durch die größte Veränderung gelitten. Kann man glauben, daß sie auf die Aus- sage eines Pilatus und einiger andern, die vorgegeben, daß ihnen ein gekreuzigter Christus erschienen und gelehret, man sollte den Götzen nicht mehr opfern, den ganzen Staat sofort geändert und bekannt haben würden, daß sie bisher Thoren gewesen? Kann man glauben, daß die vornehmsten ihrer Priester, die aus den angesehensten Geschlechtern waren, auf einmal ihre ein- träglichen Würden niedergelegt, und nun- mehr mühselige Lehrer des Volkes abgege- ben haben würden? Sehen wir es nicht noch heutiges Tages, daß die deutlichsten Wahrheiten und stärksten Gründe nichts ausrichten, wenn sie mit dem Staatsin- teresse und den Vortheilen der Hohen und Reichen streiten? Es ist nicht einmal wahr- scheinlich, daß ein Pilatus und andere an- gesehene Römer zu Jerusalem es gewaget, und eine solche Erscheinung als eine wahre Erscheinung des Heilandes, und als eine Bekräftigung seiner Lehre angegeben ha- ben würden, aus Furcht, als Stöhrer der Ruhe des Staates angesehen zu werden.
Das Jnteresse würde ihnen eingeflös- set haben, was eine andere Furcht den Jüngern des Herrn anfänglich in die Ge- danken brachte, daß sie nämlich nicht Je- sum, sondern ein Gespenst gesehen. Oder wären Pilatus und andere vornehme
Römer
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durch die groͤßte Veraͤnderung gelitten. Kann man glauben, daß ſie auf die Auſ- ſage eines Pilatus und einiger andern, die vorgegeben, daß ihnen ein gekreuzigter Chriſtus erſchienen und gelehret, man ſollte den Goͤtzen nicht mehr opfern, den ganzen Staat ſofort geaͤndert und bekannt haben wuͤrden, daß ſie bisher Thoren geweſen? Kann man glauben, daß die vornehmſten ihrer Prieſter, die aus den angeſehenſten Geſchlechtern waren, auf einmal ihre ein- traͤglichen Wuͤrden niedergelegt, und nun- mehr muͤhſelige Lehrer des Volkes abgege- ben haben wuͤrden? Sehen wir es nicht noch heutiges Tages, daß die deutlichſten Wahrheiten und ſtaͤrkſten Gruͤnde nichts ausrichten, wenn ſie mit dem Staatsin- tereſſe und den Vortheilen der Hohen und Reichen ſtreiten? Es iſt nicht einmal wahr- ſcheinlich, daß ein Pilatus und andere an- geſehene Roͤmer zu Jeruſalem es gewaget, und eine ſolche Erſcheinung als eine wahre Erſcheinung des Heilandes, und als eine Bekraͤftigung ſeiner Lehre angegeben ha- ben wuͤrden, aus Furcht, als Stoͤhrer der Ruhe des Staates angeſehen zu werden.
Das Jntereſſe wuͤrde ihnen eingefloͤſ- ſet haben, was eine andere Furcht den Juͤngern des Herrn anfaͤnglich in die Ge- danken brachte, daß ſie naͤmlich nicht Je- ſum, ſondern ein Geſpenſt geſehen. Oder waͤren Pilatus und andere vornehme
Roͤmer
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durch die groͤßte Veraͤnderung gelitten.
Kann man glauben, daß ſie auf die Auſ-
ſage eines Pilatus und einiger andern, die
vorgegeben, daß ihnen ein gekreuzigter
Chriſtus erſchienen und gelehret, man ſollte
den Goͤtzen nicht mehr opfern, den ganzen
Staat ſofort geaͤndert und bekannt haben
wuͤrden, daß ſie bisher Thoren geweſen?
Kann man glauben, daß die vornehmſten
ihrer Prieſter, die aus den angeſehenſten
Geſchlechtern waren, auf einmal ihre ein-
traͤglichen Wuͤrden niedergelegt, und nun-
mehr muͤhſelige Lehrer des Volkes abgege-
ben haben wuͤrden? Sehen wir es nicht
noch heutiges Tages, daß die deutlichſten
Wahrheiten und ſtaͤrkſten Gruͤnde nichts
ausrichten, wenn ſie mit dem Staatsin-
tereſſe und den Vortheilen der Hohen und
Reichen ſtreiten? Es iſt nicht einmal wahr-
ſcheinlich, daß ein Pilatus und andere an-
geſehene Roͤmer zu Jeruſalem es gewaget,
und eine ſolche Erſcheinung als eine wahre
Erſcheinung des Heilandes, und als eine
Bekraͤftigung ſeiner Lehre angegeben ha-
ben wuͤrden, aus Furcht, als Stoͤhrer der
Ruhe des Staates angeſehen zu werden.
Das Jntereſſe wuͤrde ihnen eingefloͤſ-
ſet haben, was eine andere Furcht den
Juͤngern des Herrn anfaͤnglich in die Ge-
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ſum, ſondern ein Geſpenſt geſehen.
Oder waͤren Pilatus und andere vornehme
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/167>, abgerufen am 28.11.2024.
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