Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

des Schwerts Freiheit befinden, treu und
ehrlich nachzukommen, und denselben nicht
widersetzen oder widerstreiten, noch viel
weniger einem andern Anlaß dazu geben.

Solcher Meister konnte laut kaiserlicher Bevorrech-
tung den Degen an der Seite und die Feder auf
dem Hute tragen, ritterliche Übungen gleich den Ade-
lichen treiben, auch zu Pferde turniren, aller
Orten unter Erlaubniß der Orts Obrigkeit Fechtschu-
len halten, und ihre Geschicklichkeit öffentlich sehen
lassen.

Die Gesellschaft der Markusbrüder war die älte-
ste, die der Freifechter wurde die am meisten ver-
breitete. Gemeiniglich waren den Freifechtern
zugethan: Drathzieher, Drechsler, Färber, Feuer-
mauerkehrer, Gürtler, Hutmacher, Klipper oder
Klämpner, Messerschmiede, Nadler, Schlosser, Schnei-
der, Schuhmacher, Seiler, Uhrmacher, Windenmacher
und Zinngießer. Marcusbrüder hingegen waren
mehr: Bäcker, Feilenhauer, Hammerschmiede, Kirsch-
ner, Posementirer, Rothgießer, Schellenmacher,
Sägenschmiede und Tuchmacher.

Beide Gesellschaften hielten sehr auf Ehre, Zucht,
Sitte, Treu und Glauben. Wer dawider frevelte,
wider Verbot mörderlich Gewehr brauchte, oder da-
mit verletzte; muthwillig Schulden machte und nicht

be-

des Schwerts Freiheit befinden, treu und
ehrlich nachzukommen, und denſelben nicht
widerſetzen oder widerſtreiten, noch viel
weniger einem andern Anlaß dazu geben.

Solcher Meiſter konnte laut kaiſerlicher Bevorrech-
tung den Degen an der Seite und die Feder auf
dem Hute tragen, ritterliche Übungen gleich den Ade-
lichen treiben, auch zu Pferde turniren, aller
Orten unter Erlaubniß der Orts Obrigkeit Fechtſchu-
len halten, und ihre Geſchicklichkeit öffentlich ſehen
laſſen.

Die Geſellſchaft der Markusbrüder war die älte-
ſte, die der Freifechter wurde die am meiſten ver-
breitete. Gemeiniglich waren den Freifechtern
zugethan: Drathzieher, Drechsler, Färber, Feuer-
mauerkehrer, Gürtler, Hutmacher, Klipper oder
Klämpner, Meſſerſchmiede, Nadler, Schloſſer, Schnei-
der, Schuhmacher, Seiler, Uhrmacher, Windenmacher
und Zinngießer. Marcusbrüder hingegen waren
mehr: Bäcker, Feilenhauer, Hammerſchmiede, Kirſch-
ner, Posementirer, Rothgießer, Schellenmacher,
Sägenſchmiede und Tuchmacher.

Beide Geſellſchaften hielten ſehr auf Ehre, Zucht,
Sitte, Treu und Glauben. Wer dawider frevelte,
wider Verbot mörderlich Gewehr brauchte, oder da-
mit verletzte; muthwillig Schulden machte und nicht

be-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0350" n="280"/><hi rendition="#g">des Schwerts Freiheit befinden, treu und<lb/>
ehrlich nachzukommen, und den&#x017F;elben nicht<lb/>
wider&#x017F;etzen oder wider&#x017F;treiten, noch viel<lb/>
weniger einem andern Anlaß dazu geben.</hi><lb/>
Solcher Mei&#x017F;ter konnte laut kai&#x017F;erlicher Bevorrech-<lb/>
tung den Degen an der Seite und die Feder auf<lb/>
dem Hute tragen, ritterliche Übungen gleich den Ade-<lb/>
lichen treiben, auch zu <hi rendition="#g">Pferde turniren,</hi> aller<lb/>
Orten unter Erlaubniß der Orts Obrigkeit Fecht&#x017F;chu-<lb/>
len halten, und ihre Ge&#x017F;chicklichkeit öffentlich &#x017F;ehen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der Markusbrüder war die älte-<lb/>
&#x017F;te, die der Freifechter wurde die am mei&#x017F;ten ver-<lb/>
breitete. <hi rendition="#g">Gemeiniglich</hi> waren den Freifechtern<lb/>
zugethan: Drathzieher, Drechsler, Färber, Feuer-<lb/>
mauerkehrer, Gürtler, Hutmacher, Klipper oder<lb/>
Klämpner, Me&#x017F;&#x017F;er&#x017F;chmiede, Nadler, Schlo&#x017F;&#x017F;er, Schnei-<lb/>
der, Schuhmacher, Seiler, Uhrmacher, Windenmacher<lb/>
und Zinngießer. Marcusbrüder hingegen waren<lb/>
mehr: Bäcker, Feilenhauer, Hammer&#x017F;chmiede, Kir&#x017F;ch-<lb/>
ner, <hi rendition="#aq">Posementirer,</hi> Rothgießer, Schellenmacher,<lb/>
Sägen&#x017F;chmiede und Tuchmacher.</p><lb/>
            <p>Beide Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften hielten &#x017F;ehr auf Ehre, Zucht,<lb/>
Sitte, Treu und Glauben. Wer dawider frevelte,<lb/>
wider Verbot mörderlich Gewehr brauchte, oder da-<lb/>
mit verletzte; muthwillig Schulden machte und nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[280/0350] des Schwerts Freiheit befinden, treu und ehrlich nachzukommen, und denſelben nicht widerſetzen oder widerſtreiten, noch viel weniger einem andern Anlaß dazu geben. Solcher Meiſter konnte laut kaiſerlicher Bevorrech- tung den Degen an der Seite und die Feder auf dem Hute tragen, ritterliche Übungen gleich den Ade- lichen treiben, auch zu Pferde turniren, aller Orten unter Erlaubniß der Orts Obrigkeit Fechtſchu- len halten, und ihre Geſchicklichkeit öffentlich ſehen laſſen. Die Geſellſchaft der Markusbrüder war die älte- ſte, die der Freifechter wurde die am meiſten ver- breitete. Gemeiniglich waren den Freifechtern zugethan: Drathzieher, Drechsler, Färber, Feuer- mauerkehrer, Gürtler, Hutmacher, Klipper oder Klämpner, Meſſerſchmiede, Nadler, Schloſſer, Schnei- der, Schuhmacher, Seiler, Uhrmacher, Windenmacher und Zinngießer. Marcusbrüder hingegen waren mehr: Bäcker, Feilenhauer, Hammerſchmiede, Kirſch- ner, Posementirer, Rothgießer, Schellenmacher, Sägenſchmiede und Tuchmacher. Beide Geſellſchaften hielten ſehr auf Ehre, Zucht, Sitte, Treu und Glauben. Wer dawider frevelte, wider Verbot mörderlich Gewehr brauchte, oder da- mit verletzte; muthwillig Schulden machte und nicht be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/350
Zitationshilfe: Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/350>, abgerufen am 22.11.2024.