und ihm zu folgen, und darauf hat er ihn selbst zum Exempel seiner Rache gesetzet. Aber auch dieses ist nicht der Wolgefalle Gottes gewesen, sondern Pharao hat den Willen Gottes hierzu genöthiget *).
§. 9.
Damit deutlicher erhelle, wie PharaoFortsetzung des vorigen. dennoch strafbar geblieben, so stelle man sich folgenden Fall vor. Ein König in En- gelland bekommt Krieg mit den Wilden in America. Er hat eine grosse Anzahl Bö- sewichter in den Gefängnissen. Er schen- ket selbigen die Freyheit, aber mit dem Be- ding, nach America zu gehen, und wider die Wilden zu streiten. Er gebietet ihnen aber ernstlich, alle unnöthige Grausamkei- ten und Raubereyen zu unterlassen, widri- genfalls sollten sie ihr Leben verlieren. Er siehet zwar, daß nicht alle diesem Be- fehle folgen, und daß einige davon in harte Strafe verfallen werden. Jndessen ist es doch besser, daß diese Leute der Wuth der Wilden entgegen gesetzet werden, als treue, gehorsame und nützliche Unterthanen des Königreichs. Hier wird die Wildheit ei- niger Bösewichter weislich wider den un-
gerech-
*) Jn der theologischen Sprache drucket man dieses also aus: Deus voluit interitum Pha- raonis Voluntate consequente, non ante- cedente.
und ihm zu folgen, und darauf hat er ihn ſelbſt zum Exempel ſeiner Rache geſetzet. Aber auch dieſes iſt nicht der Wolgefalle Gottes geweſen, ſondern Pharao hat den Willen Gottes hierzu genoͤthiget *).
§. 9.
Damit deutlicher erhelle, wie PharaoFortſetzung des vorigen. dennoch ſtrafbar geblieben, ſo ſtelle man ſich folgenden Fall vor. Ein Koͤnig in En- gelland bekommt Krieg mit den Wilden in America. Er hat eine groſſe Anzahl Boͤ- ſewichter in den Gefaͤngniſſen. Er ſchen- ket ſelbigen die Freyheit, aber mit dem Be- ding, nach America zu gehen, und wider die Wilden zu ſtreiten. Er gebietet ihnen aber ernſtlich, alle unnoͤthige Grauſamkei- ten und Raubereyen zu unterlaſſen, widri- genfalls ſollten ſie ihr Leben verlieren. Er ſiehet zwar, daß nicht alle dieſem Be- fehle folgen, und daß einige davon in harte Strafe verfallen werden. Jndeſſen iſt es doch beſſer, daß dieſe Leute der Wuth der Wilden entgegen geſetzet werden, als treue, gehorſame und nuͤtzliche Unterthanen des Koͤnigreichs. Hier wird die Wildheit ei- niger Boͤſewichter weislich wider den un-
gerech-
*) Jn der theologiſchen Sprache drucket man dieſes alſo aus: Deus voluit interitum Pha- raonis Voluntate conſequente, non ante- cedente.
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und ihm zu folgen, und darauf hat er ihn
ſelbſt zum Exempel ſeiner Rache geſetzet.
Aber auch dieſes iſt nicht der Wolgefalle
Gottes geweſen, ſondern Pharao hat den
Willen Gottes hierzu genoͤthiget *).
§. 9.
Damit deutlicher erhelle, wie Pharao
dennoch ſtrafbar geblieben, ſo ſtelle man
ſich folgenden Fall vor. Ein Koͤnig in En-
gelland bekommt Krieg mit den Wilden in
America. Er hat eine groſſe Anzahl Boͤ-
ſewichter in den Gefaͤngniſſen. Er ſchen-
ket ſelbigen die Freyheit, aber mit dem Be-
ding, nach America zu gehen, und wider
die Wilden zu ſtreiten. Er gebietet ihnen
aber ernſtlich, alle unnoͤthige Grauſamkei-
ten und Raubereyen zu unterlaſſen, widri-
genfalls ſollten ſie ihr Leben verlieren.
Er ſiehet zwar, daß nicht alle dieſem Be-
fehle folgen, und daß einige davon in harte
Strafe verfallen werden. Jndeſſen iſt es
doch beſſer, daß dieſe Leute der Wuth der
Wilden entgegen geſetzet werden, als treue,
gehorſame und nuͤtzliche Unterthanen des
Koͤnigreichs. Hier wird die Wildheit ei-
niger Boͤſewichter weislich wider den un-
gerech-
Fortſetzung
des vorigen.
*) Jn der theologiſchen Sprache drucket man
dieſes alſo aus: Deus voluit interitum Pha-
raonis Voluntate conſequente, non ante-
cedente.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/227>, abgerufen am 25.11.2024.
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