Regen und Bewegen bedeutet. So durchklingt er Langbardisch, Altfränkisch, Angelsächsisch, Englisch, Schwedisch und Islandisch. Schon vor 1023 ist es in Deutschland ein Schriftwort. Da braucht es Notker bei Psalm 39 zur Er- läuterung von einem Fuhrmann: "unde nuieo samfto er fier ros sament turnet, unde unieo gehorig sin imo sind alles cheres, so nuieo in lustet." In einer alten Thier- märe von Büsching bekannt gemacht (Wö- chentliche Nachrichten für Freunde der Geschichte, Kunst und Gelahrtheit des Mittelalters. Bres- lau 1816. 4tes Stück, Seite 57 und 59) heißt der Thiere König der Löwe: ein kühner Tur- ner. Noch bis auf den heutigen Tag giebt es Deutsche Geschlechter, die Turner heißen.
Es ist dem armen Worte lange sehr übel ergangen. Deutsche Sprachzweifler hatten es längst für todt erklärt, und ihm Theil und Erbe am Deutschen Sprachschatz abgesprochen. Arge Wortschnüffler und Schleichwarenriecher witter- ten hier gleich verbotenen Smuggel, und verdamm- ten das echtdeutsche und turnierfähige tur- nen geradezu als Französisches Erzeugniß, ohne
sich
Regen und Bewegen bedeutet. So durchklingt er Langbardiſch, Altfränkiſch, Angelſächſiſch, Engliſch, Schwediſch und Islandiſch. Schon vor 1023 iſt es in Deutſchland ein Schriftwort. Da braucht es Notker bei Pſalm 39 zur Er- läuterung von einem Fuhrmann: „unde nuieo ſamfto er fier ros ſament turnet, unde unieo gehorig ſin imo ſind alles cheres, ſo nuieo in luſtet.“ In einer alten Thier- märe von Büſching bekannt gemacht (Wö- chentliche Nachrichten für Freunde der Geſchichte, Kunſt und Gelahrtheit des Mittelalters. Bres- lau 1816. 4tes Stück, Seite 57 und 59) heißt der Thiere König der Löwe: ein kühner Tur- ner. Noch bis auf den heutigen Tag giebt es Deutſche Geſchlechter, die Turner heißen.
Es iſt dem armen Worte lange ſehr übel ergangen. Deutſche Sprachzweifler hatten es längſt für todt erklärt, und ihm Theil und Erbe am Deutſchen Sprachſchatz abgeſprochen. Arge Wortſchnüffler und Schleichwarenriecher witter- ten hier gleich verbotenen Smuggel, und verdamm- ten das echtdeutſche und turnierfähige tur- nen geradezu als Franzöſiſches Erzeugniß, ohne
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[XXVIII/0034]
Regen und Bewegen bedeutet. So durchklingt
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Engliſch, Schwediſch und Islandiſch. Schon
vor 1023 iſt es in Deutſchland ein Schriftwort.
Da braucht es Notker bei Pſalm 39 zur Er-
läuterung von einem Fuhrmann: „unde nuieo
ſamfto er fier ros ſament turnet, unde
unieo gehorig ſin imo ſind alles cheres,
ſo nuieo in luſtet.“ In einer alten Thier-
märe von Büſching bekannt gemacht (Wö-
chentliche Nachrichten für Freunde der Geſchichte,
Kunſt und Gelahrtheit des Mittelalters. Bres-
lau 1816. 4tes Stück, Seite 57 und 59) heißt
der Thiere König der Löwe: ein kühner Tur-
ner. Noch bis auf den heutigen Tag giebt es
Deutſche Geſchlechter, die Turner heißen.
Es iſt dem armen Worte lange ſehr übel
ergangen. Deutſche Sprachzweifler hatten es
längſt für todt erklärt, und ihm Theil und Erbe
am Deutſchen Sprachſchatz abgeſprochen. Arge
Wortſchnüffler und Schleichwarenriecher witter-
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Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. XXVIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/34>, abgerufen am 24.11.2024.
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