müssen alle und jede Örtlichkeit beachten: Berg und Thal, Wald und Feld, Wiese und Weide, Flur und Fluß, Acker und Aue, Land und See, und tausend andere. So bilden sie Einzelnhei- ten in Fülle aus, und die eigensten Besonderhei- ten auf zweckmäßige Art und Weise. Ihre Wohlhabenheit ist der wahre Sprachreichthum. Ihr beschränkter Bereich ist Samenbet, Gehäge und Schonung von kräftigem Nachwuchs. Denn in einem weit und breit durch Gauen, Marken und Lande wohnenden Volke muß es natürlich eine Menge höchstnothwendiger Begriffe geben, treffliche Bezeichnungen, gehaltene Schilderun- gen, und sprechende Gemählde, die doch niemals in Büchern vorzukommen Gelegenheit hatten. Aus diesen mehrt sich dann allezeit, wenn Noth am Wort ist, die Schriftsprache, die ohne sie nicht heil sondern unganz ist. Die Gesammt- sprache hat hier Fundgruben und Hülfsquellen, die wahren Sparbüchsen und Nothpfennige des Sprachschatzes.
Mundarten zeugen immerfort den alten Urstamm in sprachthümlicher Reinheit von Ge- schlecht zu Geschlecht. Der könnte ohne ihren
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müſſen alle und jede Örtlichkeit beachten: Berg und Thal, Wald und Feld, Wieſe und Weide, Flur und Fluß, Acker und Aue, Land und See, und tauſend andere. So bilden ſie Einzelnhei- ten in Fülle aus, und die eigenſten Beſonderhei- ten auf zweckmäßige Art und Weiſe. Ihre Wohlhabenheit iſt der wahre Sprachreichthum. Ihr beſchränkter Bereich iſt Samenbet, Gehäge und Schonung von kräftigem Nachwuchs. Denn in einem weit und breit durch Gauen, Marken und Lande wohnenden Volke muß es natürlich eine Menge höchſtnothwendiger Begriffe geben, treffliche Bezeichnungen, gehaltene Schilderun- gen, und ſprechende Gemählde, die doch niemals in Büchern vorzukommen Gelegenheit hatten. Aus dieſen mehrt ſich dann allezeit, wenn Noth am Wort iſt, die Schriftſprache, die ohne ſie nicht heil ſondern unganz iſt. Die Geſammt- ſprache hat hier Fundgruben und Hülfsquellen, die wahren Sparbüchſen und Nothpfennige des Sprachſchatzes.
Mundarten zeugen immerfort den alten Urſtamm in ſprachthümlicher Reinheit von Ge- ſchlecht zu Geſchlecht. Der könnte ohne ihren
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[XLII/0048]
müſſen alle und jede Örtlichkeit beachten: Berg
und Thal, Wald und Feld, Wieſe und Weide,
Flur und Fluß, Acker und Aue, Land und See,
und tauſend andere. So bilden ſie Einzelnhei-
ten in Fülle aus, und die eigenſten Beſonderhei-
ten auf zweckmäßige Art und Weiſe. Ihre
Wohlhabenheit iſt der wahre Sprachreichthum.
Ihr beſchränkter Bereich iſt Samenbet, Gehäge
und Schonung von kräftigem Nachwuchs. Denn
in einem weit und breit durch Gauen, Marken
und Lande wohnenden Volke muß es natürlich
eine Menge höchſtnothwendiger Begriffe geben,
treffliche Bezeichnungen, gehaltene Schilderun-
gen, und ſprechende Gemählde, die doch niemals
in Büchern vorzukommen Gelegenheit hatten.
Aus dieſen mehrt ſich dann allezeit, wenn Noth
am Wort iſt, die Schriftſprache, die ohne ſie
nicht heil ſondern unganz iſt. Die Geſammt-
ſprache hat hier Fundgruben und Hülfsquellen,
die wahren Sparbüchſen und Nothpfennige des
Sprachſchatzes.
Mundarten zeugen immerfort den alten
Urſtamm in ſprachthümlicher Reinheit von Ge-
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Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. XLII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/48>, abgerufen am 22.11.2024.
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