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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.

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359. An Frau Herold in Hof.[341]
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So oft eine Wolke ein wenig blauen Himmel entblöste: wolt' ich
nach Hof. So aber hab' ich weder Sie noch den Himmel gesehen und
size als ein elender Briefsteller an meinem schwarzenbacher Tische. Die5
Wolken sind wie Ihre Uhren -- die an die Zeit erinnern, die man
durch Sie vergessen lernt. Da die Lina mehr Belehrung als Ver-
gnügen giebt und Sie nur das leztere, nicht die erstere brauchen.

360. An Amöne Herold in Hof.
[Kopie]10

Ich bin begierig, was ich in diesem Zwillings- und Doppelsonaten-
Briefe vorbringen werde. Da ich mündlich mit Ihnen hinter Ihrem
Tischgen sprechen darf: so darf ichs auch wol schriftlich hinter meinem.
Darf ichs nicht: so müssen Sie mit mir zanken; und dieses wil [ich], weil
ich Ihnen dadurch ein Paar Worte und Minen mehr abgewinne. -- Der15
niederströmende Himmel wolte mich ersäufen; er konte aber niemand
beikommen als dem Frauenzimmer in meiner Tasche, der la Roche.
Und so ists auf diesem Erdkügelgen allemal: wenn ein Man und eine
Frau beisammen sind: so nimt der Schmerz und die Plage keinen Arm
als den weiblichen. Z. B. Wenn ich und Sie beisammen sind: so hat20
niemand Vergnügen als ich und niemand Plage als Sie. So ists beim
Machen und Lesen dieses Briefs.

361. An Christian Otto.

Lieber Otto
25

Ich wil mir iezt gar nicht die Mühe geben, nur 3 zusammen-
hängende Perioden zu sezen. -- Also erstlich nüzt deine Dinte meinen
Fötussen was das kalte Wasser deinem Leibe; sie iagt die Krankheits
Materie heraus indem sie Beulen macht. -- Ich habe bisher iede
satirische Personage wie eine Pfänderstatue angesehen, die man mit30
allem Möglichen bestekt und umhängt: du gewöhntest mich halb davon
ab; aber desto kahler steht vielleicht alles da, besonders mein armer[342]
Fälbel, an den ich, ohne deine kritische Ordnung des Heils, sicher alles
Närrische gepicht und geheftet hätte, was von den weitesten Sprüngen

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359. An Frau Herold in Hof.[341]
[Kopie]

So oft eine Wolke ein wenig blauen Himmel entblöſte: wolt’ ich
nach Hof. So aber hab’ ich weder Sie noch den Himmel geſehen und
ſize als ein elender Briefſteller an meinem ſchwarzenbacher Tiſche. Die5
Wolken ſind wie Ihre Uhren — die an die Zeit erinnern, die man
durch Sie vergeſſen lernt. Da die Lina mehr Belehrung als Ver-
gnügen giebt und Sie nur das leztere, nicht die erſtere brauchen.

360. An Amöne Herold in Hof.
[Kopie]10

Ich bin begierig, was ich in dieſem Zwillings- und Doppelſonaten-
Briefe vorbringen werde. Da ich mündlich mit Ihnen hinter Ihrem
Tiſchgen ſprechen darf: ſo darf ichs auch wol ſchriftlich hinter meinem.
Darf ichs nicht: ſo müſſen Sie mit mir zanken; und dieſes wil [ich], weil
ich Ihnen dadurch ein Paar Worte und Minen mehr abgewinne. — Der15
niederſtrömende Himmel wolte mich erſäufen; er konte aber niemand
beikommen als dem Frauenzimmer in meiner Taſche, der la Roche.
Und ſo iſts auf dieſem Erdkügelgen allemal: wenn ein Man und eine
Frau beiſammen ſind: ſo nimt der Schmerz und die Plage keinen Arm
als den weiblichen. Z. B. Wenn ich und Sie beiſammen ſind: ſo hat20
niemand Vergnügen als ich und niemand Plage als Sie. So iſts beim
Machen und Leſen dieſes Briefs.

361. An Chriſtian Otto.

Lieber Otto
25

Ich wil mir iezt gar nicht die Mühe geben, nur 3 zuſammen-
hängende Perioden zu ſezen. — Alſo erſtlich nüzt deine Dinte meinen
Fötuſſen was das kalte Waſſer deinem Leibe; ſie iagt die Krankheits
Materie heraus indem ſie Beulen macht. — Ich habe bisher iede
ſatiriſche Perſonage wie eine Pfänderſtatue angeſehen, die man mit30
allem Möglichen beſtekt und umhängt: du gewöhnteſt mich halb davon
ab; aber deſto kahler ſteht vielleicht alles da, beſonders mein armer[342]
Fälbel, an den ich, ohne deine kritiſche Ordnung des Heils, ſicher alles
Närriſche gepicht und geheftet hätte, was von den weiteſten Sprüngen

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[323/0349] 359. An Frau Herold in Hof. [Schwarzenbach, 2. Febr. 1791] So oft eine Wolke ein wenig blauen Himmel entblöſte: wolt’ ich nach Hof. So aber hab’ ich weder Sie noch den Himmel geſehen und ſize als ein elender Briefſteller an meinem ſchwarzenbacher Tiſche. Die 5 Wolken ſind wie Ihre Uhren — die an die Zeit erinnern, die man durch Sie vergeſſen lernt. Da die Lina mehr Belehrung als Ver- gnügen giebt und Sie nur das leztere, nicht die erſtere brauchen. 360. An Amöne Herold in Hof. [Schwarzenbach, 2. Febr. 1791] 10 Ich bin begierig, was ich in dieſem Zwillings- und Doppelſonaten- Briefe vorbringen werde. Da ich mündlich mit Ihnen hinter Ihrem Tiſchgen ſprechen darf: ſo darf ichs auch wol ſchriftlich hinter meinem. Darf ichs nicht: ſo müſſen Sie mit mir zanken; und dieſes wil [ich], weil ich Ihnen dadurch ein Paar Worte und Minen mehr abgewinne. — Der 15 niederſtrömende Himmel wolte mich erſäufen; er konte aber niemand beikommen als dem Frauenzimmer in meiner Taſche, der la Roche. Und ſo iſts auf dieſem Erdkügelgen allemal: wenn ein Man und eine Frau beiſammen ſind: ſo nimt der Schmerz und die Plage keinen Arm als den weiblichen. Z. B. Wenn ich und Sie beiſammen ſind: ſo hat 20 niemand Vergnügen als ich und niemand Plage als Sie. So iſts beim Machen und Leſen dieſes Briefs. 361. An Chriſtian Otto. Schwarzenbach den 2 Febr. 91 [Mittwoch]. Lieber Otto 25 Ich wil mir iezt gar nicht die Mühe geben, nur 3 zuſammen- hängende Perioden zu ſezen. — Alſo erſtlich nüzt deine Dinte meinen Fötuſſen was das kalte Waſſer deinem Leibe; ſie iagt die Krankheits Materie heraus indem ſie Beulen macht. — Ich habe bisher iede ſatiriſche Perſonage wie eine Pfänderſtatue angeſehen, die man mit 30 allem Möglichen beſtekt und umhängt: du gewöhnteſt mich halb davon ab; aber deſto kahler ſteht vielleicht alles da, beſonders mein armer Fälbel, an den ich, ohne deine kritiſche Ordnung des Heils, ſicher alles Närriſche gepicht und geheftet hätte, was von den weiteſten Sprüngen [342] 21*

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T14:52:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T14:52:17Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/349>, abgerufen am 25.11.2024.