Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

C. Aber nicht bloß auf Kriegsplätze darf
sich die Kunstbefestigung beschränken; sie muß
bei Anlage von Landstraßen und Wegen, beim
Brücken- und Häuserbau nicht den Gesichtspunkt
der Landwehr aus den Augen verlieren. Auf¬
hebung aller Gemeinheiten der Grundstücke und
eingeführte Verkoppelung, wo jeder Theilbe¬
rechtigte seine Ländereien zusammenhängend be¬
kommt, und sie mit fester Befriedigung einschließt
-- können der Landwehr ein wichtiges Hülfs¬
mittel verschaffen. Darauf baute St. Ger¬
main
seinen Vertheidigungsplan von Hollstein
und Schleswig. Was Hage, die Hagen;
Hägen, die Gehäge bilden; Knicke und He¬
cken
der freien Bewegung eines Eroberungs¬
heers schaden, beschreibt Cäsar sehr einleuchtend.
(De bello Gallico lib. II. cap. XVII. u. s. w.)

D. Ein auserlesenes stehendes Heer,
als ein Fechter in der Auslage, ein Schütze im
Anschlag, ein kriegerischer wohlgerüsteter Wäch¬
ter. Es steht gegen urplötzlichen Überfall in
Bereitschaft, daß ein Volk nicht meuchlings ge¬
mordet, nicht im Schlaf hingewürgt werden
kann. Das ganze waffenfähige Volk ist das

C. Aber nicht bloß auf Kriegsplätze darf
ſich die Kunſtbefeſtigung beſchränken; ſie muß
bei Anlage von Landſtraßen und Wegen, beim
Brücken- und Häuſerbau nicht den Geſichtspunkt
der Landwehr aus den Augen verlieren. Auf¬
hebung aller Gemeinheiten der Grundſtücke und
eingeführte Verkoppelung, wo jeder Theilbe¬
rechtigte ſeine Ländereien zuſammenhängend be¬
kommt, und ſie mit feſter Befriedigung einſchließt
— können der Landwehr ein wichtiges Hülfs¬
mittel verſchaffen. Darauf baute St. Ger¬
main
ſeinen Vertheidigungsplan von Hollſtein
und Schleswig. Was Hage, die Hagen;
Hägen, die Gehäge bilden; Knicke und He¬
cken
der freien Bewegung eines Eroberungs¬
heers ſchaden, beſchreibt Cäſar ſehr einleuchtend.
(De bello Gallico lib. II. cap. XVII. u. ſ. w.)

D. Ein auserleſenes ſtehendes Heer,
als ein Fechter in der Auslage, ein Schütze im
Anſchlag, ein kriegeriſcher wohlgerüſteter Wäch¬
ter. Es ſteht gegen urplötzlichen Überfall in
Bereitſchaft, daß ein Volk nicht meuchlings ge¬
mordet, nicht im Schlaf hingewürgt werden
kann. Das ganze waffenfähige Volk iſt das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0342" n="312"/>
          <fw type="pageNum" place="top">312<lb/></fw>
          <p>C. Aber nicht bloß auf Kriegsplätze darf<lb/>
&#x017F;ich die Kun&#x017F;tbefe&#x017F;tigung be&#x017F;chränken; &#x017F;ie muß<lb/>
bei Anlage von Land&#x017F;traßen und Wegen, beim<lb/>
Brücken- und Häu&#x017F;erbau nicht den Ge&#x017F;ichtspunkt<lb/>
der Landwehr aus den Augen verlieren. Auf¬<lb/>
hebung aller Gemeinheiten der Grund&#x017F;tücke und<lb/>
eingeführte <hi rendition="#g">Verkoppelung</hi>, wo jeder Theilbe¬<lb/>
rechtigte &#x017F;eine Ländereien zu&#x017F;ammenhängend be¬<lb/>
kommt, und &#x017F;ie mit fe&#x017F;ter Befriedigung ein&#x017F;chließt<lb/>
&#x2014; können der Landwehr ein wichtiges Hülfs¬<lb/>
mittel ver&#x017F;chaffen. Darauf baute <hi rendition="#g">St</hi>. <hi rendition="#g">Ger¬<lb/>
main</hi> &#x017F;einen Vertheidigungsplan von Holl&#x017F;tein<lb/>
und Schleswig. Was <hi rendition="#g">Hage</hi>, die Hagen;<lb/><hi rendition="#g">Hägen</hi>, die Gehäge bilden; <hi rendition="#g">Knicke</hi> und <hi rendition="#g">He¬<lb/>
cken</hi> der freien Bewegung eines Eroberungs¬<lb/>
heers &#x017F;chaden, be&#x017F;chreibt Cä&#x017F;ar &#x017F;ehr einleuchtend.<lb/>
(<hi rendition="#aq">De bello Gallico lib</hi>. <hi rendition="#aq">II</hi>. <hi rendition="#aq">cap</hi>. <hi rendition="#aq">XVII</hi>. u. &#x017F;. w.)</p><lb/>
          <p>D. <hi rendition="#g">Ein auserle&#x017F;enes &#x017F;tehendes Heer</hi>,<lb/>
als ein Fechter in der Auslage, ein Schütze im<lb/>
An&#x017F;chlag, ein kriegeri&#x017F;cher wohlgerü&#x017F;teter Wäch¬<lb/>
ter. Es &#x017F;teht gegen urplötzlichen Überfall in<lb/>
Bereit&#x017F;chaft, daß ein Volk nicht meuchlings ge¬<lb/>
mordet, nicht im Schlaf hingewürgt werden<lb/>
kann. Das ganze waffenfähige Volk i&#x017F;t das<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[312/0342] 312 C. Aber nicht bloß auf Kriegsplätze darf ſich die Kunſtbefeſtigung beſchränken; ſie muß bei Anlage von Landſtraßen und Wegen, beim Brücken- und Häuſerbau nicht den Geſichtspunkt der Landwehr aus den Augen verlieren. Auf¬ hebung aller Gemeinheiten der Grundſtücke und eingeführte Verkoppelung, wo jeder Theilbe¬ rechtigte ſeine Ländereien zuſammenhängend be¬ kommt, und ſie mit feſter Befriedigung einſchließt — können der Landwehr ein wichtiges Hülfs¬ mittel verſchaffen. Darauf baute St. Ger¬ main ſeinen Vertheidigungsplan von Hollſtein und Schleswig. Was Hage, die Hagen; Hägen, die Gehäge bilden; Knicke und He¬ cken der freien Bewegung eines Eroberungs¬ heers ſchaden, beſchreibt Cäſar ſehr einleuchtend. (De bello Gallico lib. II. cap. XVII. u. ſ. w.) D. Ein auserleſenes ſtehendes Heer, als ein Fechter in der Auslage, ein Schütze im Anſchlag, ein kriegeriſcher wohlgerüſteter Wäch¬ ter. Es ſteht gegen urplötzlichen Überfall in Bereitſchaft, daß ein Volk nicht meuchlings ge¬ mordet, nicht im Schlaf hingewürgt werden kann. Das ganze waffenfähige Volk iſt das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/342
Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/342>, abgerufen am 26.06.2024.