gen, ob der verklärete Leib ohne alle Mit- tel wird unsterblich seyn? Was nun zweytens die Erläuterung dieser Stelle aus den alten Schriften der Juden anlanget, so merke ich dabey folgendes an. Es zei- get sich hier erstlich ein großer Unterschied unter dem Baume des Lebens, wovon die alten Juden reden, und unter diesem Hol- ze des Lebens. Jn allen Stellen, wo die alten Jüdischen Lehrer von dem Baume des Lebens schreiben, und die mir zu Ge- sichte kommen sind, wird nur eines Bau- mes des Lebens Erwähnung gethan. Wie nämlich nach der gewöhnlichen Meinung nur ein solcher Baum in dem irdischen Paradiese gewesen, so setzen sie auch nur einen in das obere Paradies. Johannes aber sahe derselben etliche Reihen auf allen Straßen des neuen Jerusalems. Die al- ten Rabbinen reden von einem Genuß der Früchte dieses Baumes, und hier wird eigentlich den Blättern die Gesundmachung der Heiden oder Völker zugeeignet. Da derowegen sogar in diesem äußern Bilde mehr ist, als in den Erzählungen der Ju- den von dem Baume des Lebens, so ist es sehr unsicher, die Bedeutung desselben von den Juden zu lernen. Wenn fer- ner die Juden von dem Baume des Le- bens reden, so verstehen sie darunter nicht so oft das Gesetz, als einen Baum, den sie in das Paradies im Himmel setzen.
Da
gen, ob der verklaͤrete Leib ohne alle Mit- tel wird unſterblich ſeyn? Was nun zweytens die Erlaͤuterung dieſer Stelle aus den alten Schriften der Juden anlanget, ſo merke ich dabey folgendes an. Es zei- get ſich hier erſtlich ein großer Unterſchied unter dem Baume des Lebens, wovon die alten Juden reden, und unter dieſem Hol- ze des Lebens. Jn allen Stellen, wo die alten Juͤdiſchen Lehrer von dem Baume des Lebens ſchreiben, und die mir zu Ge- ſichte kommen ſind, wird nur eines Bau- mes des Lebens Erwaͤhnung gethan. Wie naͤmlich nach der gewoͤhnlichen Meinung nur ein ſolcher Baum in dem irdiſchen Paradieſe geweſen, ſo ſetzen ſie auch nur einen in das obere Paradies. Johannes aber ſahe derſelben etliche Reihen auf allen Straßen des neuen Jeruſalems. Die al- ten Rabbinen reden von einem Genuß der Fruͤchte dieſes Baumes, und hier wird eigentlich den Blaͤttern die Geſundmachung der Heiden oder Voͤlker zugeeignet. Da derowegen ſogar in dieſem aͤußern Bilde mehr iſt, als in den Erzaͤhlungen der Ju- den von dem Baume des Lebens, ſo iſt es ſehr unſicher, die Bedeutung deſſelben von den Juden zu lernen. Wenn fer- ner die Juden von dem Baume des Le- bens reden, ſo verſtehen ſie darunter nicht ſo oft das Geſetz, als einen Baum, den ſie in das Paradies im Himmel ſetzen.
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gen, ob der verklaͤrete Leib ohne alle Mit-
tel wird unſterblich ſeyn? Was nun
zweytens die Erlaͤuterung dieſer Stelle aus
den alten Schriften der Juden anlanget,
ſo merke ich dabey folgendes an. Es zei-
get ſich hier erſtlich ein großer Unterſchied
unter dem Baume des Lebens, wovon die
alten Juden reden, und unter dieſem Hol-
ze des Lebens. Jn allen Stellen, wo die
alten Juͤdiſchen Lehrer von dem Baume
des Lebens ſchreiben, und die mir zu Ge-
ſichte kommen ſind, wird nur eines Bau-
mes des Lebens Erwaͤhnung gethan. Wie
naͤmlich nach der gewoͤhnlichen Meinung
nur ein ſolcher Baum in dem irdiſchen
Paradieſe geweſen, ſo ſetzen ſie auch nur
einen in das obere Paradies. Johannes
aber ſahe derſelben etliche Reihen auf allen
Straßen des neuen Jeruſalems. Die al-
ten Rabbinen reden von einem Genuß der
Fruͤchte dieſes Baumes, und hier wird
eigentlich den Blaͤttern die Geſundmachung
der Heiden oder Voͤlker zugeeignet. Da
derowegen ſogar in dieſem aͤußern Bilde
mehr iſt, als in den Erzaͤhlungen der Ju-
den von dem Baume des Lebens, ſo iſt es
ſehr unſicher, die Bedeutung deſſelben
von den Juden zu lernen. Wenn fer-
ner die Juden von dem Baume des Le-
bens reden, ſo verſtehen ſie darunter nicht
ſo oft das Geſetz, als einen Baum, den
ſie in das Paradies im Himmel ſetzen.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/472>, abgerufen am 28.11.2024.
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