Wegen seiner Regierung mit blöden Au- gen nachgesehen, so viel erblicket, daß in diesem, obwol schwachen Lichte, dennoch die Zweifel einen Theil ihrer Kraft verlie- ren und der Glaube desto leichter sieget. Jch mache mir bey obiger schweren Frage folgende Vorstellungen.
§. 11.
Wissen- schaften und feine Sitten er- fordern ein- gerichtete Staaten.
Eine wahre Tugend, eine Tugend, die den Menschen glücklich und vergnügt und seelig machen soll, leidet keinen gewaltsa- men Zwang, sondern erfordert Freyheit, und muß ohne Zwang vorzüglich aus einer leb- haften Vorstellung der liebenswürdigsten Eigenschaften, Rathschlüsse, Werke und Wohlthaten Gottes, kurz aus dem Glau- ben entstehen.*) Soll diese Erkänntniß, dieser Glaube dem Menschen eingeflösset werden und so viele Kraft erlangen, daß er das Gemüth des Menschen zärtlich, edel, tugendhaft und zu einem seeligem Leben ge- schickt macht; so ist unumgänglich noth- wendig, erstlich daß der Mensch durch eine äusserliche Zucht und Regiment von der aller äussersten Verwilderung zurück gehal- ten werde, und zweytens, daß er einen gewissen Unterricht erhalte, und oft zum Guten ermahnet und gereizet werde.
Feh-
*) Man lese hiervon weitläuftiger in der sie- benten Betrachtung. §. 10. u. f.
Wegen ſeiner Regierung mit bloͤden Au- gen nachgeſehen, ſo viel erblicket, daß in dieſem, obwol ſchwachen Lichte, dennoch die Zweifel einen Theil ihrer Kraft verlie- ren und der Glaube deſto leichter ſieget. Jch mache mir bey obiger ſchweren Frage folgende Vorſtellungen.
§. 11.
Wiſſen- ſchaften und feine Sitten er- fordern ein- gerichtete Staaten.
Eine wahre Tugend, eine Tugend, die den Menſchen gluͤcklich und vergnuͤgt und ſeelig machen ſoll, leidet keinen gewaltſa- men Zwang, ſondern erfordert Freyheit, und muß ohne Zwang vorzuͤglich aus einer leb- haften Vorſtellung der liebenswuͤrdigſten Eigenſchaften, Rathſchluͤſſe, Werke und Wohlthaten Gottes, kurz aus dem Glau- ben entſtehen.*) Soll dieſe Erkaͤnntniß, dieſer Glaube dem Menſchen eingefloͤſſet werden und ſo viele Kraft erlangen, daß er das Gemuͤth des Menſchen zaͤrtlich, edel, tugendhaft und zu einem ſeeligem Leben ge- ſchickt macht; ſo iſt unumgaͤnglich noth- wendig, erſtlich daß der Menſch durch eine aͤuſſerliche Zucht und Regiment von der aller aͤuſſerſten Verwilderung zuruͤck gehal- ten werde, und zweytens, daß er einen gewiſſen Unterricht erhalte, und oft zum Guten ermahnet und gereizet werde.
Feh-
*) Man leſe hiervon weitlaͤuftiger in der ſie- benten Betrachtung. §. 10. u. f.
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Wegen ſeiner Regierung mit bloͤden Au-
gen nachgeſehen, ſo viel erblicket, daß in
dieſem, obwol ſchwachen Lichte, dennoch
die Zweifel einen Theil ihrer Kraft verlie-
ren und der Glaube deſto leichter ſieget.
Jch mache mir bey obiger ſchweren Frage
folgende Vorſtellungen.
§. 11.
Eine wahre Tugend, eine Tugend, die
den Menſchen gluͤcklich und vergnuͤgt und
ſeelig machen ſoll, leidet keinen gewaltſa-
men Zwang, ſondern erfordert Freyheit, und
muß ohne Zwang vorzuͤglich aus einer leb-
haften Vorſtellung der liebenswuͤrdigſten
Eigenſchaften, Rathſchluͤſſe, Werke und
Wohlthaten Gottes, kurz aus dem Glau-
ben entſtehen. *) Soll dieſe Erkaͤnntniß,
dieſer Glaube dem Menſchen eingefloͤſſet
werden und ſo viele Kraft erlangen, daß
er das Gemuͤth des Menſchen zaͤrtlich, edel,
tugendhaft und zu einem ſeeligem Leben ge-
ſchickt macht; ſo iſt unumgaͤnglich noth-
wendig, erſtlich daß der Menſch durch eine
aͤuſſerliche Zucht und Regiment von der
aller aͤuſſerſten Verwilderung zuruͤck gehal-
ten werde, und zweytens, daß er einen
gewiſſen Unterricht erhalte, und oft zum
Guten ermahnet und gereizet werde.
Feh-
*) Man leſe hiervon weitlaͤuftiger in der ſie-
benten Betrachtung. §. 10. u. f.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/56>, abgerufen am 29.11.2024.
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