Das Allersonderbarste im sonderbaren menschlichen Leben ist doch das mit, daß verschiedene Wesen, die aus zwei, drei und mehr Theilen bestehen, wenig Anstand nehmen, ein grosses Couvert mit einem kleinen Briefe zu vergrössern; etwas, das dir vielen Anlas zu weitern Betrachtungen geben kan und sol.5
Leb' wol, lieber lieber ... bald hätte ich dich genant Richter.
103. An Buchhändler Seiler in Leipzig.
P. P.
Ihr Stilschweigen lässet mich vermuthen, daß Sie den Theil des10 Manuskripts noch nicht untergebracht haben, den Ihnen H. Herman übergeben. Zum Glükke hab' ich hier mit meinen Bemühungen aus- gerichtet, was den Ihrigen fehlschlug; und ich habe einen Verleger bekommen. Ich bitte Sie daher recht sehr, dem H. Herman das Mskpt. wieder sobald als möglich zuzustellen, weil ieder Aufschub mich15 an dem Verkauf desselben hindern würde. Ich bin überzeugt, daß Sie zu rechtschaffen denken als daß Sie mein Manuskript nur darum unterzubringen versprochen haben solten, um ein Pfand zu erhalten, das Ihnen die Bezahlung meiner Schuld zusicherte. Denn ohne den Verkauf meines Mskt. kan ich Sie nicht bezahlen und ieder Aufschub20 des erstern ist auch ein Aufschub des leztern. Trauen Sie aber den[173] Worten eines Jünglings nicht, der seine Rechtschaffenheit nicht für 12 rtl. Preisgeben wird: so fodern Sie irgend eine schriftliche oder andere Versicherung; ich werde sie Ihnen geben. Wäre mein Verdacht falsch: so bin ich Ihnen doppelten Dank für Ihre Bemühungen25 schuldig. Leben Sie wol.
Ich bin Ihr ergebenster Diener [Spaltenumbruch]Hof den 8 Mai 1785[Spaltenumbruch]J. P. F. Richter30
104. An Hermann in Leipzig.
[Kopie][Hof, 8. Mai 1785]
[Auch ich habe die Heimtükke der] Seilerischen Dienstwilligkeit geahnet. [Wenn] Sie und der Brief an ihn [nicht] im Stande sind,
11*
Das Allerſonderbarſte im ſonderbaren menſchlichen Leben iſt doch das mit, daß verſchiedene Weſen, die aus zwei, drei und mehr Theilen beſtehen, wenig Anſtand nehmen, ein groſſes Couvert mit einem kleinen Briefe zu vergröſſern; etwas, das dir vielen Anlas zu weitern Betrachtungen geben kan und ſol.5
Leb’ wol, lieber lieber … bald hätte ich dich genant Richter.
103. An Buchhändler Seiler in Leipzig.
P. P.
Ihr Stilſchweigen läſſet mich vermuthen, daß Sie den Theil des10 Manuſkripts noch nicht untergebracht haben, den Ihnen H. Herman übergeben. Zum Glükke hab’ ich hier mit meinen Bemühungen aus- gerichtet, was den Ihrigen fehlſchlug; und ich habe einen Verleger bekommen. Ich bitte Sie daher recht ſehr, dem H. Herman das Mſkpt. wieder ſobald als möglich zuzuſtellen, weil ieder Aufſchub mich15 an dem Verkauf deſſelben hindern würde. Ich bin überzeugt, daß Sie zu rechtſchaffen denken als daß Sie mein Manuſkript nur darum unterzubringen verſprochen haben ſolten, um ein Pfand zu erhalten, das Ihnen die Bezahlung meiner Schuld zuſicherte. Denn ohne den Verkauf meines Mſkt. kan ich Sie nicht bezahlen und ieder Aufſchub20 des erſtern iſt auch ein Aufſchub des leztern. Trauen Sie aber den[173] Worten eines Jünglings nicht, der ſeine Rechtſchaffenheit nicht für 12 rtl. Preisgeben wird: ſo fodern Sie irgend eine ſchriftliche oder andere Verſicherung; ich werde ſie Ihnen geben. Wäre mein Verdacht falſch: ſo bin ich Ihnen doppelten Dank für Ihre Bemühungen25 ſchuldig. Leben Sie wol.
Ich bin Ihr ergebenſter Diener [Spaltenumbruch]Hof den 8 Mai 1785[Spaltenumbruch]J. P. F. Richter30
104. An Hermann in Leipzig.
[Kopie][Hof, 8. Mai 1785]
[Auch ich habe die Heimtükke der] Seileriſchen Dienſtwilligkeit geahnet. [Wenn] Sie und der Brief an ihn [nicht] im Stande ſind,
11*
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><pbfacs="#f0188"n="163"/><p>Das Allerſonderbarſte im ſonderbaren menſchlichen Leben iſt doch<lb/>
das mit, daß verſchiedene Weſen, die aus zwei, drei und mehr Theilen<lb/>
beſtehen, wenig Anſtand nehmen, ein groſſes Couvert mit einem<lb/>
kleinen Briefe zu vergröſſern; etwas, das dir vielen Anlas zu weitern<lb/>
Betrachtungen geben kan und ſol.<lbn="5"/></p><closer><salute>Leb’ wol, lieber lieber … bald hätte ich dich genant<lb/><hirendition="#right">Richter.</hi></salute></closer></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>103. An <hirendition="#g">Buchhändler Seiler in Leipzig.</hi></head><lb/><opener><salute><hirendition="#et"><hirendition="#aq">P. P.</hi></hi></salute></opener><lb/><p>Ihr Stilſchweigen läſſet mich vermuthen, daß Sie den Theil des<lbn="10"/>
Manuſkripts noch nicht untergebracht haben, den Ihnen H. Herman<lb/>
übergeben. Zum Glükke hab’ ich hier mit meinen Bemühungen aus-<lb/>
gerichtet, was den Ihrigen fehlſchlug; und ich habe einen Verleger<lb/>
bekommen. Ich bitte Sie daher recht ſehr, dem H. Herman das<lb/><hirendition="#g">Mſkpt.</hi> wieder ſobald als möglich zuzuſtellen, weil ieder Aufſchub mich<lbn="15"/>
an dem Verkauf deſſelben hindern würde. Ich bin überzeugt, daß Sie<lb/>
zu rechtſchaffen denken als daß Sie mein Manuſkript nur darum<lb/>
unterzubringen verſprochen haben ſolten, um ein Pfand zu erhalten,<lb/>
das Ihnen die Bezahlung meiner Schuld zuſicherte. Denn ohne den<lb/>
Verkauf meines <hirendition="#g">Mſkt.</hi> kan ich Sie nicht bezahlen und ieder Aufſchub<lbn="20"/>
des erſtern iſt auch ein Aufſchub des leztern. Trauen Sie aber den<noteplace="right"><reftarget="1922_Bd#_173">[173]</ref></note><lb/>
Worten eines Jünglings nicht, der ſeine Rechtſchaffenheit nicht für<lb/>
12 rtl. Preisgeben wird: ſo fodern Sie irgend eine ſchriftliche oder<lb/>
andere Verſicherung; ich werde ſie Ihnen geben. Wäre mein Verdacht<lb/>
falſch: ſo bin ich Ihnen doppelten Dank für Ihre Bemühungen<lbn="25"/>ſchuldig. Leben Sie wol.</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Ich bin<lb/>
Ihr<lb/>
ergebenſter Diener</hi><lb/><cb/><date><hirendition="#left">Hof den 8 Mai 1785</hi></date><cb/><hirendition="#right">J. P. F. Richter</hi><lbn="30"/></salute></closer></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>104. An <hirendition="#g">Hermann in Leipzig.</hi></head><lb/><notetype="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note><dateline><hirendition="#right"><metamark>[</metamark>Hof, 8. Mai 1785<metamark>]</metamark></hi></dateline><lb/><p><metamark>[</metamark>Auch ich habe die Heimtükke der<metamark>]</metamark> Seileriſchen Dienſtwilligkeit<lb/>
geahnet. <metamark>[</metamark>Wenn<metamark>]</metamark> Sie und der Brief an ihn <metamark>[</metamark>nicht<metamark>]</metamark> im Stande ſind,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">11*</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[163/0188]
Das Allerſonderbarſte im ſonderbaren menſchlichen Leben iſt doch
das mit, daß verſchiedene Weſen, die aus zwei, drei und mehr Theilen
beſtehen, wenig Anſtand nehmen, ein groſſes Couvert mit einem
kleinen Briefe zu vergröſſern; etwas, das dir vielen Anlas zu weitern
Betrachtungen geben kan und ſol. 5
Leb’ wol, lieber lieber … bald hätte ich dich genant
Richter.
103. An Buchhändler Seiler in Leipzig.
P. P.
Ihr Stilſchweigen läſſet mich vermuthen, daß Sie den Theil des 10
Manuſkripts noch nicht untergebracht haben, den Ihnen H. Herman
übergeben. Zum Glükke hab’ ich hier mit meinen Bemühungen aus-
gerichtet, was den Ihrigen fehlſchlug; und ich habe einen Verleger
bekommen. Ich bitte Sie daher recht ſehr, dem H. Herman das
Mſkpt. wieder ſobald als möglich zuzuſtellen, weil ieder Aufſchub mich 15
an dem Verkauf deſſelben hindern würde. Ich bin überzeugt, daß Sie
zu rechtſchaffen denken als daß Sie mein Manuſkript nur darum
unterzubringen verſprochen haben ſolten, um ein Pfand zu erhalten,
das Ihnen die Bezahlung meiner Schuld zuſicherte. Denn ohne den
Verkauf meines Mſkt. kan ich Sie nicht bezahlen und ieder Aufſchub 20
des erſtern iſt auch ein Aufſchub des leztern. Trauen Sie aber den
Worten eines Jünglings nicht, der ſeine Rechtſchaffenheit nicht für
12 rtl. Preisgeben wird: ſo fodern Sie irgend eine ſchriftliche oder
andere Verſicherung; ich werde ſie Ihnen geben. Wäre mein Verdacht
falſch: ſo bin ich Ihnen doppelten Dank für Ihre Bemühungen 25
ſchuldig. Leben Sie wol.
[173]
Ich bin
Ihr
ergebenſter Diener
Hof den 8 Mai 1785
J. P. F. Richter 30
104. An Hermann in Leipzig.
[Hof, 8. Mai 1785]
[Auch ich habe die Heimtükke der] Seileriſchen Dienſtwilligkeit
geahnet. [Wenn] Sie und der Brief an ihn [nicht] im Stande ſind,
11*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/188>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.