Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

"die Strafen zu achten; sondern ihr thut,
"als ob ihr in keiner Gesellschaft oder ge-
"meinem Wesen lebtet, und gebet vor,
"daß ihr ein Leben erwählet, so von der
"Sorge und Beschwerlichkeit, die den Ehe-
"stand und die Kinderzucht begleitet, be-
"freyet sey, da ihr doch hierinne nicht viel
"besser handelt, als Diebe und Räuber.
"Jhr lasset euch in der That das einzelne
"Leben nicht darum so wol gefallen, daß
"ihr ohne Frauen, ohne Schlafgesellinnen
"und Tischgenossen leben möget; sondern
"ihr suchet durch diesen freyen Lauf eure
"geilen Lüste und bösen Neigungen auf
"Unkosten anderer zu befriedigen. Jch
"habe mich bey Einschärfung dieser Ver-
"ordnungen gar nicht übereilet. Jch habe
"euch erstlich eine Zeit von drey Jahren
"und hernach von zwey Jahren Frist ge-
"lassen. Aber weder durch Drohungen
"noch Vermahnungen, weder durch Nach-
"sicht noch Bitten etwas ausrichten kön-
"nen. Jhr müsset allerdinges wahrnehmen,
"daß eurer weit mehr sind, als der verehelich-
"ten Männer, da ihr doch so viele, ja noch
"einmal so viele als eurer sind, hervorge-
"bracht haben solltet. Durch was für andere
"Mittel und Wege ist das menschliche Ge-
"schlecht fortzupflanzen? Wie kann das ge-
"meine Wesen ohne Weiber und Kinder
"erhalten werden, man müßte denn erwar-
"ten, die Fabel werde wahr gemacht werden,

"daß

„die Strafen zu achten; ſondern ihr thut,
„als ob ihr in keiner Geſellſchaft oder ge-
„meinem Weſen lebtet, und gebet vor,
„daß ihr ein Leben erwaͤhlet, ſo von der
„Sorge und Beſchwerlichkeit, die den Ehe-
„ſtand und die Kinderzucht begleitet, be-
„freyet ſey, da ihr doch hierinne nicht viel
„beſſer handelt, als Diebe und Raͤuber.
„Jhr laſſet euch in der That das einzelne
„Leben nicht darum ſo wol gefallen, daß
„ihr ohne Frauen, ohne Schlafgeſellinnen
„und Tiſchgenoſſen leben moͤget; ſondern
„ihr ſuchet durch dieſen freyen Lauf eure
„geilen Luͤſte und boͤſen Neigungen auf
„Unkoſten anderer zu befriedigen. Jch
„habe mich bey Einſchaͤrfung dieſer Ver-
„ordnungen gar nicht uͤbereilet. Jch habe
„euch erſtlich eine Zeit von drey Jahren
„und hernach von zwey Jahren Friſt ge-
„laſſen. Aber weder durch Drohungen
„noch Vermahnungen, weder durch Nach-
„ſicht noch Bitten etwas ausrichten koͤn-
„nen. Jhr muͤſſet allerdinges wahrnehmen,
„daß eurer weit mehr ſind, als der verehelich-
„ten Maͤnner, da ihr doch ſo viele, ja noch
„einmal ſo viele als eurer ſind, hervorge-
„bracht haben ſolltet. Durch was fuͤr andere
„Mittel und Wege iſt das menſchliche Ge-
„ſchlecht fortzupflanzen? Wie kann das ge-
„meine Weſen ohne Weiber und Kinder
„erhalten werden, man muͤßte denn erwar-
„ten, die Fabel werde wahr gemacht werden,

„daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0307" n="287"/>
&#x201E;die Strafen zu achten; &#x017F;ondern ihr thut,<lb/>
&#x201E;als ob ihr in keiner Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft oder ge-<lb/>
&#x201E;meinem We&#x017F;en lebtet, und gebet vor,<lb/>
&#x201E;daß ihr ein Leben erwa&#x0364;hlet, &#x017F;o von der<lb/>
&#x201E;Sorge und Be&#x017F;chwerlichkeit, die den Ehe-<lb/>
&#x201E;&#x017F;tand und die Kinderzucht begleitet, be-<lb/>
&#x201E;freyet &#x017F;ey, da ihr doch hierinne nicht viel<lb/>
&#x201E;be&#x017F;&#x017F;er handelt, als Diebe und Ra&#x0364;uber.<lb/>
&#x201E;Jhr la&#x017F;&#x017F;et euch in der That das einzelne<lb/>
&#x201E;Leben nicht darum &#x017F;o wol gefallen, daß<lb/>
&#x201E;ihr ohne Frauen, ohne Schlafge&#x017F;ellinnen<lb/>
&#x201E;und Ti&#x017F;chgeno&#x017F;&#x017F;en leben mo&#x0364;get; &#x017F;ondern<lb/>
&#x201E;ihr &#x017F;uchet durch die&#x017F;en freyen Lauf eure<lb/>
&#x201E;geilen Lu&#x0364;&#x017F;te und bo&#x0364;&#x017F;en Neigungen auf<lb/>
&#x201E;Unko&#x017F;ten anderer zu befriedigen. Jch<lb/>
&#x201E;habe mich bey Ein&#x017F;cha&#x0364;rfung die&#x017F;er Ver-<lb/>
&#x201E;ordnungen gar nicht u&#x0364;bereilet. Jch habe<lb/>
&#x201E;euch er&#x017F;tlich eine Zeit von drey Jahren<lb/>
&#x201E;und hernach von zwey Jahren Fri&#x017F;t ge-<lb/>
&#x201E;la&#x017F;&#x017F;en. Aber weder durch Drohungen<lb/>
&#x201E;noch Vermahnungen, weder durch Nach-<lb/>
&#x201E;&#x017F;icht noch Bitten etwas ausrichten ko&#x0364;n-<lb/>
&#x201E;nen. Jhr mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et allerdinges wahrnehmen,<lb/>
&#x201E;daß eurer weit mehr &#x017F;ind, als der verehelich-<lb/>
&#x201E;ten Ma&#x0364;nner, da ihr doch &#x017F;o viele, ja noch<lb/>
&#x201E;einmal &#x017F;o viele als eurer &#x017F;ind, hervorge-<lb/>
&#x201E;bracht haben &#x017F;olltet. Durch was fu&#x0364;r andere<lb/>
&#x201E;Mittel und Wege i&#x017F;t das men&#x017F;chliche Ge-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chlecht fortzupflanzen? Wie kann das ge-<lb/>
&#x201E;meine We&#x017F;en ohne Weiber und Kinder<lb/>
&#x201E;erhalten werden, man mu&#x0364;ßte denn erwar-<lb/>
&#x201E;ten, die Fabel werde wahr gemacht werden,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;daß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0307] „die Strafen zu achten; ſondern ihr thut, „als ob ihr in keiner Geſellſchaft oder ge- „meinem Weſen lebtet, und gebet vor, „daß ihr ein Leben erwaͤhlet, ſo von der „Sorge und Beſchwerlichkeit, die den Ehe- „ſtand und die Kinderzucht begleitet, be- „freyet ſey, da ihr doch hierinne nicht viel „beſſer handelt, als Diebe und Raͤuber. „Jhr laſſet euch in der That das einzelne „Leben nicht darum ſo wol gefallen, daß „ihr ohne Frauen, ohne Schlafgeſellinnen „und Tiſchgenoſſen leben moͤget; ſondern „ihr ſuchet durch dieſen freyen Lauf eure „geilen Luͤſte und boͤſen Neigungen auf „Unkoſten anderer zu befriedigen. Jch „habe mich bey Einſchaͤrfung dieſer Ver- „ordnungen gar nicht uͤbereilet. Jch habe „euch erſtlich eine Zeit von drey Jahren „und hernach von zwey Jahren Friſt ge- „laſſen. Aber weder durch Drohungen „noch Vermahnungen, weder durch Nach- „ſicht noch Bitten etwas ausrichten koͤn- „nen. Jhr muͤſſet allerdinges wahrnehmen, „daß eurer weit mehr ſind, als der verehelich- „ten Maͤnner, da ihr doch ſo viele, ja noch „einmal ſo viele als eurer ſind, hervorge- „bracht haben ſolltet. Durch was fuͤr andere „Mittel und Wege iſt das menſchliche Ge- „ſchlecht fortzupflanzen? Wie kann das ge- „meine Weſen ohne Weiber und Kinder „erhalten werden, man muͤßte denn erwar- „ten, die Fabel werde wahr gemacht werden, „daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/307
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/307>, abgerufen am 17.05.2024.