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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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das gütigste Wesen, welches nunmehr den
Menschen so, wie die gefallenen Engel un-
ter ein härter Regiment setzen mußte.*)
Ein Paradies, eine Erde, welche ohne
saure Mühe den reichsten Seegen gab,
ein Baum, der den Menschen für Krank-
heiten und dem Tode verwahrete, schickten
sich nicht mehr für Einwohner, welche mehr
den sinnlichen Begierden, als den heilsam-
sten Gesetzen folgeten. Alle diese äusseren
Umstände, welche die Glückseeligkeit tugend-
hafter Geschöpfe erhöhen, vermehren die
Unordnung und Unseeligkeit lasterhafter

Seelen,
*) Warum hat Gott Engel geschaffen, von
welchen er vorher gesehen, daß sie sich und
andere unglücklich machen würden? Ausser
der Ursache, welche in der VII. Betracht.
§. 20. beygebracht worden, findet vielleicht
auch diese statt. Vielleicht ist der Fall und
die daher entstandene Unseeligkeit einiger
vernünftiger Geschöpfe ein vor andern dien-
liches Mittel gewesen, unzählige Schaaren
anderer vernünftiger Geister dadurch vom
Bösen abzuschrecken und sie im Guten zu
stärken und zu erhalten. Vielleicht ist der
ewige Anblick einiger Geister, welche die
Sünde lieben und ihre traurigen Folgen
empfinden, mit ein nothwendiges Mittel,
welches andere auf ewig für einer ähnlichen
Unordnung verwahret. Man wolle aber
hierbey diejenige Vorstellung der Hölle nicht
aus der Acht lassen, welche in der fünften
Betrachtung aus der Vergleichung mehrerer
Schriftstellen gemacht worden.

das guͤtigſte Weſen, welches nunmehr den
Menſchen ſo, wie die gefallenen Engel un-
ter ein haͤrter Regiment ſetzen mußte.*)
Ein Paradies, eine Erde, welche ohne
ſaure Muͤhe den reichſten Seegen gab,
ein Baum, der den Menſchen fuͤr Krank-
heiten und dem Tode verwahrete, ſchickten
ſich nicht mehr fuͤr Einwohner, welche mehr
den ſinnlichen Begierden, als den heilſam-
ſten Geſetzen folgeten. Alle dieſe aͤuſſeren
Umſtaͤnde, welche die Gluͤckſeeligkeit tugend-
hafter Geſchoͤpfe erhoͤhen, vermehren die
Unordnung und Unſeeligkeit laſterhafter

Seelen,
*) Warum hat Gott Engel geſchaffen, von
welchen er vorher geſehen, daß ſie ſich und
andere ungluͤcklich machen wuͤrden? Auſſer
der Urſache, welche in der VII. Betracht.
§. 20. beygebracht worden, findet vielleicht
auch dieſe ſtatt. Vielleicht iſt der Fall und
die daher entſtandene Unſeeligkeit einiger
vernuͤnftiger Geſchoͤpfe ein vor andern dien-
liches Mittel geweſen, unzaͤhlige Schaaren
anderer vernuͤnftiger Geiſter dadurch vom
Boͤſen abzuſchrecken und ſie im Guten zu
ſtaͤrken und zu erhalten. Vielleicht iſt der
ewige Anblick einiger Geiſter, welche die
Suͤnde lieben und ihre traurigen Folgen
empfinden, mit ein nothwendiges Mittel,
welches andere auf ewig fuͤr einer aͤhnlichen
Unordnung verwahret. Man wolle aber
hierbey diejenige Vorſtellung der Hoͤlle nicht
aus der Acht laſſen, welche in der fuͤnften
Betrachtung aus der Vergleichung mehrerer
Schriftſtellen gemacht worden.
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[18/0038] das guͤtigſte Weſen, welches nunmehr den Menſchen ſo, wie die gefallenen Engel un- ter ein haͤrter Regiment ſetzen mußte. *) Ein Paradies, eine Erde, welche ohne ſaure Muͤhe den reichſten Seegen gab, ein Baum, der den Menſchen fuͤr Krank- heiten und dem Tode verwahrete, ſchickten ſich nicht mehr fuͤr Einwohner, welche mehr den ſinnlichen Begierden, als den heilſam- ſten Geſetzen folgeten. Alle dieſe aͤuſſeren Umſtaͤnde, welche die Gluͤckſeeligkeit tugend- hafter Geſchoͤpfe erhoͤhen, vermehren die Unordnung und Unſeeligkeit laſterhafter Seelen, *) Warum hat Gott Engel geſchaffen, von welchen er vorher geſehen, daß ſie ſich und andere ungluͤcklich machen wuͤrden? Auſſer der Urſache, welche in der VII. Betracht. §. 20. beygebracht worden, findet vielleicht auch dieſe ſtatt. Vielleicht iſt der Fall und die daher entſtandene Unſeeligkeit einiger vernuͤnftiger Geſchoͤpfe ein vor andern dien- liches Mittel geweſen, unzaͤhlige Schaaren anderer vernuͤnftiger Geiſter dadurch vom Boͤſen abzuſchrecken und ſie im Guten zu ſtaͤrken und zu erhalten. Vielleicht iſt der ewige Anblick einiger Geiſter, welche die Suͤnde lieben und ihre traurigen Folgen empfinden, mit ein nothwendiges Mittel, welches andere auf ewig fuͤr einer aͤhnlichen Unordnung verwahret. Man wolle aber hierbey diejenige Vorſtellung der Hoͤlle nicht aus der Acht laſſen, welche in der fuͤnften Betrachtung aus der Vergleichung mehrerer Schriftſtellen gemacht worden.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/38>, abgerufen am 29.03.2024.