de Gefilde zu ihrem Eigenthum. Hier- mit entstanden kleine Staaten und Könige, deren aber so viele, als kleine Städte und Völkerschaften waren. Zwistigkeiten über eine Weide, einen Brunnen oder Acker und wechselsweise zugefügete kleine Belei- digungen, wie auch die Begierde ohne viele Arbeit bequehm zu leben, und endlich auch die Herrschsucht setzten die kleineren Staaten in sehr öftere Kriege, welche bey einer mehrern Bevölkerung immer häufi- ger und grausamer wurden.
§. 16.
Wie sie endlich fast allgemein geworden.
Bisher hatten wenigstens unter denen, die sich dem Ackerbau und der Viehzucht ergeben, noch milde Sitten geherrschet, und die Erkänntniß und Verehrung des wah- ren Gottes hatte sich noch in vielen kleinen Völkerschaften erhalten, wie so wol aus der Geschichte eines Abrahams, als auch andern alten Ueberlieferungen zu schliessen stehet. Nun aber wurde alles rauh, grob und grausam. Nachdem einige durch die Beute von andern reich worden; so wur- de die Raubbegierde und die Herrschsucht gereizet und bekamen eine überwiegende Gewalt über die Gemüther der Menschen. Gute und milde Gesetze vermochten nichts. Alles beruhete auf einer starken und tapfern Faust, und war ausser den Mauern der Städte Friede, so stritt öfters in denselben
ein
de Gefilde zu ihrem Eigenthum. Hier- mit entſtanden kleine Staaten und Koͤnige, deren aber ſo viele, als kleine Staͤdte und Voͤlkerſchaften waren. Zwiſtigkeiten uͤber eine Weide, einen Brunnen oder Acker und wechſelsweiſe zugefuͤgete kleine Belei- digungen, wie auch die Begierde ohne viele Arbeit bequehm zu leben, und endlich auch die Herrſchſucht ſetzten die kleineren Staaten in ſehr oͤftere Kriege, welche bey einer mehrern Bevoͤlkerung immer haͤufi- ger und grauſamer wurden.
§. 16.
Wie ſie endlich faſt allgemein geworden.
Bisher hatten wenigſtens unter denen, die ſich dem Ackerbau und der Viehzucht ergeben, noch milde Sitten geherrſchet, und die Erkaͤnntniß und Verehrung des wah- ren Gottes hatte ſich noch in vielen kleinen Voͤlkerſchaften erhalten, wie ſo wol aus der Geſchichte eines Abrahams, als auch andern alten Ueberlieferungen zu ſchlieſſen ſtehet. Nun aber wurde alles rauh, grob und grauſam. Nachdem einige durch die Beute von andern reich worden; ſo wur- de die Raubbegierde und die Herrſchſucht gereizet und bekamen eine uͤberwiegende Gewalt uͤber die Gemuͤther der Menſchen. Gute und milde Geſetze vermochten nichts. Alles beruhete auf einer ſtarken und tapfern Fauſt, und war auſſer den Mauern der Staͤdte Friede, ſo ſtritt oͤfters in denſelben
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[42/0062]
de Gefilde zu ihrem Eigenthum. Hier-
mit entſtanden kleine Staaten und Koͤnige,
deren aber ſo viele, als kleine Staͤdte und
Voͤlkerſchaften waren. Zwiſtigkeiten uͤber
eine Weide, einen Brunnen oder Acker
und wechſelsweiſe zugefuͤgete kleine Belei-
digungen, wie auch die Begierde ohne
viele Arbeit bequehm zu leben, und endlich
auch die Herrſchſucht ſetzten die kleineren
Staaten in ſehr oͤftere Kriege, welche bey
einer mehrern Bevoͤlkerung immer haͤufi-
ger und grauſamer wurden.
§. 16.
Bisher hatten wenigſtens unter denen,
die ſich dem Ackerbau und der Viehzucht
ergeben, noch milde Sitten geherrſchet, und
die Erkaͤnntniß und Verehrung des wah-
ren Gottes hatte ſich noch in vielen kleinen
Voͤlkerſchaften erhalten, wie ſo wol aus
der Geſchichte eines Abrahams, als auch
andern alten Ueberlieferungen zu ſchlieſſen
ſtehet. Nun aber wurde alles rauh, grob
und grauſam. Nachdem einige durch die
Beute von andern reich worden; ſo wur-
de die Raubbegierde und die Herrſchſucht
gereizet und bekamen eine uͤberwiegende
Gewalt uͤber die Gemuͤther der Menſchen.
Gute und milde Geſetze vermochten nichts.
Alles beruhete auf einer ſtarken und tapfern
Fauſt, und war auſſer den Mauern der
Staͤdte Friede, ſo ſtritt oͤfters in denſelben
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/62>, abgerufen am 28.11.2024.
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