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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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ehrlicher Mann gewesen. Wie sollte fer-
ner ein Mensch darauf verfallen und die
Anordnung machen, daß ein ganzes Volk
allezeit das siebente Jahr gar nichts säen,
pflanzen und erndten und sich darauf ver-
lassen sollte, daß ihm Gott allezeit einen
gedoppelten Seegen schenken würde? Ein
solches Gesetz aber wurde den Jsraeliten
durch den Moses gegeben*).

Diese
*) 3 B. Mos. C. 25.
Die Gottesgelehrten reden von einem Zeug-
nisse des heiligen Geistes, wodurch er diejenigen
von der Göttlichkeit der Offenbahrung über-
zeuge, welche dieselben mit Aufmerksamkeit le-
sen. Da nun dieses Zeugniß vielen sehr ver-
dächtig vorkommt, weil sie nicht wissen, wor-
inne selbiges eigentlich bestehe: so will ich ver-
suchen, ob ich einen Theil davon in etwas be-
greiflich machen kann. Ein jeder Schriftstel-
ler, der sich anders kund giebet, zeuget ins-
gemein durch seine Schrift selber, ob sie von
ihm herkomme oder nicht, und wenn wir sie
lesen, so kann man sehr oft aus den innern
Merkmalen derselben, besonders, wenn man
sie mit einigen äusserlichen Umständen zusam-
menhält, wahrnehmen und zu Zeiten durch
ein innerliches Gefühl empfinden, ob eine
Schrift von einem gewissen Verfasser herkom-
me oder aber nicht. Weiß man zum Exempel
aus andern Nachrichten, daß er ein ehrlicher
Mann gewesen, und er erzählet Umstände von
sich selber, welche sich auf Niemand als ihn
schicken, und die Niemand als er wissen kön-
nen, und doch mit der übrigen bekannten Ge-
schichte dergestalt übereinstimmen, daß man
sie
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ehrlicher Mann geweſen. Wie ſollte fer-
ner ein Menſch darauf verfallen und die
Anordnung machen, daß ein ganzes Volk
allezeit das ſiebente Jahr gar nichts ſaͤen,
pflanzen und erndten und ſich darauf ver-
laſſen ſollte, daß ihm Gott allezeit einen
gedoppelten Seegen ſchenken wuͤrde? Ein
ſolches Geſetz aber wurde den Jſraeliten
durch den Moſes gegeben*).

Dieſe
*) 3 B. Moſ. C. 25.
Die Gottesgelehrten reden von einem Zeug-
niſſe des heiligen Geiſtes, wodurch er diejenigen
von der Goͤttlichkeit der Offenbahrung uͤber-
zeuge, welche dieſelben mit Aufmerkſamkeit le-
ſen. Da nun dieſes Zeugniß vielen ſehr ver-
daͤchtig vorkommt, weil ſie nicht wiſſen, wor-
inne ſelbiges eigentlich beſtehe: ſo will ich ver-
ſuchen, ob ich einen Theil davon in etwas be-
greiflich machen kann. Ein jeder Schriftſtel-
ler, der ſich anders kund giebet, zeuget ins-
gemein durch ſeine Schrift ſelber, ob ſie von
ihm herkomme oder nicht, und wenn wir ſie
leſen, ſo kann man ſehr oft aus den innern
Merkmalen derſelben, beſonders, wenn man
ſie mit einigen aͤuſſerlichen Umſtaͤnden zuſam-
menhaͤlt, wahrnehmen und zu Zeiten durch
ein innerliches Gefuͤhl empfinden, ob eine
Schrift von einem gewiſſen Verfaſſer herkom-
me oder aber nicht. Weiß man zum Exempel
aus andern Nachrichten, daß er ein ehrlicher
Mann geweſen, und er erzaͤhlet Umſtaͤnde von
ſich ſelber, welche ſich auf Niemand als ihn
ſchicken, und die Niemand als er wiſſen koͤn-
nen, und doch mit der uͤbrigen bekannten Ge-
ſchichte dergeſtalt uͤbereinſtimmen, daß man
ſie
D 5
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[57/0077] ehrlicher Mann geweſen. Wie ſollte fer- ner ein Menſch darauf verfallen und die Anordnung machen, daß ein ganzes Volk allezeit das ſiebente Jahr gar nichts ſaͤen, pflanzen und erndten und ſich darauf ver- laſſen ſollte, daß ihm Gott allezeit einen gedoppelten Seegen ſchenken wuͤrde? Ein ſolches Geſetz aber wurde den Jſraeliten durch den Moſes gegeben *). Dieſe *) 3 B. Moſ. C. 25. Die Gottesgelehrten reden von einem Zeug- niſſe des heiligen Geiſtes, wodurch er diejenigen von der Goͤttlichkeit der Offenbahrung uͤber- zeuge, welche dieſelben mit Aufmerkſamkeit le- ſen. Da nun dieſes Zeugniß vielen ſehr ver- daͤchtig vorkommt, weil ſie nicht wiſſen, wor- inne ſelbiges eigentlich beſtehe: ſo will ich ver- ſuchen, ob ich einen Theil davon in etwas be- greiflich machen kann. Ein jeder Schriftſtel- ler, der ſich anders kund giebet, zeuget ins- gemein durch ſeine Schrift ſelber, ob ſie von ihm herkomme oder nicht, und wenn wir ſie leſen, ſo kann man ſehr oft aus den innern Merkmalen derſelben, beſonders, wenn man ſie mit einigen aͤuſſerlichen Umſtaͤnden zuſam- menhaͤlt, wahrnehmen und zu Zeiten durch ein innerliches Gefuͤhl empfinden, ob eine Schrift von einem gewiſſen Verfaſſer herkom- me oder aber nicht. Weiß man zum Exempel aus andern Nachrichten, daß er ein ehrlicher Mann geweſen, und er erzaͤhlet Umſtaͤnde von ſich ſelber, welche ſich auf Niemand als ihn ſchicken, und die Niemand als er wiſſen koͤn- nen, und doch mit der uͤbrigen bekannten Ge- ſchichte dergeſtalt uͤbereinſtimmen, daß man ſie D 5

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/77>, abgerufen am 27.11.2024.