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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.

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138. An Pfarrer Vogel in Rehau.
[Kopie]

Ich schreibe eilig und Ihr Titel wäre mir daher ein Hemschuh. --
Was helfen uns aber die ausgespanten Segel, wenn nicht ein starker
Athem in sie bläset? Den hat Ihr H. Vater ganz. Er verwendete ihn5
vielleicht dazu und triebe unser Silberschif geschwinder in den Hafen
zurük, etc. Wenn Sie mir diese Bitte gewären: so werd' ich ganz zu-
dringlich und komme mit einer zwoten zum Vorschein, mit der nämlich,
die erste bald zu erfüllen ... Glüklich ist ieder Briefsteller, der mich
nachahmen darf, wenn ich ohne Umstände sage, daß etc.10

139. An Hermann in Leipzig.
[Kopie]

Sie werden mir verzeihen, daß Sie das Kästgen erst von mir fodern
musten. Ich wünschte ich könte es begleiten. Denn iezt wären wir erst
vergnügt mit einander, da Sie es sind, wenn Sie auch nichts anders15
wären als gesund. Endlich hat doch ein Freund von Ihnen dem Glükke
die Augen, die ein ganz[er] unweiser Rath mit seinen Fäusten zu-
drükte, wieder aufgemacht und es sieht Sie und seine Fehler. Warlich
ich kan Ihnen das Vergnügen nicht beschreiben, das mir Ihre Ver-
besserung gab. Vielleicht ahmt mein Schiksal dem Ihrigen nach und20
ich habe nun bald Wind genug zu meinen papiernen Segeln zusammen-
[203]gebracht. Ich rathe Ihnen selbst nicht, nach Hof zu kommen; viel-
mehr besuchen Sie dafür Freunde, die iezt in Hof sind. Wir hätten wol
allerlei aneinander zu schreiben und könten durch Briefe die bessere
Zukunft in die Gegenwart verwandeln und einander Visittenblätter25
schikken, die der Besuch selbst wären, und ich möcht' auch wol -- aber
Sie mögen nicht. Dennoch schäz' und lieb' ich Sie innig und freue
mich, daß ich Sie nicht verkenne sondern bin etc.

140. An Frau von Reitzenstein, geb. von Plotho.
[Kopie]30

Ich wünschte ich wäre Yorik, der so viel Laune hatte, oder Swift,
der so gut zu loben wuste, oder Voltaire, der so sehr wizig war, oder
auch eine Dame, weil diese so gute Briefe schreiben: so würde ich
diesen gar nicht machen, sondern einen weit bessern, der des Ihrigen

138. An Pfarrer Vogel in Rehau.
[Kopie]

Ich ſchreibe eilig und Ihr Titel wäre mir daher ein Hemſchuh. —
Was helfen uns aber die ausgeſpanten Segel, wenn nicht ein ſtarker
Athem in ſie bläſet? Den hat Ihr H. Vater ganz. Er verwendete ihn5
vielleicht dazu und triebe unſer Silberſchif geſchwinder in den Hafen
zurük, ꝛc. Wenn Sie mir dieſe Bitte gewären: ſo werd’ ich ganz zu-
dringlich und komme mit einer zwoten zum Vorſchein, mit der nämlich,
die erſte bald zu erfüllen … Glüklich iſt ieder Briefſteller, der mich
nachahmen darf, wenn ich ohne Umſtände ſage, daß ꝛc.10

139. An Hermann in Leipzig.
[Kopie]

Sie werden mir verzeihen, daß Sie das Käſtgen erſt von mir fodern
muſten. Ich wünſchte ich könte es begleiten. Denn iezt wären wir erſt
vergnügt mit einander, da Sie es ſind, wenn Sie auch nichts anders15
wären als geſund. Endlich hat doch ein Freund von Ihnen dem Glükke
die Augen, die ein ganz[er] unweiſer Rath mit ſeinen Fäuſten zu-
drükte, wieder aufgemacht und es ſieht Sie und ſeine Fehler. Warlich
ich kan Ihnen das Vergnügen nicht beſchreiben, das mir Ihre Ver-
beſſerung gab. Vielleicht ahmt mein Schikſal dem Ihrigen nach und20
ich habe nun bald Wind genug zu meinen papiernen Segeln zuſammen-
[203]gebracht. Ich rathe Ihnen ſelbſt nicht, nach Hof zu kommen; viel-
mehr beſuchen Sie dafür Freunde, die iezt in Hof ſind. Wir hätten wol
allerlei aneinander zu ſchreiben und könten durch Briefe die beſſere
Zukunft in die Gegenwart verwandeln und einander Viſittenblätter25
ſchikken, die der Beſuch ſelbſt wären, und ich möcht’ auch wol — aber
Sie mögen nicht. Dennoch ſchäz’ und lieb’ ich Sie innig und freue
mich, daß ich Sie nicht verkenne ſondern bin ꝛc.

140. An Frau von Reitzenſtein, geb. von Plotho.
[Kopie]30

Ich wünſchte ich wäre Yorik, der ſo viel Laune hatte, oder Swift,
der ſo gut zu loben wuſte, oder Voltaire, der ſo ſehr wizig war, oder
auch eine Dame, weil dieſe ſo gute Briefe ſchreiben: ſo würde ich
dieſen gar nicht machen, ſondern einen weit beſſern, der des Ihrigen

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[192/0217] 138. An Pfarrer Vogel in Rehau. [Hof, 8. Jan. 1786. Sonntag] Ich ſchreibe eilig und Ihr Titel wäre mir daher ein Hemſchuh. — Was helfen uns aber die ausgeſpanten Segel, wenn nicht ein ſtarker Athem in ſie bläſet? Den hat Ihr H. Vater ganz. Er verwendete ihn 5 vielleicht dazu und triebe unſer Silberſchif geſchwinder in den Hafen zurük, ꝛc. Wenn Sie mir dieſe Bitte gewären: ſo werd’ ich ganz zu- dringlich und komme mit einer zwoten zum Vorſchein, mit der nämlich, die erſte bald zu erfüllen … Glüklich iſt ieder Briefſteller, der mich nachahmen darf, wenn ich ohne Umſtände ſage, daß ꝛc. 10 139. An Hermann in Leipzig. [Hof, 11. Jan. 1786] Sie werden mir verzeihen, daß Sie das Käſtgen erſt von mir fodern muſten. Ich wünſchte ich könte es begleiten. Denn iezt wären wir erſt vergnügt mit einander, da Sie es ſind, wenn Sie auch nichts anders 15 wären als geſund. Endlich hat doch ein Freund von Ihnen dem Glükke die Augen, die ein ganz[er] unweiſer Rath mit ſeinen Fäuſten zu- drükte, wieder aufgemacht und es ſieht Sie und ſeine Fehler. Warlich ich kan Ihnen das Vergnügen nicht beſchreiben, das mir Ihre Ver- beſſerung gab. Vielleicht ahmt mein Schikſal dem Ihrigen nach und 20 ich habe nun bald Wind genug zu meinen papiernen Segeln zuſammen- gebracht. Ich rathe Ihnen ſelbſt nicht, nach Hof zu kommen; viel- mehr beſuchen Sie dafür Freunde, die iezt in Hof ſind. Wir hätten wol allerlei aneinander zu ſchreiben und könten durch Briefe die beſſere Zukunft in die Gegenwart verwandeln und einander Viſittenblätter 25 ſchikken, die der Beſuch ſelbſt wären, und ich möcht’ auch wol — aber Sie mögen nicht. Dennoch ſchäz’ und lieb’ ich Sie innig und freue mich, daß ich Sie nicht verkenne ſondern bin ꝛc. [203] 140. An Frau von Reitzenſtein, geb. von Plotho. [Hof, 12. Jan. 1786] 30 Ich wünſchte ich wäre Yorik, der ſo viel Laune hatte, oder Swift, der ſo gut zu loben wuſte, oder Voltaire, der ſo ſehr wizig war, oder auch eine Dame, weil dieſe ſo gute Briefe ſchreiben: ſo würde ich dieſen gar nicht machen, ſondern einen weit beſſern, der des Ihrigen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T14:52:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T14:52:17Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/217>, abgerufen am 23.11.2024.