Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.Ich und mein nächster Freund sehen begierig auf jeden neuen Zug Sie werden wissen, wie sehr jezt meine Geschäfte meine Vergnügun- Leben Sie wol -- der Himmel ziehe um Ihre Glükssonne nie eine Ihr Freund Richter15 169. An Christian Otto. [Hof, 17. Sept. 1795]Nim meine Interrogatorien ja nicht übel. Ungefähr wenn wurde [108]170. An Christian Otto. [Hof, 5. Okt. 1795]"Hier, lieber Otto!" sag' ich seit einiger Zeit immerfort. Ich denke25 Ich und mein nächſter Freund ſehen begierig auf jeden neuen Zug Sie werden wiſſen, wie ſehr jezt meine Geſchäfte meine Vergnügun- Leben Sie wol — der Himmel ziehe um Ihre Glüksſonne nie eine Ihr Freund Richter15 169. An Chriſtian Otto. [Hof, 17. Sept. 1795]Nim meine Interrogatorien ja nicht übel. Ungefähr wenn wurde [108]170. An Chriſtian Otto. [Hof, 5. Okt. 1795]„Hier, lieber Otto!“ ſag’ ich ſeit einiger Zeit immerfort. Ich denke25 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0123" n="112"/> <p>Ich und mein nächſter Freund ſehen begierig auf jeden neuen Zug<lb/> auf, den Sie am Bilde Ihres Bruders thun; und nunmehr können wir<lb/> Ihnen die briefliche Fortſezung von Anton Reiſer nicht mehr erlaſſen.<lb/> — Wenn etwan einmal Roltſch mit ſeinem purpurnen Köcher vor<lb/> Ihrem Fenſter vorbei wandelt: ſo werfen Sie ihm einen recht warmen<lb n="5"/> Grus von mir hinaus!</p><lb/> <p>Sie werden wiſſen, wie ſehr jezt meine Geſchäfte meine Vergnügun-<lb/> gen d. h. meine Briefe, abkürzen.</p><lb/> <p>Leben Sie wol — der Himmel ziehe um Ihre Glüksſonne nie eine<lb/> ſcheinbare Nebenſonne, die Prophetin des Sturms — und Ihr eignes<lb n="10"/> Herz gebe Ihnen mehr als ſelber das Schikſal nehmen oder geben kan,<lb/> Ruhe und Ergebung, Freude an der groſſen Natur und Verachtung des<lb/> vergoldeten bürgerlichen Leichenpompes um uns her.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr Freund<lb/> Richter</hi> <lb n="15"/> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>169. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 17. Sept. 1795]</hi> </dateline><lb/> <p>Nim meine Interrogatorien ja nicht übel. <hi rendition="#g">Ungefähr</hi> wenn wurde<lb/> in Berlin — und in Petersburg die Geſezkommiſſion niedergeſezt? —<lb/> Dauert die 1775 im Preuſſiſchen errichtete „Witwenverpflegungs-<lb n="20"/> anſtalt“ noch? — Kanſt du mir nicht den Groſſe auf 1 Tag geben?<lb/> Morgen bekömſt du ſie beide zurük.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head><note place="left"><ref target="1922_Bd2_108">[108]</ref></note>170. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 5. Okt. 1795]</hi> </dateline><lb/> <p>„Hier, lieber Otto!“ ſag’ ich ſeit einiger Zeit immerfort. Ich denke<lb n="25"/> noch heute die andern 5 Bogen dir nachzuſchicken. — Über deine<lb/> Sachen, die ich erſt blos geleſen, kan ich mich jezt ruhiger machen. —<lb/> Ich hoffe, daß du keine Wundenmaale des <hi rendition="#aq">Citissime</hi> in dieſem Pak<lb/> finden mögeſt: der Plan iſt an und für ſich recht und es iſt nur Schade,<lb/> daß ich ihn nur auf 20, und nicht auf 30 Bogen auseinanderbreiten<lb n="30"/> darf. — Die <hi rendition="#g">beſſern</hi> und <hi rendition="#g">neuern</hi> Szenen liegen noch in meinen<lb/> Gehirnkammern und kommen erſt. Stoſſ[e] dich nicht an die tollen<lb/> Namen: nun mehr bliebe doch geſchrieben geſchrieben. Wäre das<lb/> deutſche Publikum brittiſcher oder angliſierter (an den Ohren): ſo<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0123]
Ich und mein nächſter Freund ſehen begierig auf jeden neuen Zug
auf, den Sie am Bilde Ihres Bruders thun; und nunmehr können wir
Ihnen die briefliche Fortſezung von Anton Reiſer nicht mehr erlaſſen.
— Wenn etwan einmal Roltſch mit ſeinem purpurnen Köcher vor
Ihrem Fenſter vorbei wandelt: ſo werfen Sie ihm einen recht warmen 5
Grus von mir hinaus!
Sie werden wiſſen, wie ſehr jezt meine Geſchäfte meine Vergnügun-
gen d. h. meine Briefe, abkürzen.
Leben Sie wol — der Himmel ziehe um Ihre Glüksſonne nie eine
ſcheinbare Nebenſonne, die Prophetin des Sturms — und Ihr eignes 10
Herz gebe Ihnen mehr als ſelber das Schikſal nehmen oder geben kan,
Ruhe und Ergebung, Freude an der groſſen Natur und Verachtung des
vergoldeten bürgerlichen Leichenpompes um uns her.
Ihr Freund
Richter 15
169. An Chriſtian Otto.
[Hof, 17. Sept. 1795]
Nim meine Interrogatorien ja nicht übel. Ungefähr wenn wurde
in Berlin — und in Petersburg die Geſezkommiſſion niedergeſezt? —
Dauert die 1775 im Preuſſiſchen errichtete „Witwenverpflegungs- 20
anſtalt“ noch? — Kanſt du mir nicht den Groſſe auf 1 Tag geben?
Morgen bekömſt du ſie beide zurük.
170. An Chriſtian Otto.
[Hof, 5. Okt. 1795]
„Hier, lieber Otto!“ ſag’ ich ſeit einiger Zeit immerfort. Ich denke 25
noch heute die andern 5 Bogen dir nachzuſchicken. — Über deine
Sachen, die ich erſt blos geleſen, kan ich mich jezt ruhiger machen. —
Ich hoffe, daß du keine Wundenmaale des Citissime in dieſem Pak
finden mögeſt: der Plan iſt an und für ſich recht und es iſt nur Schade,
daß ich ihn nur auf 20, und nicht auf 30 Bogen auseinanderbreiten 30
darf. — Die beſſern und neuern Szenen liegen noch in meinen
Gehirnkammern und kommen erſt. Stoſſ[e] dich nicht an die tollen
Namen: nun mehr bliebe doch geſchrieben geſchrieben. Wäre das
deutſche Publikum brittiſcher oder angliſierter (an den Ohren): ſo
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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