Lande kamen solche Haufen von allen Ge- genden zusammen, daß es ihnen an Spei- se mangelte. Wenn derowegen unser Er- löser einige Tage an einem Orte sich auf- halten wollte, so befahl er, daß man seine Gegenwart nicht kund machen sollte. Man lese hierüber Marc. C. 7. v. 24. C. 1. v. 33. C. 2. v. 4. Joh. C. 1. v. 6-15. Nun neh- me man an, der Erlöser hätte sich nach sei- ner Auferstehung allem Volke gezeiget, würde dieser Zusammenlauf der Menschen nicht weit grösser worden seyn? Hätte er hier die geringste Gelegenheit gehabt sie zu unterweisen und etwas Gutes zu stiften? Hät- te er sich nicht ohne dergleichen ausgerichtet zu haben ihren Augen entziehen müssen, wenn auch gleich der Aufruhr und die Empörung nicht entstanden wäre, die wir oben so wahrscheinlich gemacht, da man ihn gewiß zum Könige von Jsrael würde ausgerufen haben. Gesetzt aber, daß solches nicht ge- schehen wäre, so würde doch der blosse Auf- lauf des grossen Haufens die Erscheinung des Heilandes unfruchtbar gemacht, und er würde sich ihren Augen haben entziehen müssen. Und was würde darauf erfolget seyn? Gewiß dieses. Der eine würde ge- saget haben: er war es, und der andere: er war es nicht. Wollte der Heiland sei- ne Auferstehung auf eine heilsame Art kund machen; so konnte dieses nur in der Gegen- wart eines kleinern Haufens geschehen, der
ihn
Lande kamen ſolche Haufen von allen Ge- genden zuſammen, daß es ihnen an Spei- ſe mangelte. Wenn derowegen unſer Er- loͤſer einige Tage an einem Orte ſich auf- halten wollte, ſo befahl er, daß man ſeine Gegenwart nicht kund machen ſollte. Man leſe hieruͤber Marc. C. 7. v. 24. C. 1. v. 33. C. 2. v. 4. Joh. C. 1. v. 6-15. Nun neh- me man an, der Erloͤſer haͤtte ſich nach ſei- ner Auferſtehung allem Volke gezeiget, wuͤrde dieſer Zuſammenlauf der Menſchen nicht weit groͤſſer worden ſeyn? Haͤtte er hier die geringſte Gelegenheit gehabt ſie zu unterweiſen und etwas Gutes zu ſtiften? Haͤt- te er ſich nicht ohne dergleichen ausgerichtet zu haben ihren Augen entziehen muͤſſen, wenn auch gleich der Aufruhr und die Empoͤrung nicht entſtanden waͤre, die wir oben ſo wahrſcheinlich gemacht, da man ihn gewiß zum Koͤnige von Jſrael wuͤrde ausgerufen haben. Geſetzt aber, daß ſolches nicht ge- ſchehen waͤre, ſo wuͤrde doch der bloſſe Auf- lauf des groſſen Haufens die Erſcheinung des Heilandes unfruchtbar gemacht, und er wuͤrde ſich ihren Augen haben entziehen muͤſſen. Und was wuͤrde darauf erfolget ſeyn? Gewiß dieſes. Der eine wuͤrde ge- ſaget haben: er war es, und der andere: er war es nicht. Wollte der Heiland ſei- ne Auferſtehung auf eine heilſame Art kund machen; ſo konnte dieſes nur in der Gegen- wart eines kleinern Haufens geſchehen, der
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Lande kamen ſolche Haufen von allen Ge-
genden zuſammen, daß es ihnen an Spei-
ſe mangelte. Wenn derowegen unſer Er-
loͤſer einige Tage an einem Orte ſich auf-
halten wollte, ſo befahl er, daß man ſeine
Gegenwart nicht kund machen ſollte. Man
leſe hieruͤber Marc. C. 7. v. 24. C. 1. v. 33.
C. 2. v. 4. Joh. C. 1. v. 6-15. Nun neh-
me man an, der Erloͤſer haͤtte ſich nach ſei-
ner Auferſtehung allem Volke gezeiget,
wuͤrde dieſer Zuſammenlauf der Menſchen
nicht weit groͤſſer worden ſeyn? Haͤtte er
hier die geringſte Gelegenheit gehabt ſie zu
unterweiſen und etwas Gutes zu ſtiften? Haͤt-
te er ſich nicht ohne dergleichen ausgerichtet
zu haben ihren Augen entziehen muͤſſen, wenn
auch gleich der Aufruhr und die Empoͤrung
nicht entſtanden waͤre, die wir oben ſo
wahrſcheinlich gemacht, da man ihn gewiß
zum Koͤnige von Jſrael wuͤrde ausgerufen
haben. Geſetzt aber, daß ſolches nicht ge-
ſchehen waͤre, ſo wuͤrde doch der bloſſe Auf-
lauf des groſſen Haufens die Erſcheinung
des Heilandes unfruchtbar gemacht, und
er wuͤrde ſich ihren Augen haben entziehen
muͤſſen. Und was wuͤrde darauf erfolget
ſeyn? Gewiß dieſes. Der eine wuͤrde ge-
ſaget haben: er war es, und der andere:
er war es nicht. Wollte der Heiland ſei-
ne Auferſtehung auf eine heilſame Art kund
machen; ſo konnte dieſes nur in der Gegen-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/178>, abgerufen am 25.11.2024.
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