Römer zu Jerusalem zum Glauben und zu einem öffentlichen Bekänntnisse desselben gebracht worden, würde demnach das an- geführte Jnteresse nicht verstattet haben, daß man ihnen zu Rom geglaubet hätte. Man vergesse bey Beurtheilung solcher Umstände niemals, daß eine jede Verän- derung der Religion eine merkliche Verän- derung in einem Staate hervorbringe, wo- bey allezeit Personen leiden, die daher eine solche Veränderung zu verhindern suchen. So viel die eine Religionsparthey zunimmt, so viel verlieret die andere. Denen Geist- lichen der ältern Parthey gehet von ihren Einkünften so viel ab, daß man sie nicht so fort durch andere Bedienungen und durch andere Zuflüsse schadlos halten kann. Selbige werden daher allezeit Himmel und Erde bewegen, daß keine Veränderung geschehe. Könnte man einen jeglichen, der bey einer Veränderung in der Religion lei- det, so fort schadlos halten, es würde der Wahrheit viel leichter werden, hier und da einzudringen.
§. 11.
Der Un- glaube wä- re befördert worden.
Jedoch, wir müssen auch zweytens beweisen, daß der Unglaube gewiß be- fördert, die Wahrheit und das Leben Je- su hingegen durch nichts weniger bestätigt wäre, als wenn Christus vom Kreuze steigen, oder allem Volke erscheinen wol-
len
Roͤmer zu Jeruſalem zum Glauben und zu einem oͤffentlichen Bekaͤnntniſſe deſſelben gebracht worden, wuͤrde demnach das an- gefuͤhrte Jntereſſe nicht verſtattet haben, daß man ihnen zu Rom geglaubet haͤtte. Man vergeſſe bey Beurtheilung ſolcher Umſtaͤnde niemals, daß eine jede Veraͤn- derung der Religion eine merkliche Veraͤn- derung in einem Staate hervorbringe, wo- bey allezeit Perſonen leiden, die daher eine ſolche Veraͤnderung zu verhindern ſuchen. So viel die eine Religionsparthey zunimmt, ſo viel verlieret die andere. Denen Geiſt- lichen der aͤltern Parthey gehet von ihren Einkuͤnften ſo viel ab, daß man ſie nicht ſo fort durch andere Bedienungen und durch andere Zufluͤſſe ſchadlos halten kann. Selbige werden daher allezeit Himmel und Erde bewegen, daß keine Veraͤnderung geſchehe. Koͤnnte man einen jeglichen, der bey einer Veraͤnderung in der Religion lei- det, ſo fort ſchadlos halten, es wuͤrde der Wahrheit viel leichter werden, hier und da einzudringen.
§. 11.
Der Un- glaube waͤ- re befoͤrdert worden.
Jedoch, wir muͤſſen auch zweytens beweiſen, daß der Unglaube gewiß be- foͤrdert, die Wahrheit und das Leben Je- ſu hingegen durch nichts weniger beſtaͤtigt waͤre, als wenn Chriſtus vom Kreuze ſteigen, oder allem Volke erſcheinen wol-
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Roͤmer zu Jeruſalem zum Glauben und
zu einem oͤffentlichen Bekaͤnntniſſe deſſelben
gebracht worden, wuͤrde demnach das an-
gefuͤhrte Jntereſſe nicht verſtattet haben,
daß man ihnen zu Rom geglaubet haͤtte.
Man vergeſſe bey Beurtheilung ſolcher
Umſtaͤnde niemals, daß eine jede Veraͤn-
derung der Religion eine merkliche Veraͤn-
derung in einem Staate hervorbringe, wo-
bey allezeit Perſonen leiden, die daher eine
ſolche Veraͤnderung zu verhindern ſuchen.
So viel die eine Religionsparthey zunimmt,
ſo viel verlieret die andere. Denen Geiſt-
lichen der aͤltern Parthey gehet von ihren
Einkuͤnften ſo viel ab, daß man ſie nicht ſo
fort durch andere Bedienungen und durch
andere Zufluͤſſe ſchadlos halten kann.
Selbige werden daher allezeit Himmel und
Erde bewegen, daß keine Veraͤnderung
geſchehe. Koͤnnte man einen jeglichen, der
bey einer Veraͤnderung in der Religion lei-
det, ſo fort ſchadlos halten, es wuͤrde der
Wahrheit viel leichter werden, hier und
da einzudringen.
§. 11.
Jedoch, wir muͤſſen auch zweytens
beweiſen, daß der Unglaube gewiß be-
foͤrdert, die Wahrheit und das Leben Je-
ſu hingegen durch nichts weniger beſtaͤtigt
waͤre, als wenn Chriſtus vom Kreuze
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/168>, abgerufen am 28.11.2024.
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