Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.der Glaube noch keine rechtschaffene Bus- se gewürcket und dieselbe vollkommen ge- macht, auch die Stärcke noch nicht er- langet, daß er anfänget den Menschen zur Liebe zu reitzen, ist er todt, eitel und nichtig und gilt nichts vor GOtt. (§. 7. Matth. Cap. 18. v. 3. Joh. Cap. 3. v. 3.) So bald aber der Glaube zu die- ser schiedener Einschränckung genommen werde. Wird nemlich Busse und Glau- be neben einander gesetzet, so wird un- ter der Busse nur die Erkänntniß und Bereuung der Sünden, unter dem Glau- ben aber der zuversichtliche Beyfall, den man den gnädigen Zeugnissen GOttes besonders dem Zeugniß von seinem Soh- ne giebet, in abstracto oder dergestalt, daß man ihn von seinen Würckungen unterscheidet, verstanden. Wenn aber der Busse allein, wie Matth. Cap. 3. v. 2. 6. Cap. 4. v. 17. Jerem. Cap. 31. v. 19. oder des Glaubens allein, wie Apost. Gesch. Cap. 16. v. 31. Luc. 17. v. 11. 12. gedacht und selbige als die Bedingung der Vergebung der Sünden und der Rechtfertigung angegeben wer- den; so begreifft die Busse den Glauben und der Glaube die Busse in sich. Wol- te man hieran zweiffeln, würde man mehr als einerlei Heils-Ordnung an- nehmen und die heiligste Lehrer eines Wiederspruchs beschuldigen müssen. J i 3
der Glaube noch keine rechtſchaffene Buſ- ſe gewuͤrcket und dieſelbe vollkommen ge- macht, auch die Staͤrcke noch nicht er- langet, daß er anfaͤnget den Menſchen zur Liebe zu reitzen, iſt er todt, eitel und nichtig und gilt nichts vor GOtt. (§. 7. Matth. Cap. 18. v. 3. Joh. Cap. 3. v. 3.) So bald aber der Glaube zu die- ſer ſchiedener Einſchraͤnckung genommen werde. Wird nemlich Buſſe und Glau- be neben einander geſetzet, ſo wird un- ter der Buſſe nur die Erkaͤnntniß und Bereuung der Suͤnden, unter dem Glau- ben aber der zuverſichtliche Beyfall, den man den gnaͤdigen Zeugniſſen GOttes beſonders dem Zeugniß von ſeinem Soh- ne giebet, in abſtracto oder dergeſtalt, daß man ihn von ſeinen Wuͤrckungen unterſcheidet, verſtanden. Wenn aber der Buſſe allein, wie Matth. Cap. 3. v. 2. 6. Cap. 4. v. 17. Jerem. Cap. 31. v. 19. oder des Glaubens allein, wie Apoſt. Geſch. Cap. 16. v. 31. Luc. 17. v. 11. 12. gedacht und ſelbige als die Bedingung der Vergebung der Suͤnden und der Rechtfertigung angegeben wer- den; ſo begreifft die Buſſe den Glauben und der Glaube die Buſſe in ſich. Wol- te man hieran zweiffeln, wuͤrde man mehr als einerlei Heils-Ordnung an- nehmen und die heiligſte Lehrer eines Wiederſpruchs beſchuldigen muͤſſen. J i 3
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der Glaube noch keine rechtſchaffene Buſ-
ſe gewuͤrcket und dieſelbe vollkommen ge-
macht, auch die Staͤrcke noch nicht er-
langet, daß er anfaͤnget den Menſchen
zur Liebe zu reitzen, iſt er todt, eitel und
nichtig und gilt nichts vor GOtt. (§. 7.
Matth. Cap. 18. v. 3. Joh. Cap. 3. v.
3.) So bald aber der Glaube zu die-
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(*) ſchiedener Einſchraͤnckung genommen
werde. Wird nemlich Buſſe und Glau-
be neben einander geſetzet, ſo wird un-
ter der Buſſe nur die Erkaͤnntniß und
Bereuung der Suͤnden, unter dem Glau-
ben aber der zuverſichtliche Beyfall, den
man den gnaͤdigen Zeugniſſen GOttes
beſonders dem Zeugniß von ſeinem Soh-
ne giebet, in abſtracto oder dergeſtalt,
daß man ihn von ſeinen Wuͤrckungen
unterſcheidet, verſtanden. Wenn aber
der Buſſe allein, wie Matth. Cap. 3. v.
2. 6. Cap. 4. v. 17. Jerem. Cap. 31.
v. 19. oder des Glaubens allein, wie
Apoſt. Geſch. Cap. 16. v. 31. Luc. 17.
v. 11. 12. gedacht und ſelbige als die
Bedingung der Vergebung der Suͤnden
und der Rechtfertigung angegeben wer-
den; ſo begreifft die Buſſe den Glauben
und der Glaube die Buſſe in ſich. Wol-
te man hieran zweiffeln, wuͤrde man
mehr als einerlei Heils-Ordnung an-
nehmen und die heiligſte Lehrer eines
Wiederſpruchs beſchuldigen muͤſſen.
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