findet auch in des Xenophons Merkwür- digkeiten des Socrates im ersten Buche nicht gar weit vom Anfange desselben eine sehr merkwürdige Nachricht davon. So- crates wird daselbst wider die Beschuldi- gung vertheidiget, daß er diejenigen nicht für Götter gehalten, welche die Athenien- ser als solche ehreten. Es wird von ihm gemeldet, daß er Götter geglaubet und geehret, und nur diejenigen für gleich ra- send erkläret, welche entweder gar keinen Tempel, keinen Altar, keine Gottheit in Ehren hielten, oder Steine, ein jegliches Holz und Thiere göttlich verehreten.
§. 15.
Die wärmern Erdstriche haben vieleWas sel- bige beför- dert. Vortheile und Annehmlichkeiten vor den kalten. Sie wurden daher mehr ge- liebet und die Bevölkerung gieng daselbst geschwinder von statten, als in den rauhen Wäldern des Nordens, oder derer, so ge- gen den Südpol liegen. Man fieng da- her an, einander die Grenzen zu beengen, sich darüber zu zanken und Gewalthätig- keiten auszuüben. Die Unsicherheit und Furcht nöthigte derowegen die Menschen in grössere Gesellschaften zusammen zu tre- ten, und es entstanden Häupter kleiner Völkerschaften, dergleichen ein Abraham und andere gewesen. Einige baueten klei- ne Städte, und machten das zunächst liegen-
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findet auch in des Xenophons Merkwuͤr- digkeiten des Socrates im erſten Buche nicht gar weit vom Anfange deſſelben eine ſehr merkwuͤrdige Nachricht davon. So- crates wird daſelbſt wider die Beſchuldi- gung vertheidiget, daß er diejenigen nicht fuͤr Goͤtter gehalten, welche die Athenien- ſer als ſolche ehreten. Es wird von ihm gemeldet, daß er Goͤtter geglaubet und geehret, und nur diejenigen fuͤr gleich ra- ſend erklaͤret, welche entweder gar keinen Tempel, keinen Altar, keine Gottheit in Ehren hielten, oder Steine, ein jegliches Holz und Thiere goͤttlich verehreten.
§. 15.
Die waͤrmern Erdſtriche haben vieleWas ſel- bige befoͤr- dert. Vortheile und Annehmlichkeiten vor den kalten. Sie wurden daher mehr ge- liebet und die Bevoͤlkerung gieng daſelbſt geſchwinder von ſtatten, als in den rauhen Waͤldern des Nordens, oder derer, ſo ge- gen den Suͤdpol liegen. Man fieng da- her an, einander die Grenzen zu beengen, ſich daruͤber zu zanken und Gewalthaͤtig- keiten auszuuͤben. Die Unſicherheit und Furcht noͤthigte derowegen die Menſchen in groͤſſere Geſellſchaften zuſammen zu tre- ten, und es entſtanden Haͤupter kleiner Voͤlkerſchaften, dergleichen ein Abraham und andere geweſen. Einige baueten klei- ne Staͤdte, und machten das zunaͤchſt liegen-
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findet auch in des Xenophons Merkwuͤr-
digkeiten des Socrates im erſten Buche
nicht gar weit vom Anfange deſſelben eine
ſehr merkwuͤrdige Nachricht davon. So-
crates wird daſelbſt wider die Beſchuldi-
gung vertheidiget, daß er diejenigen nicht
fuͤr Goͤtter gehalten, welche die Athenien-
ſer als ſolche ehreten. Es wird von ihm
gemeldet, daß er Goͤtter geglaubet und
geehret, und nur diejenigen fuͤr gleich ra-
ſend erklaͤret, welche entweder gar keinen
Tempel, keinen Altar, keine Gottheit in
Ehren hielten, oder Steine, ein jegliches
Holz und Thiere goͤttlich verehreten.
§. 15.
Die waͤrmern Erdſtriche haben viele
Vortheile und Annehmlichkeiten vor den
kalten. Sie wurden daher mehr ge-
liebet und die Bevoͤlkerung gieng daſelbſt
geſchwinder von ſtatten, als in den rauhen
Waͤldern des Nordens, oder derer, ſo ge-
gen den Suͤdpol liegen. Man fieng da-
her an, einander die Grenzen zu beengen,
ſich daruͤber zu zanken und Gewalthaͤtig-
keiten auszuuͤben. Die Unſicherheit und
Furcht noͤthigte derowegen die Menſchen
in groͤſſere Geſellſchaften zuſammen zu tre-
ten, und es entſtanden Haͤupter kleiner
Voͤlkerſchaften, dergleichen ein Abraham
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/61>, abgerufen am 28.11.2024.
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