Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Da aber beydes vorhanden, so richtete er
die Härte und Grausamkeit des Pharao
und seiner Knechte dahin, wo ein Uebel
dem andern Einhalt that. Gott richtet in
der Welt, welche einmal im Argen lieget,
sehr oft die eine Sünde dahin, daß sie ei-
ner andern Sünde zur Strafe dienet. Es
ist aber deswegen sein Wolgefallen nicht,
daß die Sünde geschehe, sondern da sie wi-
der seinen wolgefälligen Willen geschiehet,
so ist nur sein Rathschluß, daß eine wider
die andere gerichtet, und eine durch die an-
dere bestrafet werde, und endlich bestrafet
er die letzte in einer solchen Reihe von Sün-
den durch andere Schicksale seiner gerech-
ten Rache *). Es hat dieses oft einen sehr
grossen Nutzen. Wird eine Sünde, eine
Ungerechtigkeit, eine Grausamkeit wider
die andere gerichtet, so empfindet man die
Last der Sünden, und man lernet selbige
eher hassen, als wenn sie mit andern Stra-
fen beleget wird. Durch dieses Mittel
lernet man die Sünde verabscheuen wegen
ihrer innern bösen Natur und Schädlich-
keit, und erkennet, wie es eine väterliche
Güte sey, wenn sich Gott der Sünde wi-
dersetzet. Gott hat also die Härte des
Pharao erst wider das harte Herz der
Jsraeliten gebrauchet, und selbiges erwei-
chet, ihren Schöpfer und Helfer zu suchen

und
*) Jes. C. 14. v. 5.

Da aber beydes vorhanden, ſo richtete er
die Haͤrte und Grauſamkeit des Pharao
und ſeiner Knechte dahin, wo ein Uebel
dem andern Einhalt that. Gott richtet in
der Welt, welche einmal im Argen lieget,
ſehr oft die eine Suͤnde dahin, daß ſie ei-
ner andern Suͤnde zur Strafe dienet. Es
iſt aber deswegen ſein Wolgefallen nicht,
daß die Suͤnde geſchehe, ſondern da ſie wi-
der ſeinen wolgefaͤlligen Willen geſchiehet,
ſo iſt nur ſein Rathſchluß, daß eine wider
die andere gerichtet, und eine durch die an-
dere beſtrafet werde, und endlich beſtrafet
er die letzte in einer ſolchen Reihe von Suͤn-
den durch andere Schickſale ſeiner gerech-
ten Rache *). Es hat dieſes oft einen ſehr
groſſen Nutzen. Wird eine Suͤnde, eine
Ungerechtigkeit, eine Grauſamkeit wider
die andere gerichtet, ſo empfindet man die
Laſt der Suͤnden, und man lernet ſelbige
eher haſſen, als wenn ſie mit andern Stra-
fen beleget wird. Durch dieſes Mittel
lernet man die Suͤnde verabſcheuen wegen
ihrer innern boͤſen Natur und Schaͤdlich-
keit, und erkennet, wie es eine vaͤterliche
Guͤte ſey, wenn ſich Gott der Suͤnde wi-
derſetzet. Gott hat alſo die Haͤrte des
Pharao erſt wider das harte Herz der
Jſraeliten gebrauchet, und ſelbiges erwei-
chet, ihren Schoͤpfer und Helfer zu ſuchen

und
*) Jeſ. C. 14. v. 5.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0226" n="206"/>
Da aber beydes vorhanden, &#x017F;o richtete er<lb/>
die Ha&#x0364;rte und Grau&#x017F;amkeit des Pharao<lb/>
und &#x017F;einer Knechte dahin, wo ein Uebel<lb/>
dem andern Einhalt that. Gott richtet in<lb/>
der Welt, welche einmal im Argen lieget,<lb/>
&#x017F;ehr oft die eine Su&#x0364;nde dahin, daß &#x017F;ie ei-<lb/>
ner andern Su&#x0364;nde zur Strafe dienet. Es<lb/>
i&#x017F;t aber deswegen &#x017F;ein Wolgefallen nicht,<lb/>
daß die Su&#x0364;nde ge&#x017F;chehe, &#x017F;ondern da &#x017F;ie wi-<lb/>
der &#x017F;einen wolgefa&#x0364;lligen Willen ge&#x017F;chiehet,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t nur &#x017F;ein Rath&#x017F;chluß, daß eine wider<lb/>
die andere gerichtet, und eine durch die an-<lb/>
dere be&#x017F;trafet werde, und endlich be&#x017F;trafet<lb/>
er die letzte in einer &#x017F;olchen Reihe von Su&#x0364;n-<lb/>
den durch andere Schick&#x017F;ale &#x017F;einer gerech-<lb/>
ten Rache <note place="foot" n="*)">Je&#x017F;. C. 14. v. 5.</note>. Es hat die&#x017F;es oft einen &#x017F;ehr<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Nutzen. Wird eine Su&#x0364;nde, eine<lb/>
Ungerechtigkeit, eine Grau&#x017F;amkeit wider<lb/>
die andere gerichtet, &#x017F;o empfindet man die<lb/>
La&#x017F;t der Su&#x0364;nden, und man lernet &#x017F;elbige<lb/>
eher ha&#x017F;&#x017F;en, als wenn &#x017F;ie mit andern Stra-<lb/>
fen beleget wird. Durch die&#x017F;es Mittel<lb/>
lernet man die Su&#x0364;nde verab&#x017F;cheuen wegen<lb/>
ihrer innern bo&#x0364;&#x017F;en Natur und Scha&#x0364;dlich-<lb/>
keit, und erkennet, wie es eine va&#x0364;terliche<lb/>
Gu&#x0364;te &#x017F;ey, wenn &#x017F;ich Gott der Su&#x0364;nde wi-<lb/>
der&#x017F;etzet. Gott hat al&#x017F;o die Ha&#x0364;rte des<lb/>
Pharao er&#x017F;t wider das harte Herz der<lb/>
J&#x017F;raeliten gebrauchet, und &#x017F;elbiges erwei-<lb/>
chet, ihren Scho&#x0364;pfer und Helfer zu &#x017F;uchen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0226] Da aber beydes vorhanden, ſo richtete er die Haͤrte und Grauſamkeit des Pharao und ſeiner Knechte dahin, wo ein Uebel dem andern Einhalt that. Gott richtet in der Welt, welche einmal im Argen lieget, ſehr oft die eine Suͤnde dahin, daß ſie ei- ner andern Suͤnde zur Strafe dienet. Es iſt aber deswegen ſein Wolgefallen nicht, daß die Suͤnde geſchehe, ſondern da ſie wi- der ſeinen wolgefaͤlligen Willen geſchiehet, ſo iſt nur ſein Rathſchluß, daß eine wider die andere gerichtet, und eine durch die an- dere beſtrafet werde, und endlich beſtrafet er die letzte in einer ſolchen Reihe von Suͤn- den durch andere Schickſale ſeiner gerech- ten Rache *). Es hat dieſes oft einen ſehr groſſen Nutzen. Wird eine Suͤnde, eine Ungerechtigkeit, eine Grauſamkeit wider die andere gerichtet, ſo empfindet man die Laſt der Suͤnden, und man lernet ſelbige eher haſſen, als wenn ſie mit andern Stra- fen beleget wird. Durch dieſes Mittel lernet man die Suͤnde verabſcheuen wegen ihrer innern boͤſen Natur und Schaͤdlich- keit, und erkennet, wie es eine vaͤterliche Guͤte ſey, wenn ſich Gott der Suͤnde wi- derſetzet. Gott hat alſo die Haͤrte des Pharao erſt wider das harte Herz der Jſraeliten gebrauchet, und ſelbiges erwei- chet, ihren Schoͤpfer und Helfer zu ſuchen und *) Jeſ. C. 14. v. 5.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/226
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/226>, abgerufen am 25.11.2024.