so verenge sie auch dan nicht lange das Herz, das die Liebe schwellen solte. Ich hätte Ihnen noch mer zu schreiben; aber ich verschweige es, bis Sie geschrieben. Den Ring, den ich hier zurükgebe, brauchen Sie mir nicht wieder zu geben, da seine Entberung Sie Verdrüslichkeit aus- sezt. Nicht er, sondern das Bild, das er vergoldet, ist mir schäzbar; und5 ein solches Bild, ia ein besser gleichendes können Sie mir demun- geachtet ia immer schikken. Leben Sie wol; aber schreiben Sie bald. Zwar auch Ihr Stilschweigen wäre eine Antwort; aber warlich eine, die ich nicht um Sie verdienet hätte.
N. S. Was kan Ihre Fr. Mutter, nach Ihrem Ringe zu fragen,10 bewogen haben? und wie können Sie, ihn in 14 Tagen wieder zurük [118]zu senden, mir versprechen, da Sie fürchten müssen, daß Ihre Fr. [Mutter] die Nachfrage wiederholen könte? Ich tue die leztere Frage, weil ich nicht begreiffe, wie Sie mir das versprechen können, wovon Sie die Unmöglichkeit, es zu halten, vorausgesehen.15
62. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Hocherwürdiger und hochgelerter Herr, Hochzuvererender Herr Pfarrer,
Zum Briefschreiben hat mir seit meinem Hiersein eben so ser die Zeit gefelet als Ihnen vielleicht der Wille. Auf das Büchelgen, das ich20 hier | mit übersende, hab' ich sie weniger als auf die Satiren gewendet, die sich von meinen gedrukten an Bogenzal, Titel und vielleicht auch Wert unterscheiden werden. Auch sind Sie mir Einen Brief noch schuldig; und dieses ist schon der zweite, den ich Ihnen borge. Ihr gänzliches Stilschweigen lässet mich fast andre Ursachen fürchten als25 die, die Sie gewönlich mit Ihren Briefen geizig machen. Ihre Antwort erst kan mir diese Furcht benemen, die den gegenwärtigen Brief troz meiner Geschwäzigkeit abkürzt. -- Ob dieses Bändgen, das kleiner, das teurer (ich bekam zum Honorarium 126 rtl.) ist als das erste, auch besser ist als das erste, werden Sie in der Antwort zu entscheiden nicht30 vergessen, unter deren Erwartung ich bin
[Spaltenumbruch]Leipzig den 24 Oktob. 1783.[Spaltenumbruch]Ihr gehors. Diener J. P. F. Richter
ſo verenge ſie auch dan nicht lange das Herz, das die Liebe ſchwellen ſolte. Ich hätte Ihnen noch mer zu ſchreiben; aber ich verſchweige es, bis Sie geſchrieben. Den Ring, den ich hier zurükgebe, brauchen Sie mir nicht wieder zu geben, da ſeine Entberung Sie Verdrüslichkeit aus- ſezt. Nicht er, ſondern das Bild, das er vergoldet, iſt mir ſchäzbar; und5 ein ſolches Bild, ia ein beſſer gleichendes können Sie mir demun- geachtet ia immer ſchikken. Leben Sie wol; aber ſchreiben Sie bald. Zwar auch Ihr Stilſchweigen wäre eine Antwort; aber warlich eine, die ich nicht um Sie verdienet hätte.
N. S. Was kan Ihre Fr. Mutter, nach Ihrem Ringe zu fragen,10 bewogen haben? und wie können Sie, ihn in 14 Tagen wieder zurük [118]zu ſenden, mir verſprechen, da Sie fürchten müſſen, daß Ihre Fr. [Mutter] die Nachfrage wiederholen könte? Ich tue die leztere Frage, weil ich nicht begreiffe, wie Sie mir das verſprechen können, wovon Sie die Unmöglichkeit, es zu halten, vorausgeſehen.15
62. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Hocherwürdiger und hochgelerter Herr, Hochzuvererender Herr Pfarrer,
Zum Briefſchreiben hat mir ſeit meinem Hierſein eben ſo ſer die Zeit gefelet als Ihnen vielleicht der Wille. Auf das Büchelgen, das ich20 hier | mit überſende, hab’ ich ſie weniger als auf die Satiren gewendet, die ſich von meinen gedrukten an Bogenzal, Titel und vielleicht auch Wert unterſcheiden werden. Auch ſind Sie mir Einen Brief noch ſchuldig; und dieſes iſt ſchon der zweite, den ich Ihnen borge. Ihr gänzliches Stilſchweigen läſſet mich faſt andre Urſachen fürchten als25 die, die Sie gewönlich mit Ihren Briefen geizig machen. Ihre Antwort erſt kan mir dieſe Furcht benemen, die den gegenwärtigen Brief troz meiner Geſchwäzigkeit abkürzt. — Ob dieſes Bändgen, das kleiner, das teurer (ich bekam zum Honorarium 126 rtl.) iſt als das erſte, auch beſſer iſt als das erſte, werden Sie in der Antwort zu entſcheiden nicht30 vergeſſen, unter deren Erwartung ich bin
[Spaltenumbruch]Leipzig den 24 Oktob. 1783.[Spaltenumbruch]Ihr gehorſ. Diener J. P. F. Richter
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[110/0133]
ſo verenge ſie auch dan nicht lange das Herz, das die Liebe ſchwellen
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bis Sie geſchrieben. Den Ring, den ich hier zurükgebe, brauchen Sie
mir nicht wieder zu geben, da ſeine Entberung Sie Verdrüslichkeit aus-
ſezt. Nicht er, ſondern das Bild, das er vergoldet, iſt mir ſchäzbar; und 5
ein ſolches Bild, ia ein beſſer gleichendes können Sie mir demun-
geachtet ia immer ſchikken. Leben Sie wol; aber ſchreiben Sie bald.
Zwar auch Ihr Stilſchweigen wäre eine Antwort; aber warlich eine,
die ich nicht um Sie verdienet hätte.
N. S. Was kan Ihre Fr. Mutter, nach Ihrem Ringe zu fragen, 10
bewogen haben? und wie können Sie, ihn in 14 Tagen wieder zurük
zu ſenden, mir verſprechen, da Sie fürchten müſſen, daß Ihre Fr.
[Mutter] die Nachfrage wiederholen könte? Ich tue die leztere Frage,
weil ich nicht begreiffe, wie Sie mir das verſprechen können, wovon Sie
die Unmöglichkeit, es zu halten, vorausgeſehen. 15
[118]
62. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Hocherwürdiger und hochgelerter Herr,
Hochzuvererender Herr Pfarrer,
Zum Briefſchreiben hat mir ſeit meinem Hierſein eben ſo ſer die
Zeit gefelet als Ihnen vielleicht der Wille. Auf das Büchelgen, das ich 20
hier | mit überſende, hab’ ich ſie weniger als auf die Satiren gewendet,
die ſich von meinen gedrukten an Bogenzal, Titel und vielleicht auch
Wert unterſcheiden werden. Auch ſind Sie mir Einen Brief noch
ſchuldig; und dieſes iſt ſchon der zweite, den ich Ihnen borge. Ihr
gänzliches Stilſchweigen läſſet mich faſt andre Urſachen fürchten als 25
die, die Sie gewönlich mit Ihren Briefen geizig machen. Ihre Antwort
erſt kan mir dieſe Furcht benemen, die den gegenwärtigen Brief troz
meiner Geſchwäzigkeit abkürzt. — Ob dieſes Bändgen, das kleiner,
das teurer (ich bekam zum Honorarium 126 rtl.) iſt als das erſte, auch
beſſer iſt als das erſte, werden Sie in der Antwort zu entſcheiden nicht 30
vergeſſen, unter deren Erwartung ich bin
Leipzig den 24 Oktob.
1783.
Ihr
gehorſ. Diener
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/133>, abgerufen am 16.02.2025.
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