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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

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§. 12.

Die Schrift giebet keine ErklärungWas ver-
stocken heis-
se.

von dem Worte verstocken, und verbindet
folglich denjenigen Begriff damit, welcher
ihm durch den Gebrauch gegeben worden.
Wenn aber gesaget wird, daß ein Gemüth
hart und härter werde, so verstehet man
darunter, daß es auf eine gewisse Sache
unempfindlich werde, und in dieser Unem-
pfindlichkeit zunehme, und daher durch
selbige sich nicht leicht bewegen lasse. Es
ist ein Gemüth hart gegen Arme, wenn
es wenige oder gar keine Empfindung von
der Dürftigkeit des andern hat, und sich
daher nicht leicht zum Mittleiden und thä-
tiger Hülfe bewegen lässet. Ein wider-
spänstiger Knecht ist hart gegen seinen Herrn,
wenn er unempfindlich ist auf die Befehle
seines Herrn, und auf die Bewegungs-
gründe dieselben zu befolgen, und weder
Güte noch Strenge achtet. Man verhär-
tet derowegen einen andern, wenn man
ihm das sittliche Gefühl auf eine gewisse
Sache schwächet, und ihn auf die Bewe-
gungsgründe, die ihn zu etwas reizen soll-
ten, unempfindlich machet, und hieraus
folget denn, daß der Widerstand eines sol-
chen Gemüths sich vermehret. Es kann
diese Verhärtung sehr viele Grade haben.
Die Schrift bestimmet keinen gewissen
Grad derselben. Wenn man aber die
Personen betrachtet, von welchen sie an-

zeiget,
O 4
§. 12.

Die Schrift giebet keine ErklaͤrungWas ver-
ſtocken heiſ-
ſe.

von dem Worte verſtocken, und verbindet
folglich denjenigen Begriff damit, welcher
ihm durch den Gebrauch gegeben worden.
Wenn aber geſaget wird, daß ein Gemuͤth
hart und haͤrter werde, ſo verſtehet man
darunter, daß es auf eine gewiſſe Sache
unempfindlich werde, und in dieſer Unem-
pfindlichkeit zunehme, und daher durch
ſelbige ſich nicht leicht bewegen laſſe. Es
iſt ein Gemuͤth hart gegen Arme, wenn
es wenige oder gar keine Empfindung von
der Duͤrftigkeit des andern hat, und ſich
daher nicht leicht zum Mittleiden und thaͤ-
tiger Huͤlfe bewegen laͤſſet. Ein wider-
ſpaͤnſtiger Knecht iſt hart gegen ſeinen Herrn,
wenn er unempfindlich iſt auf die Befehle
ſeines Herrn, und auf die Bewegungs-
gruͤnde dieſelben zu befolgen, und weder
Guͤte noch Strenge achtet. Man verhaͤr-
tet derowegen einen andern, wenn man
ihm das ſittliche Gefuͤhl auf eine gewiſſe
Sache ſchwaͤchet, und ihn auf die Bewe-
gungsgruͤnde, die ihn zu etwas reizen ſoll-
ten, unempfindlich machet, und hieraus
folget denn, daß der Widerſtand eines ſol-
chen Gemuͤths ſich vermehret. Es kann
dieſe Verhaͤrtung ſehr viele Grade haben.
Die Schrift beſtimmet keinen gewiſſen
Grad derſelben. Wenn man aber die
Perſonen betrachtet, von welchen ſie an-

zeiget,
O 4
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[215/0235] §. 12. Die Schrift giebet keine Erklaͤrung von dem Worte verſtocken, und verbindet folglich denjenigen Begriff damit, welcher ihm durch den Gebrauch gegeben worden. Wenn aber geſaget wird, daß ein Gemuͤth hart und haͤrter werde, ſo verſtehet man darunter, daß es auf eine gewiſſe Sache unempfindlich werde, und in dieſer Unem- pfindlichkeit zunehme, und daher durch ſelbige ſich nicht leicht bewegen laſſe. Es iſt ein Gemuͤth hart gegen Arme, wenn es wenige oder gar keine Empfindung von der Duͤrftigkeit des andern hat, und ſich daher nicht leicht zum Mittleiden und thaͤ- tiger Huͤlfe bewegen laͤſſet. Ein wider- ſpaͤnſtiger Knecht iſt hart gegen ſeinen Herrn, wenn er unempfindlich iſt auf die Befehle ſeines Herrn, und auf die Bewegungs- gruͤnde dieſelben zu befolgen, und weder Guͤte noch Strenge achtet. Man verhaͤr- tet derowegen einen andern, wenn man ihm das ſittliche Gefuͤhl auf eine gewiſſe Sache ſchwaͤchet, und ihn auf die Bewe- gungsgruͤnde, die ihn zu etwas reizen ſoll- ten, unempfindlich machet, und hieraus folget denn, daß der Widerſtand eines ſol- chen Gemuͤths ſich vermehret. Es kann dieſe Verhaͤrtung ſehr viele Grade haben. Die Schrift beſtimmet keinen gewiſſen Grad derſelben. Wenn man aber die Perſonen betrachtet, von welchen ſie an- zeiget, Was ver- ſtocken heiſ- ſe. O 4

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/235>, abgerufen am 24.11.2024.