Unter-Streichens, da ich oft beim lezten Leſen über-
ſehe.
171. An Buchhändler Lübeck in Bayreuth. 5
[Hof, 6. Okt. 1795]
Drukſchnizer — ich wünſche, daß Ihnen bei dem theilweiſen Er-
langen der 200fl. Ihre Pünktlichkeit durch Nachahmung derſelben be-
lohnt werde. Ich drehe nicht das Ixionsrad litterariſcher Arbeiten
ſondern bin gar darauf geflochten — das ſchöne italieniſche Wetter — 10
Die Feder ins Dintenfas zurüklegen.
172. An Dr. Ellrodt in Bayreuth.
[Hof, 6. Okt. 1795]
Ich ſolte ein Titel Rath ſein, der den Fürſten Titel fabriziert. Ein
ſonderbarer Titel iſoliert und individualiſiert. — Ich treibe vielleicht 15
noch eine Herbſtblume aus meinem Sumpfboden heraus. — Er
[Lübeck] iſt ſchon (ob ich gleich erſt 4 Verleger gehabt) der 3te recht-
ſchaffene, den ich kennen lerne — bitten Sie [Emanuel], er ſol, wenn er
nach Hof fährt, einer bewuſten Perſon Hände und Füſſe binden und
[ſie] in den Kutſchkaſten werfen laſſen, wo es am tiefſten [?] und wo 20
Wagenklappen — und dieſen Arreſtanten ſol er nach Hof fahren und
vor meiner Thür abladen wie ein Findelkind, ich werde hinausſpringen
und die Hand des Gefangnen erfaſſen und ſagen: wie wol thut es mir
nach einer ſo langen Unſichtbarkeit, daß ich einmal mündlich und um-
armend und nicht blos mit Dinte ſagen kan, ich bin Ihr Freund. 25
[109]
173. An Emanuel.
Hof. d. 6 Okt. 95.
Mein lieber, guter, beſter,
und recht von Herzen Geliebter!
Ihr Schweigen iſt eine lange Strafpredigt auf meines. — Wenn ich 30
jemand — beſonders ein Mädgen — mehr lieben wolte als ſonſt: ſo
ſucht’ ich mich an beiden zu verſündigen: meine Reue machte dan die
Liebe unendlich zärter und heiſſer. Faſt ſolt ich nach dem Gefühle, wo-
8 Jean Paul Briefe. II.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/124>, abgerufen am 16.02.2025.
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