Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.vielmehr Gottes war, es solle nur ein ei- kannt So muß die menschliche Seele das Wort Got-
tes hören und sich der göttlichen Sacramente bedienen, wenn die Kraft des heiligen Geistes, die sich an diese Mittel bindet, in ihr das geistliche Leben hervorbringen soll. Jch habe dieses kürzlich berühren wollen, damit bey Niemanden in den Verdacht gerathe, als wenn über die Wirkungen des heiligen Geistes nicht nach den Grundsätzen unserer Kirche dächte. Jn eben dieser Absicht will noch an- führen, wie ich bey einem gewissen Schlusse denke, wodurch man zu beweisen suchet, daß der heil. Geist heutiges Tages nicht mehr an den Seelen der Menschen wirke, sondern alles auf die Vorstellungen desjenigen Wortes an- komme, so der Geist Gottes ehemahls heiligen Menschen geoffenbahret und mit Wundern be- kräftiget hat. Sie sagen: da jetzt keine un- mittelbahre Offenbarungen in den Seelen der Menschen mehr geschehen, sondern alle zum Heil wirkende Vorstellungen durch das Wort gewirket werden, so finden auch heutiges Ta- ges überall keine Wirkungen des heil. Geistes in den Seelen der Menschen statt, sondern die Erleuchtung, Bekehrung und Heiligung wer- den allein durch das Wort Gottes bewirket. Denn der Verstand wird durch nichts, als Ueberzeugungsgründe zum Beyfall gebracht, und der Wille nur durch Bewegungsgründe geleitet. Beide Arthen von Gründen aber werden heutiges Tages nicht durch eine un- mittelbahre Offenbahrung, sondern allein durch das Wort in die Seele gebracht. Jch setze vielmehr Gottes war, es ſolle nur ein ei- kannt So muß die menſchliche Seele das Wort Got-
tes hoͤren und ſich der goͤttlichen Sacramente bedienen, wenn die Kraft des heiligen Geiſtes, die ſich an dieſe Mittel bindet, in ihr das geiſtliche Leben hervorbringen ſoll. Jch habe dieſes kuͤrzlich beruͤhren wollen, damit bey Niemanden in den Verdacht gerathe, als wenn uͤber die Wirkungen des heiligen Geiſtes nicht nach den Grundſaͤtzen unſerer Kirche daͤchte. Jn eben dieſer Abſicht will noch an- fuͤhren, wie ich bey einem gewiſſen Schluſſe denke, wodurch man zu beweiſen ſuchet, daß der heil. Geiſt heutiges Tages nicht mehr an den Seelen der Menſchen wirke, ſondern alles auf die Vorſtellungen desjenigen Wortes an- komme, ſo der Geiſt Gottes ehemahls heiligen Menſchen geoffenbahret und mit Wundern be- kraͤftiget hat. Sie ſagen: da jetzt keine un- mittelbahre Offenbarungen in den Seelen der Menſchen mehr geſchehen, ſondern alle zum Heil wirkende Vorſtellungen durch das Wort gewirket werden, ſo finden auch heutiges Ta- ges uͤberall keine Wirkungen des heil. Geiſtes in den Seelen der Menſchen ſtatt, ſondern die Erleuchtung, Bekehrung und Heiligung wer- den allein durch das Wort Gottes bewirket. Denn der Verſtand wird durch nichts, als Ueberzeugungsgruͤnde zum Beyfall gebracht, und der Wille nur durch Bewegungsgruͤnde geleitet. Beide Arthen von Gruͤnden aber werden heutiges Tages nicht durch eine un- mittelbahre Offenbahrung, ſondern allein durch das Wort in die Seele gebracht. Jch ſetze <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0081" n="61"/> vielmehr Gottes war, es ſolle nur ein ei-<lb/> niger Gott als das hoͤchſte Weſen und<lb/> Schoͤpfer und Regierer aller Dinge er-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">kannt</fw><lb/><note next="#a14" xml:id="a13" prev="#a12" place="foot" n="*)">So muß die menſchliche Seele das Wort Got-<lb/> tes hoͤren und ſich der goͤttlichen Sacramente<lb/> bedienen, wenn die Kraft des heiligen Geiſtes,<lb/> die ſich an dieſe Mittel bindet, in ihr das<lb/> geiſtliche Leben hervorbringen ſoll. Jch habe<lb/> dieſes kuͤrzlich beruͤhren wollen, damit bey<lb/> Niemanden in den Verdacht gerathe, als<lb/> wenn uͤber die Wirkungen des heiligen Geiſtes<lb/> nicht nach den Grundſaͤtzen unſerer Kirche<lb/> daͤchte. Jn eben dieſer Abſicht will noch an-<lb/> fuͤhren, wie ich bey einem gewiſſen Schluſſe<lb/> denke, wodurch man zu beweiſen ſuchet, daß<lb/> der heil. Geiſt heutiges Tages nicht mehr an<lb/> den Seelen der Menſchen wirke, ſondern alles<lb/> auf die Vorſtellungen desjenigen Wortes an-<lb/> komme, ſo der Geiſt Gottes ehemahls heiligen<lb/> Menſchen geoffenbahret und mit Wundern be-<lb/> kraͤftiget hat. Sie ſagen: da jetzt keine un-<lb/> mittelbahre Offenbarungen in den Seelen der<lb/> Menſchen mehr geſchehen, ſondern alle zum<lb/> Heil wirkende Vorſtellungen durch das Wort<lb/> gewirket werden, ſo finden auch heutiges Ta-<lb/> ges uͤberall keine Wirkungen des heil. Geiſtes<lb/> in den Seelen der Menſchen ſtatt, ſondern die<lb/> Erleuchtung, Bekehrung und Heiligung wer-<lb/> den allein durch das Wort Gottes bewirket.<lb/> Denn der Verſtand wird durch nichts, als<lb/> Ueberzeugungsgruͤnde zum Beyfall gebracht,<lb/> und der Wille nur durch Bewegungsgruͤnde<lb/> geleitet. Beide Arthen von Gruͤnden aber<lb/> werden heutiges Tages nicht durch eine un-<lb/> mittelbahre Offenbahrung, ſondern allein<lb/> durch das Wort in die Seele gebracht. Jch<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſetze</fw></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [61/0081]
vielmehr Gottes war, es ſolle nur ein ei-
niger Gott als das hoͤchſte Weſen und
Schoͤpfer und Regierer aller Dinge er-
kannt
*)
*) So muß die menſchliche Seele das Wort Got-
tes hoͤren und ſich der goͤttlichen Sacramente
bedienen, wenn die Kraft des heiligen Geiſtes,
die ſich an dieſe Mittel bindet, in ihr das
geiſtliche Leben hervorbringen ſoll. Jch habe
dieſes kuͤrzlich beruͤhren wollen, damit bey
Niemanden in den Verdacht gerathe, als
wenn uͤber die Wirkungen des heiligen Geiſtes
nicht nach den Grundſaͤtzen unſerer Kirche
daͤchte. Jn eben dieſer Abſicht will noch an-
fuͤhren, wie ich bey einem gewiſſen Schluſſe
denke, wodurch man zu beweiſen ſuchet, daß
der heil. Geiſt heutiges Tages nicht mehr an
den Seelen der Menſchen wirke, ſondern alles
auf die Vorſtellungen desjenigen Wortes an-
komme, ſo der Geiſt Gottes ehemahls heiligen
Menſchen geoffenbahret und mit Wundern be-
kraͤftiget hat. Sie ſagen: da jetzt keine un-
mittelbahre Offenbarungen in den Seelen der
Menſchen mehr geſchehen, ſondern alle zum
Heil wirkende Vorſtellungen durch das Wort
gewirket werden, ſo finden auch heutiges Ta-
ges uͤberall keine Wirkungen des heil. Geiſtes
in den Seelen der Menſchen ſtatt, ſondern die
Erleuchtung, Bekehrung und Heiligung wer-
den allein durch das Wort Gottes bewirket.
Denn der Verſtand wird durch nichts, als
Ueberzeugungsgruͤnde zum Beyfall gebracht,
und der Wille nur durch Bewegungsgruͤnde
geleitet. Beide Arthen von Gruͤnden aber
werden heutiges Tages nicht durch eine un-
mittelbahre Offenbahrung, ſondern allein
durch das Wort in die Seele gebracht. Jch
ſetze
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |