sich an seinen Sprachstempel und Urschein zu kehren. Und doch bekennt selbst der Französi- sche Sprachforscher Du Fresne, wie das Fran- zösische tourner durch die Deutschen oder Fran- ken nach Frankreich gekommen. Ein Deutscher Mann wird aber dadurch noch kein Franzose, wenn ihn das Unglück traf, in Gefangenschaft zu gerathen. Nach seiner Entledigung kann er gleich wieder in Reih' und Glied eintreten. Weder ein Deutsches Wort, noch ein Deutsches Land wird dadurch schon Französisch, wenn es die Franzosen sich zueignen. Entlehnte Kunst- wörter und entführte Kunstwerke kann man zu allen Zeiten rechtmäßig zurückfordern.
Wenn aber auch Du Fresne das Wort aufgiebt, so will er doch das Werk als Fran- zösisch retten, und seine Landesleute dem Sinn und der Sage und aller Geschichte zuwider zu Erfindern der Turniere machen. Sein Beweis ist nicht halb, nicht ganz, nur eine einzelne Stelle in einem einzelnen Französischen Zeit- buch. Dort heißt es (in Chronico Turonensi) beiläufig und gelegentlich beim Jahre 1066, wie der Tod des Gaufried Herrn von Preulli er-
wähnt
ſich an ſeinen Sprachſtempel und Urſchein zu kehren. Und doch bekennt ſelbſt der Franzöſi- ſche Sprachforſcher Du Fresne, wie das Fran- zöſiſche tourner durch die Deutſchen oder Fran- ken nach Frankreich gekommen. Ein Deutſcher Mann wird aber dadurch noch kein Franzoſe, wenn ihn das Unglück traf, in Gefangenſchaft zu gerathen. Nach ſeiner Entledigung kann er gleich wieder in Reih’ und Glied eintreten. Weder ein Deutſches Wort, noch ein Deutſches Land wird dadurch ſchon Franzöſiſch, wenn es die Franzoſen ſich zueignen. Entlehnte Kunſt- wörter und entführte Kunſtwerke kann man zu allen Zeiten rechtmäßig zurückfordern.
Wenn aber auch Du Fresne das Wort aufgiebt, ſo will er doch das Werk als Fran- zöſiſch retten, und ſeine Landesleute dem Sinn und der Sage und aller Geſchichte zuwider zu Erfindern der Turniere machen. Sein Beweis iſt nicht halb, nicht ganz, nur eine einzelne Stelle in einem einzelnen Franzöſiſchen Zeit- buch. Dort heißt es (in Chronico Turonensi) beiläufig und gelegentlich beim Jahre 1066, wie der Tod des Gaufried Herrn von Preulli er-
wähnt
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0035"n="XXIX"/>ſich an ſeinen Sprachſtempel und Urſchein zu<lb/>
kehren. Und doch bekennt ſelbſt der Franzöſi-<lb/>ſche Sprachforſcher <hirendition="#aq">Du Fresne</hi>, wie das Fran-<lb/>
zöſiſche <hirendition="#aq">tourner</hi> durch die Deutſchen oder Fran-<lb/>
ken nach Frankreich gekommen. Ein Deutſcher<lb/>
Mann wird aber dadurch noch kein Franzoſe,<lb/>
wenn ihn das Unglück traf, in Gefangenſchaft<lb/>
zu gerathen. Nach ſeiner Entledigung kann er<lb/>
gleich wieder in Reih’ und Glied eintreten.<lb/>
Weder ein Deutſches Wort, noch ein Deutſches<lb/>
Land wird dadurch ſchon Franzöſiſch, wenn es<lb/>
die Franzoſen ſich zueignen. Entlehnte Kunſt-<lb/>
wörter und entführte Kunſtwerke kann man zu<lb/>
allen Zeiten rechtmäßig zurückfordern.</p><lb/><p>Wenn aber auch <hirendition="#aq">Du Fresne</hi> das Wort<lb/>
aufgiebt, ſo will er doch das Werk als Fran-<lb/>
zöſiſch retten, und ſeine Landesleute dem Sinn<lb/>
und der Sage und aller Geſchichte zuwider zu<lb/>
Erfindern der Turniere machen. Sein Beweis<lb/>
iſt nicht halb, nicht ganz, nur eine einzelne<lb/>
Stelle in einem einzelnen Franzöſiſchen Zeit-<lb/>
buch. Dort heißt es (in <hirendition="#aq">Chronico Turonensi</hi>)<lb/>
beiläufig und gelegentlich beim Jahre 1066, wie<lb/>
der Tod des Gaufried Herrn von Preulli er-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wähnt</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[XXIX/0035]
ſich an ſeinen Sprachſtempel und Urſchein zu
kehren. Und doch bekennt ſelbſt der Franzöſi-
ſche Sprachforſcher Du Fresne, wie das Fran-
zöſiſche tourner durch die Deutſchen oder Fran-
ken nach Frankreich gekommen. Ein Deutſcher
Mann wird aber dadurch noch kein Franzoſe,
wenn ihn das Unglück traf, in Gefangenſchaft
zu gerathen. Nach ſeiner Entledigung kann er
gleich wieder in Reih’ und Glied eintreten.
Weder ein Deutſches Wort, noch ein Deutſches
Land wird dadurch ſchon Franzöſiſch, wenn es
die Franzoſen ſich zueignen. Entlehnte Kunſt-
wörter und entführte Kunſtwerke kann man zu
allen Zeiten rechtmäßig zurückfordern.
Wenn aber auch Du Fresne das Wort
aufgiebt, ſo will er doch das Werk als Fran-
zöſiſch retten, und ſeine Landesleute dem Sinn
und der Sage und aller Geſchichte zuwider zu
Erfindern der Turniere machen. Sein Beweis
iſt nicht halb, nicht ganz, nur eine einzelne
Stelle in einem einzelnen Franzöſiſchen Zeit-
buch. Dort heißt es (in Chronico Turonensi)
beiläufig und gelegentlich beim Jahre 1066, wie
der Tod des Gaufried Herrn von Preulli er-
wähnt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jahn, Friedrich L.; Eiselen, Ernst W. B.: Die deutsche Turnkunst, zur Einrichtung der Turnplätze dargestellt. Berlin, 1816, S. XXIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_turnkunst_1816/35>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.