zeiget, daß sie verhärtet oder verstockt ge- wesen, so erhellet, daß sie darunter einen hohen Grad der Unempfindlichkeit gegen Gott und dessen Befehle, gegen seine Ver- heissungen und Drohungen verstehe, und daß der Mensch sich durch gegenseitige Triebe und Bewegungsgründe beherrschen lassen, und daher den Absichten Gottes auf das stärkeste widerstanden, und die innere Widerspänstigkeit ohne alle Furcht und Vorsichtigkeit ausbrechen lassen, und blindlings in sein eigenes Verderben ge- rennet. Die Schrift saget von eben den- selben Menschen, daß sie sich selber, und daß sie Gott verstocket *). Wir wollen uns in der Welt umsehen, und die man- cherley Arten der Verstockung kennen ler- nen. Wir wollen ferner untersuchen, in wiefern Pharao sich selber verhärtet, und in wiefern von Gott könne gesaget werden, daß er ihn verstocket.
§. 13.
Wie man jemanden ohne Unge- rechtigkeit verstocken könne.
Jch mag mich auf so viele harte Ge- müther besinnen, als ich will, so finde ich, daß sie selber eine Hauptursache ihrer Verhärtung sind, indem sie sich von hef- tigen Leidenschaften beherrschen lassen, und diejenigen, welche sie bessern wollen, ent- weder für Thoren oder für Feinde ansehen,
sich
*) Man lese hiervon die Schriftstellen §. 11.
zeiget, daß ſie verhaͤrtet oder verſtockt ge- weſen, ſo erhellet, daß ſie darunter einen hohen Grad der Unempfindlichkeit gegen Gott und deſſen Befehle, gegen ſeine Ver- heiſſungen und Drohungen verſtehe, und daß der Menſch ſich durch gegenſeitige Triebe und Bewegungsgruͤnde beherrſchen laſſen, und daher den Abſichten Gottes auf das ſtaͤrkeſte widerſtanden, und die innere Widerſpaͤnſtigkeit ohne alle Furcht und Vorſichtigkeit ausbrechen laſſen, und blindlings in ſein eigenes Verderben ge- rennet. Die Schrift ſaget von eben den- ſelben Menſchen, daß ſie ſich ſelber, und daß ſie Gott verſtocket *). Wir wollen uns in der Welt umſehen, und die man- cherley Arten der Verſtockung kennen ler- nen. Wir wollen ferner unterſuchen, in wiefern Pharao ſich ſelber verhaͤrtet, und in wiefern von Gott koͤnne geſaget werden, daß er ihn verſtocket.
§. 13.
Wie man jemanden ohne Unge- rechtigkeit verſtocken koͤnne.
Jch mag mich auf ſo viele harte Ge- muͤther beſinnen, als ich will, ſo finde ich, daß ſie ſelber eine Haupturſache ihrer Verhaͤrtung ſind, indem ſie ſich von hef- tigen Leidenſchaften beherrſchen laſſen, und diejenigen, welche ſie beſſern wollen, ent- weder fuͤr Thoren oder fuͤr Feinde anſehen,
ſich
*) Man leſe hiervon die Schriftſtellen §. 11.
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zeiget, daß ſie verhaͤrtet oder verſtockt ge-
weſen, ſo erhellet, daß ſie darunter einen
hohen Grad der Unempfindlichkeit gegen
Gott und deſſen Befehle, gegen ſeine Ver-
heiſſungen und Drohungen verſtehe, und
daß der Menſch ſich durch gegenſeitige
Triebe und Bewegungsgruͤnde beherrſchen
laſſen, und daher den Abſichten Gottes
auf das ſtaͤrkeſte widerſtanden, und die
innere Widerſpaͤnſtigkeit ohne alle Furcht
und Vorſichtigkeit ausbrechen laſſen, und
blindlings in ſein eigenes Verderben ge-
rennet. Die Schrift ſaget von eben den-
ſelben Menſchen, daß ſie ſich ſelber, und
daß ſie Gott verſtocket *). Wir wollen
uns in der Welt umſehen, und die man-
cherley Arten der Verſtockung kennen ler-
nen. Wir wollen ferner unterſuchen, in
wiefern Pharao ſich ſelber verhaͤrtet, und
in wiefern von Gott koͤnne geſaget werden,
daß er ihn verſtocket.
§. 13.
Jch mag mich auf ſo viele harte Ge-
muͤther beſinnen, als ich will, ſo finde ich,
daß ſie ſelber eine Haupturſache ihrer
Verhaͤrtung ſind, indem ſie ſich von hef-
tigen Leidenſchaften beherrſchen laſſen, und
diejenigen, welche ſie beſſern wollen, ent-
weder fuͤr Thoren oder fuͤr Feinde anſehen,
ſich
*) Man leſe hiervon die Schriftſtellen §. 11.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/236>, abgerufen am 24.11.2024.
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