Da aber beydes vorhanden, so richtete er die Härte und Grausamkeit des Pharao und seiner Knechte dahin, wo ein Uebel dem andern Einhalt that. Gott richtet in der Welt, welche einmal im Argen lieget, sehr oft die eine Sünde dahin, daß sie ei- ner andern Sünde zur Strafe dienet. Es ist aber deswegen sein Wolgefallen nicht, daß die Sünde geschehe, sondern da sie wi- der seinen wolgefälligen Willen geschiehet, so ist nur sein Rathschluß, daß eine wider die andere gerichtet, und eine durch die an- dere bestrafet werde, und endlich bestrafet er die letzte in einer solchen Reihe von Sün- den durch andere Schicksale seiner gerech- ten Rache *). Es hat dieses oft einen sehr grossen Nutzen. Wird eine Sünde, eine Ungerechtigkeit, eine Grausamkeit wider die andere gerichtet, so empfindet man die Last der Sünden, und man lernet selbige eher hassen, als wenn sie mit andern Stra- fen beleget wird. Durch dieses Mittel lernet man die Sünde verabscheuen wegen ihrer innern bösen Natur und Schädlich- keit, und erkennet, wie es eine väterliche Güte sey, wenn sich Gott der Sünde wi- dersetzet. Gott hat also die Härte des Pharao erst wider das harte Herz der Jsraeliten gebrauchet, und selbiges erwei- chet, ihren Schöpfer und Helfer zu suchen
und
*) Jes. C. 14. v. 5.
Da aber beydes vorhanden, ſo richtete er die Haͤrte und Grauſamkeit des Pharao und ſeiner Knechte dahin, wo ein Uebel dem andern Einhalt that. Gott richtet in der Welt, welche einmal im Argen lieget, ſehr oft die eine Suͤnde dahin, daß ſie ei- ner andern Suͤnde zur Strafe dienet. Es iſt aber deswegen ſein Wolgefallen nicht, daß die Suͤnde geſchehe, ſondern da ſie wi- der ſeinen wolgefaͤlligen Willen geſchiehet, ſo iſt nur ſein Rathſchluß, daß eine wider die andere gerichtet, und eine durch die an- dere beſtrafet werde, und endlich beſtrafet er die letzte in einer ſolchen Reihe von Suͤn- den durch andere Schickſale ſeiner gerech- ten Rache *). Es hat dieſes oft einen ſehr groſſen Nutzen. Wird eine Suͤnde, eine Ungerechtigkeit, eine Grauſamkeit wider die andere gerichtet, ſo empfindet man die Laſt der Suͤnden, und man lernet ſelbige eher haſſen, als wenn ſie mit andern Stra- fen beleget wird. Durch dieſes Mittel lernet man die Suͤnde verabſcheuen wegen ihrer innern boͤſen Natur und Schaͤdlich- keit, und erkennet, wie es eine vaͤterliche Guͤte ſey, wenn ſich Gott der Suͤnde wi- derſetzet. Gott hat alſo die Haͤrte des Pharao erſt wider das harte Herz der Jſraeliten gebrauchet, und ſelbiges erwei- chet, ihren Schoͤpfer und Helfer zu ſuchen
und
*) Jeſ. C. 14. v. 5.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0226"n="206"/>
Da aber beydes vorhanden, ſo richtete er<lb/>
die Haͤrte und Grauſamkeit des Pharao<lb/>
und ſeiner Knechte dahin, wo ein Uebel<lb/>
dem andern Einhalt that. Gott richtet in<lb/>
der Welt, welche einmal im Argen lieget,<lb/>ſehr oft die eine Suͤnde dahin, daß ſie ei-<lb/>
ner andern Suͤnde zur Strafe dienet. Es<lb/>
iſt aber deswegen ſein Wolgefallen nicht,<lb/>
daß die Suͤnde geſchehe, ſondern da ſie wi-<lb/>
der ſeinen wolgefaͤlligen Willen geſchiehet,<lb/>ſo iſt nur ſein Rathſchluß, daß eine wider<lb/>
die andere gerichtet, und eine durch die an-<lb/>
dere beſtrafet werde, und endlich beſtrafet<lb/>
er die letzte in einer ſolchen Reihe von Suͤn-<lb/>
den durch andere Schickſale ſeiner gerech-<lb/>
ten Rache <noteplace="foot"n="*)">Jeſ. C. 14. v. 5.</note>. Es hat dieſes oft einen ſehr<lb/>
groſſen Nutzen. Wird eine Suͤnde, eine<lb/>
Ungerechtigkeit, eine Grauſamkeit wider<lb/>
die andere gerichtet, ſo empfindet man die<lb/>
Laſt der Suͤnden, und man lernet ſelbige<lb/>
eher haſſen, als wenn ſie mit andern Stra-<lb/>
fen beleget wird. Durch dieſes Mittel<lb/>
lernet man die Suͤnde verabſcheuen wegen<lb/>
ihrer innern boͤſen Natur und Schaͤdlich-<lb/>
keit, und erkennet, wie es eine vaͤterliche<lb/>
Guͤte ſey, wenn ſich Gott der Suͤnde wi-<lb/>
derſetzet. Gott hat alſo die Haͤrte des<lb/>
Pharao erſt wider das harte Herz der<lb/>
Jſraeliten gebrauchet, und ſelbiges erwei-<lb/>
chet, ihren Schoͤpfer und Helfer zu ſuchen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[206/0226]
Da aber beydes vorhanden, ſo richtete er
die Haͤrte und Grauſamkeit des Pharao
und ſeiner Knechte dahin, wo ein Uebel
dem andern Einhalt that. Gott richtet in
der Welt, welche einmal im Argen lieget,
ſehr oft die eine Suͤnde dahin, daß ſie ei-
ner andern Suͤnde zur Strafe dienet. Es
iſt aber deswegen ſein Wolgefallen nicht,
daß die Suͤnde geſchehe, ſondern da ſie wi-
der ſeinen wolgefaͤlligen Willen geſchiehet,
ſo iſt nur ſein Rathſchluß, daß eine wider
die andere gerichtet, und eine durch die an-
dere beſtrafet werde, und endlich beſtrafet
er die letzte in einer ſolchen Reihe von Suͤn-
den durch andere Schickſale ſeiner gerech-
ten Rache *). Es hat dieſes oft einen ſehr
groſſen Nutzen. Wird eine Suͤnde, eine
Ungerechtigkeit, eine Grauſamkeit wider
die andere gerichtet, ſo empfindet man die
Laſt der Suͤnden, und man lernet ſelbige
eher haſſen, als wenn ſie mit andern Stra-
fen beleget wird. Durch dieſes Mittel
lernet man die Suͤnde verabſcheuen wegen
ihrer innern boͤſen Natur und Schaͤdlich-
keit, und erkennet, wie es eine vaͤterliche
Guͤte ſey, wenn ſich Gott der Suͤnde wi-
derſetzet. Gott hat alſo die Haͤrte des
Pharao erſt wider das harte Herz der
Jſraeliten gebrauchet, und ſelbiges erwei-
chet, ihren Schoͤpfer und Helfer zu ſuchen
und
*) Jeſ. C. 14. v. 5.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/226>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.