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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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de zu einem Lehramte begeben haben?
Wir leben jetzo in geruhigen Zeiten, und
wer widmet sich in denen Ländern, wo die
Geistlichen keine reiche Pfründen mehr ha-
ben, zu dem geistlichen Stande? Größ-
tentheils ganz arme Leute, und man findet
unter hundert geistlichen Candidaten noch
nicht allezeit einen, der Mittel hätte, und
solcher, die für zwo oder drey Frauen
hinlängliche Reichthümer besässen, trifft
man unter tausend nicht allezeit einen an.
Sollte also Paulus wol nöthig gefunden
haben, die Regel einzuschärfen, daß nie-
mand, der in der Vielweiberey lebte, zu
einem Kirchenamte genommen werden soll-
te? Es ist ohnedem nicht wahrscheinlich,
daß, wenn Paulus bey der Regel, welche
er wegen der Bischöffe und Kirchendiener
gegeben, auf eine ganz andere Unordnung
gezielet, als bey der Regel, welche er we-
gen der Diaconissinnen ertheilet, er sich in
beyden auf eine ganz ähnliche Art würde
ausgedrucket haben. Da er aber beyde
Regeln auf eine ähnliche Art abgefasset,
und es von den Bischöffen und Kirchendie-
nern heisset, sie sollen Eines Weibes Mann,
und die Diaconissinnen Eines Mannes
Weib seyn, so ist höchst wahrscheinlich,
daß dieses Gesetz einer Unordnung entge-
gen gesetzet worden, welche beyden Ge-
schlechtern gemein gewesen. Nun aber
war die Vielmännerey in denen Ländern,

wo

de zu einem Lehramte begeben haben?
Wir leben jetzo in geruhigen Zeiten, und
wer widmet ſich in denen Laͤndern, wo die
Geiſtlichen keine reiche Pfruͤnden mehr ha-
ben, zu dem geiſtlichen Stande? Groͤß-
tentheils ganz arme Leute, und man findet
unter hundert geiſtlichen Candidaten noch
nicht allezeit einen, der Mittel haͤtte, und
ſolcher, die fuͤr zwo oder drey Frauen
hinlaͤngliche Reichthuͤmer beſaͤſſen, trifft
man unter tauſend nicht allezeit einen an.
Sollte alſo Paulus wol noͤthig gefunden
haben, die Regel einzuſchaͤrfen, daß nie-
mand, der in der Vielweiberey lebte, zu
einem Kirchenamte genommen werden ſoll-
te? Es iſt ohnedem nicht wahrſcheinlich,
daß, wenn Paulus bey der Regel, welche
er wegen der Biſchoͤffe und Kirchendiener
gegeben, auf eine ganz andere Unordnung
gezielet, als bey der Regel, welche er we-
gen der Diaconiſſinnen ertheilet, er ſich in
beyden auf eine ganz aͤhnliche Art wuͤrde
ausgedrucket haben. Da er aber beyde
Regeln auf eine aͤhnliche Art abgefaſſet,
und es von den Biſchoͤffen und Kirchendie-
nern heiſſet, ſie ſollen Eines Weibes Mann,
und die Diaconiſſinnen Eines Mannes
Weib ſeyn, ſo iſt hoͤchſt wahrſcheinlich,
daß dieſes Geſetz einer Unordnung entge-
gen geſetzet worden, welche beyden Ge-
ſchlechtern gemein geweſen. Nun aber
war die Vielmaͤnnerey in denen Laͤndern,

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[332/0352] de zu einem Lehramte begeben haben? Wir leben jetzo in geruhigen Zeiten, und wer widmet ſich in denen Laͤndern, wo die Geiſtlichen keine reiche Pfruͤnden mehr ha- ben, zu dem geiſtlichen Stande? Groͤß- tentheils ganz arme Leute, und man findet unter hundert geiſtlichen Candidaten noch nicht allezeit einen, der Mittel haͤtte, und ſolcher, die fuͤr zwo oder drey Frauen hinlaͤngliche Reichthuͤmer beſaͤſſen, trifft man unter tauſend nicht allezeit einen an. Sollte alſo Paulus wol noͤthig gefunden haben, die Regel einzuſchaͤrfen, daß nie- mand, der in der Vielweiberey lebte, zu einem Kirchenamte genommen werden ſoll- te? Es iſt ohnedem nicht wahrſcheinlich, daß, wenn Paulus bey der Regel, welche er wegen der Biſchoͤffe und Kirchendiener gegeben, auf eine ganz andere Unordnung gezielet, als bey der Regel, welche er we- gen der Diaconiſſinnen ertheilet, er ſich in beyden auf eine ganz aͤhnliche Art wuͤrde ausgedrucket haben. Da er aber beyde Regeln auf eine aͤhnliche Art abgefaſſet, und es von den Biſchoͤffen und Kirchendie- nern heiſſet, ſie ſollen Eines Weibes Mann, und die Diaconiſſinnen Eines Mannes Weib ſeyn, ſo iſt hoͤchſt wahrſcheinlich, daß dieſes Geſetz einer Unordnung entge- gen geſetzet worden, welche beyden Ge- ſchlechtern gemein geweſen. Nun aber war die Vielmaͤnnerey in denen Laͤndern, wo

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/352>, abgerufen am 22.11.2024.