Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite




§. 9.
Wenn die
Rechtfer-
tigung ge-
schiehet?

Es sind diese Würckungen des Glau-
bens dergestalt mit einander verknüpfft
wie Feuer und Wärme, keines kan ohne
das andere seyn. (*) So lange daher



der
fen wir damit folgenden Gedancken:
Der Glaube, welcher vor GOtt gilt,
würcket auch diejenige Busse, welche
rechtschaffen und vor GOtt gültig ist.
Eine Busse, welche diesen Glauben nicht
zum Grunde hat, ist unvollkommen und
ungültig vor GOtt. Eine blosse Reue
und Betrübniß über die Sünde, welche
ein unvollkommener Glaube an die Zeug-
nisse des HErrn, als etwa der blosse
Glaube an die Drohungen GOttes er-
regt, ist noch keine rechtschaffene Busse,
sondern sie erlanget erst ihre Vollkom-
menheit durch denjenigen Glauben, wel-
cher auch die übrigen Zeugnisse des Höch-
sten besonders die von der unendlichen
Gnade GOttes durch Christum annimmt,
und ein zuversichtliches Vertrauen zu
derselben nebst dem festen Vorsatz sich zu
bessern würcket.
(*) Der geneigte Leser beliebe hierbey nach-
zulesen, was der Herr Abt MOSHEIM
in seiner Sitten-Lehre im zweyten
Theile §. I. Blat 14. 15. erinnert. Er
beweiset daselbst, daß so wol das Wort
Busse, als das Wort Glaube in ver-
schie-




§. 9.
Wenn die
Rechtfer-
tigung ge-
ſchiehet?

Es ſind dieſe Wuͤrckungen des Glau-
bens dergeſtalt mit einander verknuͤpfft
wie Feuer und Waͤrme, keines kan ohne
das andere ſeyn. (*) So lange daher



der
fen wir damit folgenden Gedancken:
Der Glaube, welcher vor GOtt gilt,
wuͤrcket auch diejenige Buſſe, welche
rechtſchaffen und vor GOtt guͤltig iſt.
Eine Buſſe, welche dieſen Glauben nicht
zum Grunde hat, iſt unvollkommen und
unguͤltig vor GOtt. Eine bloſſe Reue
und Betruͤbniß uͤber die Suͤnde, welche
ein unvollkommener Glaube an die Zeug-
niſſe des HErrn, als etwa der bloſſe
Glaube an die Drohungen GOttes er-
regt, iſt noch keine rechtſchaffene Buſſe,
ſondern ſie erlanget erſt ihre Vollkom-
menheit durch denjenigen Glauben, wel-
cher auch die uͤbrigen Zeugniſſe des Hoͤch-
ſten beſonders die von der unendlichen
Gnade GOttes durch Chriſtum annimmt,
und ein zuverſichtliches Vertrauen zu
derſelben nebſt dem feſten Vorſatz ſich zu
beſſern wuͤrcket.
(*) Der geneigte Leſer beliebe hierbey nach-
zuleſen, was der Herr Abt MOSHEIM
in ſeiner Sitten-Lehre im zweyten
Theile §. I. Blat 14. 15. erinnert. Er
beweiſet daſelbſt, daß ſo wol das Wort
Buſſe, als das Wort Glaube in ver-
ſchie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0532" n="500[496]"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 9.</head><lb/>
            <note place="left">Wenn die<lb/>
Rechtfer-<lb/>
tigung ge-<lb/>
&#x017F;chiehet?</note>
            <p>Es &#x017F;ind die&#x017F;e Wu&#x0364;rckungen des Glau-<lb/>
bens derge&#x017F;talt mit einander verknu&#x0364;pfft<lb/>
wie Feuer und Wa&#x0364;rme, keines kan ohne<lb/>
das andere &#x017F;eyn. <note xml:id="a65" next="#a66" place="foot" n="(*)">Der geneigte Le&#x017F;er beliebe hierbey nach-<lb/>
zule&#x017F;en, was der Herr Abt <hi rendition="#aq">MOSHEIM</hi><lb/>
in &#x017F;einer <hi rendition="#fr">Sitten-Lehre</hi> im zweyten<lb/>
Theile §. <hi rendition="#aq">I.</hi> Blat 14. 15. erinnert. Er<lb/>
bewei&#x017F;et da&#x017F;elb&#x017F;t, daß &#x017F;o wol das Wort<lb/>
Bu&#x017F;&#x017F;e, als das Wort Glaube in ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chie-</fw></note> So lange daher<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><note xml:id="a64" prev="#a63" place="foot" n="(*)">fen wir damit folgenden Gedancken:<lb/>
Der Glaube, welcher vor GOtt gilt,<lb/>
wu&#x0364;rcket auch diejenige Bu&#x017F;&#x017F;e, welche<lb/>
recht&#x017F;chaffen und vor GOtt gu&#x0364;ltig i&#x017F;t.<lb/>
Eine Bu&#x017F;&#x017F;e, welche die&#x017F;en Glauben nicht<lb/>
zum Grunde hat, i&#x017F;t unvollkommen und<lb/>
ungu&#x0364;ltig vor GOtt. Eine blo&#x017F;&#x017F;e Reue<lb/>
und Betru&#x0364;bniß u&#x0364;ber die Su&#x0364;nde, welche<lb/>
ein unvollkommener Glaube an die Zeug-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e des HErrn, als etwa der blo&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Glaube an die Drohungen GOttes er-<lb/>
regt, i&#x017F;t noch keine recht&#x017F;chaffene Bu&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;ie erlanget er&#x017F;t ihre Vollkom-<lb/>
menheit durch denjenigen Glauben, wel-<lb/>
cher auch die u&#x0364;brigen Zeugni&#x017F;&#x017F;e des Ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ten be&#x017F;onders die von der unendlichen<lb/>
Gnade GOttes durch Chri&#x017F;tum annimmt,<lb/>
und ein zuver&#x017F;ichtliches Vertrauen zu<lb/>
der&#x017F;elben neb&#x017F;t dem fe&#x017F;ten Vor&#x017F;atz &#x017F;ich zu<lb/>
be&#x017F;&#x017F;ern wu&#x0364;rcket.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[500[496]/0532] §. 9. Es ſind dieſe Wuͤrckungen des Glau- bens dergeſtalt mit einander verknuͤpfft wie Feuer und Waͤrme, keines kan ohne das andere ſeyn. (*) So lange daher der (*) (*) Der geneigte Leſer beliebe hierbey nach- zuleſen, was der Herr Abt MOSHEIM in ſeiner Sitten-Lehre im zweyten Theile §. I. Blat 14. 15. erinnert. Er beweiſet daſelbſt, daß ſo wol das Wort Buſſe, als das Wort Glaube in ver- ſchie- (*) fen wir damit folgenden Gedancken: Der Glaube, welcher vor GOtt gilt, wuͤrcket auch diejenige Buſſe, welche rechtſchaffen und vor GOtt guͤltig iſt. Eine Buſſe, welche dieſen Glauben nicht zum Grunde hat, iſt unvollkommen und unguͤltig vor GOtt. Eine bloſſe Reue und Betruͤbniß uͤber die Suͤnde, welche ein unvollkommener Glaube an die Zeug- niſſe des HErrn, als etwa der bloſſe Glaube an die Drohungen GOttes er- regt, iſt noch keine rechtſchaffene Buſſe, ſondern ſie erlanget erſt ihre Vollkom- menheit durch denjenigen Glauben, wel- cher auch die uͤbrigen Zeugniſſe des Hoͤch- ſten beſonders die von der unendlichen Gnade GOttes durch Chriſtum annimmt, und ein zuverſichtliches Vertrauen zu derſelben nebſt dem feſten Vorſatz ſich zu beſſern wuͤrcket.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/532
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 500[496]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/532>, abgerufen am 26.11.2024.