aber ist ein gelinder Verwalter, welchen der Herr vorzüglich liebet. Die Bauern aber fangen an, die Güte desselben sehr zu misbrauchen. Der Herr entschliesset sich daher, und giebet ihnen den strengen und groben Verwalter, und lässet sie dessen Härte empfinden. Hier will der Herr, daß widerspänstige Bauern die Grobheiten eines harten Verwalters fühlen sollen. Er hat aber keinen Wolgefallen, weder an den Vergehungen der Bauern noch an der Härte des Verwalters, und beydes blei- bet ein Verbrechen und strafbar. Die angezeigten Umstände nöthigen aber den gütigsten Herrn, etwas wider seine Nei- gung zu thun, und die Strenge des Ver- walters dahin zu richten, wo fie den we- nigsten Schaden thut, sondern noch eini- gen Vortheil schaffet. So hat Gott auch gewollt, daß, wenn die Jsraeliten von ihm abfielen, und allerhand Ungerechtigkeiten ausübeten, sie die Wuth eines andern grausamen Volkes empfinden sollten *): allein weder die Widerspänstigkeit der Ju- den noch die Grausamkeit der Heiden, war sein Wolgefallen. Eben so verhält es sich mit der göttlichen Regierung bey dem Pha- rao. Er hatte keinen Gefallen weder an der Härte der Jsraeliten noch des Pha- rao. Beydes war wider seinen wolgefäl- ligen Willen und beydes blieb strafbar.
Da
*) 5 B. Mos. C. 28. v. 49. u. f.
aber iſt ein gelinder Verwalter, welchen der Herr vorzuͤglich liebet. Die Bauern aber fangen an, die Guͤte deſſelben ſehr zu misbrauchen. Der Herr entſchlieſſet ſich daher, und giebet ihnen den ſtrengen und groben Verwalter, und laͤſſet ſie deſſen Haͤrte empfinden. Hier will der Herr, daß widerſpaͤnſtige Bauern die Grobheiten eines harten Verwalters fuͤhlen ſollen. Er hat aber keinen Wolgefallen, weder an den Vergehungen der Bauern noch an der Haͤrte des Verwalters, und beydes blei- bet ein Verbrechen und ſtrafbar. Die angezeigten Umſtaͤnde noͤthigen aber den guͤtigſten Herrn, etwas wider ſeine Nei- gung zu thun, und die Strenge des Ver- walters dahin zu richten, wo fie den we- nigſten Schaden thut, ſondern noch eini- gen Vortheil ſchaffet. So hat Gott auch gewollt, daß, wenn die Jſraeliten von ihm abfielen, und allerhand Ungerechtigkeiten ausuͤbeten, ſie die Wuth eines andern grauſamen Volkes empfinden ſollten *): allein weder die Widerſpaͤnſtigkeit der Ju- den noch die Grauſamkeit der Heiden, war ſein Wolgefallen. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit der goͤttlichen Regierung bey dem Pha- rao. Er hatte keinen Gefallen weder an der Haͤrte der Jſraeliten noch des Pha- rao. Beydes war wider ſeinen wolgefaͤl- ligen Willen und beydes blieb ſtrafbar.
Da
*) 5 B. Moſ. C. 28. v. 49. u. f.
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aber iſt ein gelinder Verwalter, welchen
der Herr vorzuͤglich liebet. Die Bauern
aber fangen an, die Guͤte deſſelben ſehr zu
misbrauchen. Der Herr entſchlieſſet ſich
daher, und giebet ihnen den ſtrengen und
groben Verwalter, und laͤſſet ſie deſſen
Haͤrte empfinden. Hier will der Herr,
daß widerſpaͤnſtige Bauern die Grobheiten
eines harten Verwalters fuͤhlen ſollen. Er
hat aber keinen Wolgefallen, weder an
den Vergehungen der Bauern noch an der
Haͤrte des Verwalters, und beydes blei-
bet ein Verbrechen und ſtrafbar. Die
angezeigten Umſtaͤnde noͤthigen aber den
guͤtigſten Herrn, etwas wider ſeine Nei-
gung zu thun, und die Strenge des Ver-
walters dahin zu richten, wo fie den we-
nigſten Schaden thut, ſondern noch eini-
gen Vortheil ſchaffet. So hat Gott auch
gewollt, daß, wenn die Jſraeliten von ihm
abfielen, und allerhand Ungerechtigkeiten
ausuͤbeten, ſie die Wuth eines andern
grauſamen Volkes empfinden ſollten *):
allein weder die Widerſpaͤnſtigkeit der Ju-
den noch die Grauſamkeit der Heiden, war
ſein Wolgefallen. Eben ſo verhaͤlt es ſich
mit der goͤttlichen Regierung bey dem Pha-
rao. Er hatte keinen Gefallen weder an
der Haͤrte der Jſraeliten noch des Pha-
rao. Beydes war wider ſeinen wolgefaͤl-
ligen Willen und beydes blieb ſtrafbar.
Da
*) 5 B. Moſ. C. 28. v. 49. u. f.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/225>, abgerufen am 25.11.2024.
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