grosse Widerspruch lehren kann, den sie nicht nur unter den Gelehrten, sondern in allen Geschäfften und Gesellschaften antref- fen? Können sie sich so tief erniedrigen Gott zu bitten, sie den rechten Weg zur Wahrheit zu leiten? Geben sie sich eben so viele Mühe die Gründe für die Religion zu überdenken, als sie sich Mühe geben sie lächerlich zu ma- chen? Lieget ihnen die Verherrlichung Got- tes eben so am Herzen, als die Ehre auf Unkosten der Religion witzig zu heissen? Gehen sie mit dem Christenthume eben so höflich um, als sie wollen, daß man mit ihren Schriften umgehen soll? Fällt ihnen auch wol je dieser Gedanke ein? Mein Gott, verhöne ich auch wol Wahrheiten, die dir heilig sind? Spotte ich eines Glau- bens der dich verherrlichet? Suche ich dei- ne Ehre und das Glück meiner Mitmen- schen? Verunehre ich auch wol den, in dessen Händen ein ewiges Heil stehet? Jhr eigenes Herz mag es ihnen sagen.
Die
Jac. Betr. 4. Band. M
groſſe Widerſpruch lehren kann, den ſie nicht nur unter den Gelehrten, ſondern in allen Geſchaͤfften und Geſellſchaften antref- fen? Koͤnnen ſie ſich ſo tief erniedrigen Gott zu bitten, ſie den rechten Weg zur Wahrheit zu leiten? Geben ſie ſich eben ſo viele Muͤhe die Gruͤnde fuͤr die Religion zu uͤberdenken, als ſie ſich Muͤhe geben ſie laͤcherlich zu ma- chen? Lieget ihnen die Verherrlichung Got- tes eben ſo am Herzen, als die Ehre auf Unkoſten der Religion witzig zu heiſſen? Gehen ſie mit dem Chriſtenthume eben ſo hoͤflich um, als ſie wollen, daß man mit ihren Schriften umgehen ſoll? Faͤllt ihnen auch wol je dieſer Gedanke ein? Mein Gott, verhoͤne ich auch wol Wahrheiten, die dir heilig ſind? Spotte ich eines Glau- bens der dich verherrlichet? Suche ich dei- ne Ehre und das Gluͤck meiner Mitmen- ſchen? Verunehre ich auch wol den, in deſſen Haͤnden ein ewiges Heil ſtehet? Jhr eigenes Herz mag es ihnen ſagen.
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Jac. Betr. 4. Band. M
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groſſe Widerſpruch lehren kann, den ſie
nicht nur unter den Gelehrten, ſondern in
allen Geſchaͤfften und Geſellſchaften antref-
fen? Koͤnnen ſie ſich ſo tief erniedrigen Gott
zu bitten, ſie den rechten Weg zur Wahrheit
zu leiten? Geben ſie ſich eben ſo viele Muͤhe
die Gruͤnde fuͤr die Religion zu uͤberdenken,
als ſie ſich Muͤhe geben ſie laͤcherlich zu ma-
chen? Lieget ihnen die Verherrlichung Got-
tes eben ſo am Herzen, als die Ehre auf
Unkoſten der Religion witzig zu heiſſen?
Gehen ſie mit dem Chriſtenthume eben ſo
hoͤflich um, als ſie wollen, daß man mit
ihren Schriften umgehen ſoll? Faͤllt ihnen
auch wol je dieſer Gedanke ein? Mein
Gott, verhoͤne ich auch wol Wahrheiten,
die dir heilig ſind? Spotte ich eines Glau-
bens der dich verherrlichet? Suche ich dei-
ne Ehre und das Gluͤck meiner Mitmen-
ſchen? Verunehre ich auch wol den, in
deſſen Haͤnden ein ewiges Heil ſtehet? Jhr
eigenes Herz mag es ihnen ſagen.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/197>, abgerufen am 27.11.2024.
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