Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.geschieden ist, durch den König zu Assy- rien. (*) v. 16. Und obgleich, ehe ein Knabe v. 17. So wird doch der HErr über (*) Diese beyden Verse können ohne den Wör- tern und ihrer Verbindung eine ungewöhn- liche Bedeutung beyzulegen, und laut der gemeinsten Grammaticken und Wörter- Bücher folgender Gestalt übersetzet werden, und wir halten selbige Ubersetzung für die wahrscheinlichste. (*) Bey diesem Verse haben wir wegen unse- rer Ubersetzung keine Rechenschafft zu geben, weil selbige, wie schon erinnert, alle Bücher geben, so die Hebräische Sprache lehren. Sollte ja einigen bedencklich vorkommen, daß wir nicht übersetzt: ehe dieser Knabe, sondern: ehe ein Knabe; so machen wir folgende zwey Anmerckungen, Erstlich be- zeichnet das [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] vor einem Worte nicht alle- zeit (**) Aus diesem Verse erhellet gantz deutlich, daß der HErr dem Ahas hier kein Zeichen der Gnade und Errettung, sondern ein Zeichen des Zorns geben und zugleich andeuten wolle, was dieses für Folgen haben werde, daß er die Assyrer in das Land locke. Man erinnere sich hiebey, was wir oben §. 2. 3. erwiesen. Darinne liegen denn auch die Ur- sachen, die uns genöthiget von den gewöhn- lichen Ubersetzungen abzugehen und diese zu erwehlen. F 4
geſchieden iſt, durch den Koͤnig zu Aſſy- rien. (*) v. 16. Und obgleich, ehe ein Knabe v. 17. So wird doch der HErr uͤber (*) Dieſe beyden Verſe koͤnnen ohne den Woͤr- tern und ihrer Verbindung eine ungewoͤhn- liche Bedeutung beyzulegen, und laut der gemeinſten Grammaticken und Woͤrter- Buͤcher folgender Geſtalt uͤberſetzet werden, und wir halten ſelbige Uberſetzung fuͤr die wahrſcheinlichſte. (*) Bey dieſem Verſe haben wir wegen unſe- rer Uberſetzung keine Rechenſchafft zu geben, weil ſelbige, wie ſchon erinnert, alle Buͤcher geben, ſo die Hebraͤiſche Sprache lehren. Sollte ja einigen bedencklich vorkommen, daß wir nicht uͤberſetzt: ehe dieſer Knabe, ſondern: ehe ein Knabe; ſo machen wir folgende zwey Anmerckungen, Erſtlich be- zeichnet das [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] vor einem Worte nicht alle- zeit (**) Aus dieſem Verſe erhellet gantz deutlich, daß der HErr dem Ahas hier kein Zeichen der Gnade und Errettung, ſondern ein Zeichen des Zorns geben und zugleich andeuten wolle, was dieſes fuͤr Folgen haben werde, daß er die Aſſyrer in das Land locke. Man erinnere ſich hiebey, was wir oben §. 2. 3. erwieſen. Darinne liegen denn auch die Ur- ſachen, die uns genoͤthiget von den gewoͤhn- lichen Uberſetzungen abzugehen und dieſe zu erwehlen. F 4
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geſchieden iſt, durch den Koͤnig zu Aſſy-
rien. (*)
v. 16. Und obgleich, ehe ein Knabe
lernet Boͤſes verwerfen und Gutes er-
wehlen, das Land, das dir ſo vielen
Verdruß und Kummer verurſachet,
von ſeinen zween Koͤnigen wird ver-
laſſen ſeyn: (*)
v. 17. So wird doch der HErr uͤber
dich, uͤber dein Volck und uͤber deines
Vaters Hauß durch den Koͤnig von
Aſſyrien ſolche Tage kommen laſſen,
die nicht kommen ſind, ſint der Zeit
Ephraim von Juda geſchieden iſt. (**)
(*) Dieſe beyden Verſe koͤnnen ohne den Woͤr-
tern und ihrer Verbindung eine ungewoͤhn-
liche Bedeutung beyzulegen, und laut der
gemeinſten Grammaticken und Woͤrter-
Buͤcher folgender Geſtalt uͤberſetzet werden,
und wir halten ſelbige Uberſetzung fuͤr die
wahrſcheinlichſte.
(*) Bey dieſem Verſe haben wir wegen unſe-
rer Uberſetzung keine Rechenſchafft zu geben,
weil ſelbige, wie ſchon erinnert, alle Buͤcher
geben, ſo die Hebraͤiſche Sprache lehren.
Sollte ja einigen bedencklich vorkommen,
daß wir nicht uͤberſetzt: ehe dieſer Knabe,
ſondern: ehe ein Knabe; ſo machen wir
folgende zwey Anmerckungen, Erſtlich be-
zeichnet das _ vor einem Worte nicht alle-
zeit
(**) Aus dieſem Verſe erhellet gantz deutlich,
daß der HErr dem Ahas hier kein Zeichen der
Gnade und Errettung, ſondern ein Zeichen
des Zorns geben und zugleich andeuten
wolle, was dieſes fuͤr Folgen haben werde,
daß er die Aſſyrer in das Land locke. Man
erinnere ſich hiebey, was wir oben §. 2. 3.
erwieſen. Darinne liegen denn auch die Ur-
ſachen, die uns genoͤthiget von den gewoͤhn-
lichen Uberſetzungen abzugehen und dieſe zu
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Zitationshilfe: | Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/105>, abgerufen am 16.02.2025. |