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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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man sich der größten Sünde theilhaftig
machet. Es geschiehet dieses, wenn man
jemanden, der sich von den Lastern noch
nicht beherrschen lässet, zu selbigen verfüh-
ret, und ihm widrige Gesinnungen gegen
das Gute beybringet, und ihn zu bösen
Gewohnheiten verleitet, die nach und nach
die andere Natur werden. Man kann
aber auch an der Verhärtung eines an-
dern einigen Antheil haben, ohne die Liebe
und Gerechtigkeit zu verletzen. Es findet
dieses statt bey Personen, welcher sich sel-
ber schon verstocket, und von andern laster-
haften Personen verhärten lassen. Man
kann selbst durch die Weisheit und Ge-
rechtigkeit zu gewissen Pflichten verbunden
seyn, deren Ausübung boshaftigen Gemü-
thern Anlaß giebet, härter zu werden.
Wie denn die gerechtesten Strafen nicht
selten diese Wirkung haben. Man kann
ferner bey einer unüberwindlichen Wider-
spänstigkeit lasterhafter Personen aufhören
an ihrer Verbesserung zu arbeiten, und sie
dem Verderben überlassen, von welchen sie
sich nicht wollen lassen zurückhalten. Man
kann diejenigen, welche ihre Laster mit
List und Verschlagenheit ausüben, in so
weit verblenden und verhärten, daß sie sel-
bige offenbar machen, und man denselben
Grenzen setzen kann, ohne in das Ansehen
einer Ungerechtigkeit zu verfallen. Man
kann die Ausbrüche der Bosheit an solche

Orte
P 2

man ſich der groͤßten Suͤnde theilhaftig
machet. Es geſchiehet dieſes, wenn man
jemanden, der ſich von den Laſtern noch
nicht beherrſchen laͤſſet, zu ſelbigen verfuͤh-
ret, und ihm widrige Geſinnungen gegen
das Gute beybringet, und ihn zu boͤſen
Gewohnheiten verleitet, die nach und nach
die andere Natur werden. Man kann
aber auch an der Verhaͤrtung eines an-
dern einigen Antheil haben, ohne die Liebe
und Gerechtigkeit zu verletzen. Es findet
dieſes ſtatt bey Perſonen, welcher ſich ſel-
ber ſchon verſtocket, und von andern laſter-
haften Perſonen verhaͤrten laſſen. Man
kann ſelbſt durch die Weisheit und Ge-
rechtigkeit zu gewiſſen Pflichten verbunden
ſeyn, deren Ausuͤbung boshaftigen Gemuͤ-
thern Anlaß giebet, haͤrter zu werden.
Wie denn die gerechteſten Strafen nicht
ſelten dieſe Wirkung haben. Man kann
ferner bey einer unuͤberwindlichen Wider-
ſpaͤnſtigkeit laſterhafter Perſonen aufhoͤren
an ihrer Verbeſſerung zu arbeiten, und ſie
dem Verderben uͤberlaſſen, von welchen ſie
ſich nicht wollen laſſen zuruͤckhalten. Man
kann diejenigen, welche ihre Laſter mit
Liſt und Verſchlagenheit ausuͤben, in ſo
weit verblenden und verhaͤrten, daß ſie ſel-
bige offenbar machen, und man denſelben
Grenzen ſetzen kann, ohne in das Anſehen
einer Ungerechtigkeit zu verfallen. Man
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[227/0247] man ſich der groͤßten Suͤnde theilhaftig machet. Es geſchiehet dieſes, wenn man jemanden, der ſich von den Laſtern noch nicht beherrſchen laͤſſet, zu ſelbigen verfuͤh- ret, und ihm widrige Geſinnungen gegen das Gute beybringet, und ihn zu boͤſen Gewohnheiten verleitet, die nach und nach die andere Natur werden. Man kann aber auch an der Verhaͤrtung eines an- dern einigen Antheil haben, ohne die Liebe und Gerechtigkeit zu verletzen. Es findet dieſes ſtatt bey Perſonen, welcher ſich ſel- ber ſchon verſtocket, und von andern laſter- haften Perſonen verhaͤrten laſſen. Man kann ſelbſt durch die Weisheit und Ge- rechtigkeit zu gewiſſen Pflichten verbunden ſeyn, deren Ausuͤbung boshaftigen Gemuͤ- thern Anlaß giebet, haͤrter zu werden. Wie denn die gerechteſten Strafen nicht ſelten dieſe Wirkung haben. Man kann ferner bey einer unuͤberwindlichen Wider- ſpaͤnſtigkeit laſterhafter Perſonen aufhoͤren an ihrer Verbeſſerung zu arbeiten, und ſie dem Verderben uͤberlaſſen, von welchen ſie ſich nicht wollen laſſen zuruͤckhalten. Man kann diejenigen, welche ihre Laſter mit Liſt und Verſchlagenheit ausuͤben, in ſo weit verblenden und verhaͤrten, daß ſie ſel- bige offenbar machen, und man denſelben Grenzen ſetzen kann, ohne in das Anſehen einer Ungerechtigkeit zu verfallen. Man kann die Ausbruͤche der Bosheit an ſolche Orte P 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/247>, abgerufen am 03.05.2024.