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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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v. 16. Denn ehe der Knabe lernet Bö-
ses verwerfen und Gutes erwehlen, wird
das Land, davor dir grauet, verlassen seyn
von seinen zween Königen.

v. 17. Aber der HErr wird über dich,
über dein Volck und über deines Vaters
Hauß Tage kommen lassen, die nicht kom-
men sind, sint der Zeit Ephraim von Juda

geschie-
geschehen, daß, wo jetzt tausend Weinstöcke
stehen, tausend Silberlinge wehrt, da werden
Dornen und Hecken seyn. Man lese auch
v. 24. 25. Hier wird Butter oder Milch
und Honig dem Weine gantz offenbar entge-
gen gesetzt und angezeiget, daß man aus
Mangel keinen Wein trincken, sondern sich
mit Milchwerck und Honig werde behelfen
müssen. Es wird sonst Milch und Honig
in der Schrift als ein Zeichen des Uberflus-
ses angegeben. Hier aber ist es ohne allen
Zweifel eine Anzeige von einem armseligen
Zustande, welcher aus einer langwierigen
Verheerung eines Landes erfolget. Es wird
dieses niemanden befremden, da auch bey
uns das Wort Brod beydes einen Uberfluß
und auch einen armseligen Zustand bedeutet.
Wenn ich sage: in jenem Lande findet
man sein Brod,
so ist dieses eine Anzeige,
es sey daselbst gut wohnen. Sage ich aber
nach einem Kriege von demselben: Die Ein-
wohner haben jetzo eben ihr Brod,
so zei-
get man damit an, es sehe daselbst anjetzt
gegen sonst schlecht aus.


v. 16. Denn ehe der Knabe lernet Boͤ-
ſes verwerfen und Gutes erwehlen, wird
das Land, davor dir grauet, verlaſſen ſeyn
von ſeinen zween Koͤnigen.

v. 17. Aber der HErr wird uͤber dich,
uͤber dein Volck und uͤber deines Vaters
Hauß Tage kommen laſſen, die nicht kom-
men ſind, ſint der Zeit Ephraim von Juda

geſchie-
geſchehen, daß, wo jetzt tauſend Weinſtoͤcke
ſtehen, tauſend Silberlinge wehrt, da werden
Dornen und Hecken ſeyn. Man leſe auch
v. 24. 25. Hier wird Butter oder Milch
und Honig dem Weine gantz offenbar entge-
gen geſetzt und angezeiget, daß man aus
Mangel keinen Wein trincken, ſondern ſich
mit Milchwerck und Honig werde behelfen
muͤſſen. Es wird ſonſt Milch und Honig
in der Schrift als ein Zeichen des Uberfluſ-
ſes angegeben. Hier aber iſt es ohne allen
Zweifel eine Anzeige von einem armſeligen
Zuſtande, welcher aus einer langwierigen
Verheerung eines Landes erfolget. Es wird
dieſes niemanden befremden, da auch bey
uns das Wort Brod beydes einen Uberfluß
und auch einen armſeligen Zuſtand bedeutet.
Wenn ich ſage: in jenem Lande findet
man ſein Brod,
ſo iſt dieſes eine Anzeige,
es ſey daſelbſt gut wohnen. Sage ich aber
nach einem Kriege von demſelben: Die Ein-
wohner haben jetzo eben ihr Brod,
ſo zei-
get man damit an, es ſehe daſelbſt anjetzt
gegen ſonſt ſchlecht aus.
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[86/0104] (*) v. 16. Denn ehe der Knabe lernet Boͤ- ſes verwerfen und Gutes erwehlen, wird das Land, davor dir grauet, verlaſſen ſeyn von ſeinen zween Koͤnigen. v. 17. Aber der HErr wird uͤber dich, uͤber dein Volck und uͤber deines Vaters Hauß Tage kommen laſſen, die nicht kom- men ſind, ſint der Zeit Ephraim von Juda geſchie- (*) geſchehen, daß, wo jetzt tauſend Weinſtoͤcke ſtehen, tauſend Silberlinge wehrt, da werden Dornen und Hecken ſeyn. Man leſe auch v. 24. 25. Hier wird Butter oder Milch und Honig dem Weine gantz offenbar entge- gen geſetzt und angezeiget, daß man aus Mangel keinen Wein trincken, ſondern ſich mit Milchwerck und Honig werde behelfen muͤſſen. Es wird ſonſt Milch und Honig in der Schrift als ein Zeichen des Uberfluſ- ſes angegeben. Hier aber iſt es ohne allen Zweifel eine Anzeige von einem armſeligen Zuſtande, welcher aus einer langwierigen Verheerung eines Landes erfolget. Es wird dieſes niemanden befremden, da auch bey uns das Wort Brod beydes einen Uberfluß und auch einen armſeligen Zuſtand bedeutet. Wenn ich ſage: in jenem Lande findet man ſein Brod, ſo iſt dieſes eine Anzeige, es ſey daſelbſt gut wohnen. Sage ich aber nach einem Kriege von demſelben: Die Ein- wohner haben jetzo eben ihr Brod, ſo zei- get man damit an, es ſehe daſelbſt anjetzt gegen ſonſt ſchlecht aus.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/104>, abgerufen am 30.04.2024.