veranlassete, mir und ihr eine sehr grosse Gefälligkeit zu erweisen, indem Sie ihr aus Ihrem Gotteshause etwan 25 fl. auf eine hypo- thekarische gerichtliche Versicherung vorstrekten. Lieber Freund! wenn Sie können, so lassen Sie mich nicht.
Ich bin unter vielen Hofnungen5
[Spaltenumbruch]Hof den 28 Dez. 1785.[Spaltenumbruch]Ew. Hochehrwürden gehors. Diener und Freund J. P. F. Richter
135. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach.
[Kopie][Hof, 28. Dez. 1785]10
Den Vorwurf der übertriebnen Empfindlichkeit kan ich nicht besser widerlegen als daß ich über ihn und Ihren Brief nicht böse werde. Ich vergebe Ihnen alles, weil ich gewis weis, daß Sie unendlich besser sind als Ihr Brief. -- Aber lieber Himmel! ich bitte dich, leite künftig meine Feder, daß sie die Metaphern sehr flieht. Wenigstens in Briefen15 [?] und in gewissen Briefen gehet dan alles weit besser. -- Die mis- verstandene Metapher entzweiet uns.... Es wäre Undankbarkeit, wenn man diese Freigebigkeit mit einer Klage darüber vergelten wolte.... Lieber Got, ich sol an Sie schreiben, nicht wenn die Ver- nunft, sondern wenn die Etiquette es begehret: Sie wolten den Anfang20 nicht machen, ungeachtet Sie Stof zum Briefe hatten, blos weil Sie nicht von mir weggereiset sind; aber ich sol den Anfang machen, [201]ungeachtet ich nichts zu schreiben habe, blos weil ich von Ihnen gieng. Wenn haben meine Handlungen Sie iemals zu dem Verdachte be- rechtigt, daß ich nach der Etiquette -- den symbolischen Büchern derer,25 die nach fremden Fäden springen und nach der Pfeife des Marionet- spielers tanzen -- handeln würde?... Wo ist der Freund, der mich in sein Haus einlud? der vol Liebe gegen mich war? der einmal weinte, da ich von ihm nach Leipzig reiste? Ach er ist von einem Manne ver- dränget worden, der gegen mich sich nicht bitter genug auszudrükken30 vermag und der sogar im Obigen [?] so zu mir saget: "wenn ich etwan noch einige bittere Ausdrükke gegen dich vergessen habe: so thue mir den Gefallen und ergänze sie selbst; ich wil hoffen, daß du als einer, der sich in dem Verhöhnen nicht wenig übt, schon so viele Stachelreden zu meinen hinzuzufügen verstehst, daß es dich etwan stark genug ver-35
veranlaſſete, mir und ihr eine ſehr groſſe Gefälligkeit zu erweiſen, indem Sie ihr aus Ihrem Gotteshauſe etwan 25 fl. auf eine hypo- thekariſche gerichtliche Verſicherung vorſtrekten. Lieber Freund! wenn Sie können, ſo laſſen Sie mich nicht.
Ich bin unter vielen Hofnungen5
[Spaltenumbruch]Hof den 28 Dez. 1785.[Spaltenumbruch]Ew. Hochehrwürden gehorſ. Diener und Freund J. P. F. Richter
135. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach.
[Kopie][Hof, 28. Dez. 1785]10
Den Vorwurf der übertriebnen Empfindlichkeit kan ich nicht beſſer widerlegen als daß ich über ihn und Ihren Brief nicht böſe werde. Ich vergebe Ihnen alles, weil ich gewis weis, daß Sie unendlich beſſer ſind als Ihr Brief. — Aber lieber Himmel! ich bitte dich, leite künftig meine Feder, daß ſie die Metaphern ſehr flieht. Wenigſtens in Briefen15 [?] und in gewiſſen Briefen gehet dan alles weit beſſer. — Die mis- verſtandene Metapher entzweiet uns.... Es wäre Undankbarkeit, wenn man dieſe Freigebigkeit mit einer Klage darüber vergelten wolte.... Lieber Got, ich ſol an Sie ſchreiben, nicht wenn die Ver- nunft, ſondern wenn die Etiquette es begehret: Sie wolten den Anfang20 nicht machen, ungeachtet Sie Stof zum Briefe hatten, blos weil Sie nicht von mir weggereiſet ſind; aber ich ſol den Anfang machen, [201]ungeachtet ich nichts zu ſchreiben habe, blos weil ich von Ihnen gieng. Wenn haben meine Handlungen Sie iemals zu dem Verdachte be- rechtigt, daß ich nach der Etiquette — den ſymboliſchen Büchern derer,25 die nach fremden Fäden ſpringen und nach der Pfeife des Marionet- ſpielers tanzen — handeln würde?... Wo iſt der Freund, der mich in ſein Haus einlud? der vol Liebe gegen mich war? der einmal weinte, da ich von ihm nach Leipzig reiſte? Ach er iſt von einem Manne ver- dränget worden, der gegen mich ſich nicht bitter genug auszudrükken30 vermag und der ſogar im Obigen [?] ſo zu mir ſaget: „wenn ich etwan noch einige bittere Ausdrükke gegen dich vergeſſen habe: ſo thue mir den Gefallen und ergänze ſie ſelbſt; ich wil hoffen, daß du als einer, der ſich in dem Verhöhnen nicht wenig übt, ſchon ſo viele Stachelreden zu meinen hinzuzufügen verſtehſt, daß es dich etwan ſtark genug ver-35
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thekariſche gerichtliche Verſicherung vorſtrekten. Lieber Freund! wenn
Sie können, ſo laſſen Sie mich nicht.
Ich bin unter vielen Hofnungen 5
Hof den 28 Dez.
1785.
Ew. Hochehrwürden
gehorſ. Diener und Freund
J. P. F. Richter
135. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach.
[Hof, 28. Dez. 1785] 10
Den Vorwurf der übertriebnen Empfindlichkeit kan ich nicht beſſer
widerlegen als daß ich über ihn und Ihren Brief nicht böſe werde. Ich
vergebe Ihnen alles, weil ich gewis weis, daß Sie unendlich beſſer
ſind als Ihr Brief. — Aber lieber Himmel! ich bitte dich, leite künftig
meine Feder, daß ſie die Metaphern ſehr flieht. Wenigſtens in Briefen 15
[?] und in gewiſſen Briefen gehet dan alles weit beſſer. — Die mis-
verſtandene Metapher entzweiet uns.... Es wäre Undankbarkeit,
wenn man dieſe Freigebigkeit mit einer Klage darüber vergelten
wolte.... Lieber Got, ich ſol an Sie ſchreiben, nicht wenn die Ver-
nunft, ſondern wenn die Etiquette es begehret: Sie wolten den Anfang 20
nicht machen, ungeachtet Sie Stof zum Briefe hatten, blos weil Sie
nicht von mir weggereiſet ſind; aber ich ſol den Anfang machen,
ungeachtet ich nichts zu ſchreiben habe, blos weil ich von Ihnen gieng.
Wenn haben meine Handlungen Sie iemals zu dem Verdachte be-
rechtigt, daß ich nach der Etiquette — den ſymboliſchen Büchern derer, 25
die nach fremden Fäden ſpringen und nach der Pfeife des Marionet-
ſpielers tanzen — handeln würde?... Wo iſt der Freund, der mich in
ſein Haus einlud? der vol Liebe gegen mich war? der einmal weinte, da
ich von ihm nach Leipzig reiſte? Ach er iſt von einem Manne ver-
dränget worden, der gegen mich ſich nicht bitter genug auszudrükken 30
vermag und der ſogar im Obigen [?] ſo zu mir ſaget: „wenn ich etwan
noch einige bittere Ausdrükke gegen dich vergeſſen habe: ſo thue mir
den Gefallen und ergänze ſie ſelbſt; ich wil hoffen, daß du als einer, der
ſich in dem Verhöhnen nicht wenig übt, ſchon ſo viele Stachelreden
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/215>, abgerufen am 25.07.2024.
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