Fehlet eines von beiden, so lehret die Er- fahrung, daß einzelne Personen und ganze Völker in die äusserste Unwissenheit und Wildheit gerathen. Was lässet sich nun vermöge der jetzigen verderbten Gesinnun- gen des Menschen und nach Anleitung der Geschichte der Welt anderes, als fol- gendes gedenken?
§. 12.
Die Menschen lebten in der neuen Ein-Viele Menschen ergaben sich der Jagd und verwil- derten. richtung des Erdbodens kürzer. Die Vä- ter konnten also die Familien nicht lange zusammen halten und regieren. Nach de- ren Tode wollte ein Bruder und Vetter dem andern nicht unterthänig seyn. Ein jeder verdrang oder wich dem andern, und es entstanden so viele kleine Regierungen, als Väter und Familien. Eines wich immer dem andern aus, um nicht von einem andern Befehle anzunehmen. Diejenigen, welche ein milderes und zärtlicheres Temperament hatten, nähreten sich vom Ackerbau und Viehzucht, die aber von einem härtern Gefühl und roherem Temperament waren, ergaben sich mehr der Jagd, und lebten von dem Wilde. Einige davon verliebten sich dergestalt in das Jagen, daß sie den beschwerlichen Ackerbau und Wartung des zahmen Viehes ganz verliessen, und blos von der Jagd, Fischerey, Eicheln, und was sonst die Natur ohne Bau her-
vorbrin-
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Fehlet eines von beiden, ſo lehret die Er- fahrung, daß einzelne Perſonen und ganze Voͤlker in die aͤuſſerſte Unwiſſenheit und Wildheit gerathen. Was laͤſſet ſich nun vermoͤge der jetzigen verderbten Geſinnun- gen des Menſchen und nach Anleitung der Geſchichte der Welt anderes, als fol- gendes gedenken?
§. 12.
Die Menſchen lebten in der neuen Ein-Viele Menſchen ergaben ſich der Jagd und verwil- derten. richtung des Erdbodens kuͤrzer. Die Vaͤ- ter konnten alſo die Familien nicht lange zuſammen halten und regieren. Nach de- ren Tode wollte ein Bruder und Vetter dem andern nicht unterthaͤnig ſeyn. Ein jeder verdrang oder wich dem andern, und es entſtanden ſo viele kleine Regierungen, als Vaͤter und Familien. Eines wich immer dem andern aus, um nicht von einem andern Befehle anzunehmen. Diejenigen, welche ein milderes und zaͤrtlicheres Temperament hatten, naͤhreten ſich vom Ackerbau und Viehzucht, die aber von einem haͤrtern Gefuͤhl und roherem Temperament waren, ergaben ſich mehr der Jagd, und lebten von dem Wilde. Einige davon verliebten ſich dergeſtalt in das Jagen, daß ſie den beſchwerlichen Ackerbau und Wartung des zahmen Viehes ganz verlieſſen, und blos von der Jagd, Fiſcherey, Eicheln, und was ſonſt die Natur ohne Bau her-
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Fehlet eines von beiden, ſo lehret die Er-
fahrung, daß einzelne Perſonen und ganze
Voͤlker in die aͤuſſerſte Unwiſſenheit und
Wildheit gerathen. Was laͤſſet ſich nun
vermoͤge der jetzigen verderbten Geſinnun-
gen des Menſchen und nach Anleitung
der Geſchichte der Welt anderes, als fol-
gendes gedenken?
§. 12.
Die Menſchen lebten in der neuen Ein-
richtung des Erdbodens kuͤrzer. Die Vaͤ-
ter konnten alſo die Familien nicht lange
zuſammen halten und regieren. Nach de-
ren Tode wollte ein Bruder und Vetter
dem andern nicht unterthaͤnig ſeyn. Ein
jeder verdrang oder wich dem andern, und
es entſtanden ſo viele kleine Regierungen,
als Vaͤter und Familien. Eines wich immer
dem andern aus, um nicht von einem andern
Befehle anzunehmen. Diejenigen, welche
ein milderes und zaͤrtlicheres Temperament
hatten, naͤhreten ſich vom Ackerbau und
Viehzucht, die aber von einem haͤrtern
Gefuͤhl und roherem Temperament waren,
ergaben ſich mehr der Jagd, und lebten
von dem Wilde. Einige davon verliebten
ſich dergeſtalt in das Jagen, daß ſie den
beſchwerlichen Ackerbau und Wartung
des zahmen Viehes ganz verlieſſen, und
blos von der Jagd, Fiſcherey, Eicheln,
und was ſonſt die Natur ohne Bau her-
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Viele
Menſchen
ergaben ſich
der Jagd
und verwil-
derten.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/57>, abgerufen am 29.11.2024.
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