zweytes Wunder hinzuzusetzen, welches in ihren Seelen unmittelbar Bekehrung und Glauben bewirkt hätte.
§. 8.
Diese und keine andere BewandnißWarum Christus nach der Auferste- hung nicht allem Volk erschienen. hat es auch mit den Erscheinungen Christi, nach seiner Auferstehung. Unsre Leser mö- gen selbst urtheilen, wie viel die Ausbrei- tung der Religion und die Fortpflanzung der Lehren Jesu dadurch gewinnen können, wenn selbige allgemein gewesen.
Gesetzt, daß alles Volk ohne Unter- schied, Freunde und Feinde, Juden und Heiden, den Heiland wieder lebendig ge- sehen. Gesetzt, daß solches alle mögliche Wirkungen gehabt hätte, die es haben konnte. Wie weit hätten sich selbige er- streckt? Christus, der vor unsern Augen gestorben und begraben worden, der ist wieder mitten unter uns, der lebt wieder. Eine gemeinere Bestätigung dieser Wahr- heit ist das Höchste, was man davon hof- fen durfte. Hingegen kannten sie deswe- gen noch nicht die eigentliche Beschaffen- heit des Reichs Christi. Sein Hingang zum Vater, seine Herrlichkeit zur Rech- ten Gottes, die Schicksale der Prediger des Glaubens und seiner Jünger überhaupt, die Natur und Vorzüge der Gemeinde Je- su u. d. m. blieben insgesammt Geheimnisse, welche selbst seinen Freunden damals noch
eben
zweytes Wunder hinzuzuſetzen, welches in ihren Seelen unmittelbar Bekehrung und Glauben bewirkt haͤtte.
§. 8.
Dieſe und keine andere BewandnißWarum Chriſtus nach der Auferſte- hung nicht allem Volk erſchienen. hat es auch mit den Erſcheinungen Chriſti, nach ſeiner Auferſtehung. Unſre Leſer moͤ- gen ſelbſt urtheilen, wie viel die Ausbrei- tung der Religion und die Fortpflanzung der Lehren Jeſu dadurch gewinnen koͤnnen, wenn ſelbige allgemein geweſen.
Geſetzt, daß alles Volk ohne Unter- ſchied, Freunde und Feinde, Juden und Heiden, den Heiland wieder lebendig ge- ſehen. Geſetzt, daß ſolches alle moͤgliche Wirkungen gehabt haͤtte, die es haben konnte. Wie weit haͤtten ſich ſelbige er- ſtreckt? Chriſtus, der vor unſern Augen geſtorben und begraben worden, der iſt wieder mitten unter uns, der lebt wieder. Eine gemeinere Beſtaͤtigung dieſer Wahr- heit iſt das Hoͤchſte, was man davon hof- fen durfte. Hingegen kannten ſie deswe- gen noch nicht die eigentliche Beſchaffen- heit des Reichs Chriſti. Sein Hingang zum Vater, ſeine Herrlichkeit zur Rech- ten Gottes, die Schickſale der Prediger des Glaubens und ſeiner Juͤnger uͤberhaupt, die Natur und Vorzuͤge der Gemeinde Je- ſu u. d. m. blieben insgeſammt Geheimniſſe, welche ſelbſt ſeinen Freunden damals noch
eben
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zweytes Wunder hinzuzuſetzen, welches in
ihren Seelen unmittelbar Bekehrung und
Glauben bewirkt haͤtte.
§. 8.
Dieſe und keine andere Bewandniß
hat es auch mit den Erſcheinungen Chriſti,
nach ſeiner Auferſtehung. Unſre Leſer moͤ-
gen ſelbſt urtheilen, wie viel die Ausbrei-
tung der Religion und die Fortpflanzung
der Lehren Jeſu dadurch gewinnen koͤnnen,
wenn ſelbige allgemein geweſen.
Warum
Chriſtus
nach der
Auferſte-
hung nicht
allem Volk
erſchienen.
Geſetzt, daß alles Volk ohne Unter-
ſchied, Freunde und Feinde, Juden und
Heiden, den Heiland wieder lebendig ge-
ſehen. Geſetzt, daß ſolches alle moͤgliche
Wirkungen gehabt haͤtte, die es haben
konnte. Wie weit haͤtten ſich ſelbige er-
ſtreckt? Chriſtus, der vor unſern Augen
geſtorben und begraben worden, der iſt
wieder mitten unter uns, der lebt wieder.
Eine gemeinere Beſtaͤtigung dieſer Wahr-
heit iſt das Hoͤchſte, was man davon hof-
fen durfte. Hingegen kannten ſie deswe-
gen noch nicht die eigentliche Beſchaffen-
heit des Reichs Chriſti. Sein Hingang
zum Vater, ſeine Herrlichkeit zur Rech-
ten Gottes, die Schickſale der Prediger
des Glaubens und ſeiner Juͤnger uͤberhaupt,
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/161>, abgerufen am 27.11.2024.
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